PATTAYA: Rauch- und Alkoholverbot am Strand, feste Baht-Buslinien, sonnenschirmfreie Tage sowie viele weitere neue Bestimmungen, bezeugen die derzeitige Regulierungswut der Behörden, um Ordnung in das gewohnte Chaos in Pattaya zu bringen. Mit dem Ziel, mehr sogenannte Qualitätstouristen und Familien mit Kindern in das Seebad am Golf von Thailand zu locken, probiert die Stadtverwaltung mit allen Mitteln, das Image der Stadt aufzupolieren.
Für viele Urlauber und Residenten hingegen, erscheinen die Bemühungen der Behörden als reine Augenwischerei. Sie wünschen sich Taten statt Worte oder genauer ausgedrückt, eine nachhaltige Aufwertung der städtischen Infrastruktur, wenn man wirklich bemüht sein will, ein zahlungskräftigeres Publikum anzulocken. Mit Schlaglöchern übersäte Straßen, zugestellte Fußwege mit gefährlichen Stolperfallen, eine auseinanderbrechende Strandpromenade, ungeklärte Abwässer, Müll weit und breit sowie der tägliche Verkehrskollaps, sind in den Augen vieler Besucher die dringenderen Probleme, die an der Wurzel gepackt werden müssen.
Während man ausländische Urlauber versucht maßzuregeln, herrscht hingegen in vielen Lebensbereichen der einheimischen Bevölkerung regelrechte Anarchie, behördlich toleriert. Rote Ampeln werden lediglich als Empfehlung verstanden, Behindertenparkplätze rücksichtslos zugeparkt und der Müll unachtsam in der Walachei entsorgt, wohlwissend, dass keine oder nur geringe Sanktionen drohen.
Manfred, der seinen Lebensabend in Pattaya verbringt, kann davon ein Lied singen. Täglich spaziert er mit dem Handy bewaffnet durch die Stadt und hält im Bild fest, was in der Touristenmetropole im Argen liegt. Die Fotos hat der rüstige Rentner der Redaktion zur Verfügung gestellt, mit der Bitte, über die unübersehbaren Missstände zu berichten, in der Hoffnung, dass den verantwortlichen Behörden ein Licht aufgeht.
Es sind vor allem schnell lösbare Kleinigkeiten, die den Deutschen auf die Palme bringen. „Seit Monaten fließt zum Beispiel auf der Second Road, gegenüber der Soi 7/8, Wasser mit einem Gartenschlauch in die Abwasserrinne. Die Mitarbeiter des Wasserwerks wurden darüber bereits informiert, sich des Problems annehmen, wollen sie hingegen nicht“, berichtet er. Erstaunt ist er zudem über die hohe Zahl an Motorrädern ohne Kennzeichen, die auf Pattayas Straßen unterwegs sind. „Ich habe mal einen Zweiradlenker darauf angesprochen. Der grinste mich nur an und antwortete frech, dass sich dieses im Staufach unter dem Sattel befinden würde“, erzählt er.
Die Liste ließe sich Manfred folgend beliebig fortsetzen. Dennoch betrachtet er die vielen Makel mit Humor. Schließlich habe er sich ja ausgesucht hier zu leben und kann sich mit dem einen oder anderen Schönheitsfehler arrangieren, wie er selbst sagt. Und natürlich gibt es da auch noch die anderen Urlauber und Residenten, für die genau diese ganzen tolerierten Freiheiten und Fragwürdigkeiten, den ganz besonderen Charme ihres Lotterstädtchens ausmachen.