Tokio erneut im Corona-Notstand - Rekord an Neuinfektionen

Der japanische Premierminister Yoshihide Suga verkündet den Ausnahmezustand während einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz in Tokios größtem Vergnügungsviertel Kabukicho. Foto: epa/Franck Robichon
Der japanische Premierminister Yoshihide Suga verkündet den Ausnahmezustand während einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz in Tokios größtem Vergnügungsviertel Kabukicho. Foto: epa/Franck Robichon

TOKIO: Japan hat wegen wieder stark gestiegener Corona-Neuinfektionen für den Großraum Tokio erneut den Notstand ausgerufen. Das gab Regierungschef Yoshihide Suga am Donnerstag bekannt. Ein Lockdown ist die ab Freitag bis 7. Februar geltende Maßnahme jedoch nicht: Restaurants und Bars in Tokio sowie den angrenzenden Präfekturen Chiba, Saitama und Kanagawa sollen ab 19.00 Uhr keinen Alkohol mehr ausschenken und schon um 20.00 Uhr schließen. Wer kooperiert, bekommt Finanzhilfen. Firmen, die sich nicht daran halten, droht dagegen, öffentlich an den Pranger gestellt zu werden.

Auch Fitnesshallen und Kaufhäuser sollen die Öffnungszeiten kürzen. Die Bürger sind zudem aufgerufen, möglichst zu Hause zu bleiben und vor allem nicht nach 20.00 Uhr auszugehen. Anders in anderen Ländern sieht der Notstand jedoch keine Geldbußen bei Zuwiderhandlungen vor.

Wenige Monate vor den geplanten Olympischen Spielen in Tokio ist die Zahl der Corona-Neuinfektionen in der japanischen Hauptstadt am Donnerstag auf den Rekord von 2447 Fällen binnen eines Tages gestiegen. Landesweit stieg die Zahl der Fälle zudem erstmals über die Marke von 7000. Trotz der Ausbreitung des Virus ist Suga weiter entschlossen, im Sommer «sichere» Olympische Spiele abzuhalten. Er sei optimistisch, dass die Stimmung im Volk steigen werde, sobald die Impfungen gegen das Coronavirus beginnen. Diese sollen Ende nächsten Monats zunächst für Mitarbeiter im medizinischen Bereich beginnen.

Japan hatte zuletzt im April vergangenen Jahres für Tokio den Ausnahmezustand aufgerufen, der später auf das ganze Land ausgeweitet und Ende Mai aufgehoben worden war. Zuletzt sind die Infektionszahlen aber wieder stark gestiegen, vor allem im Großraum Tokio. Es besteht zunehmend die Sorge vor einer Überlastung des Gesundheitssystems. Einen Lockdown hat es in Japan zu keinem Zeitpunkt gegeben. Die Regierung ist auf den guten Willen der Firmen und Bürger angewiesen.

Die meisten Bürger des 127-Millionen-Einwohner-Landes tragen zwar Mund- und Nasenschutz. Doch waren Einkaufszonen im Vorfeld der Neujahrsfeiertage sowie Schreine zu Neujahr überfüllt. Auch benutzten viele Menschen weiter die Bahnen, andere amüsierten sich in Tokios nächtlichen Amüsiervierteln in Bars. Unternehmen sind jetzt erneut dazu aufgerufen, ihre Mitarbeiter möglichst von zu Hause aus arbeiten zu lassen. Die Bürobelegung soll um 70 Prozent gesenkt werden. Veranstaltungen dürfen nur bis zu 5000 Zuschauer haben beziehungsweise dürfen nur die Hälfte der Platzkapazitäten nutzen.

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Dirk Lange 09.01.21 05:26
@ Ingo
Richtig, dem IOC geht es nur ums Geld. Veranstaltungen, ohne Rücksicht auf evtl. Gefährdung der Sportler und Zuschauer, durchziehen damit der Rubel rollt. Ich hoffe, dass die nationalen Verbände mehr an die Gesundheit ihrer Sportler denken, und eine Teilnahme verweigern. Schade für die Sportler, die sich jahrelang vorbereiten. Durch die Verschiebung ist der Vorbereitungsplan eh' schon durcheinander geraten. Und bei manchen Sportlern könnte es sogar sein, dass sie, durch die Verlegung, ihr Höchstleistungsniveau
überschritten haben. Im Sport macht ein Lebensjahr mehr mitunter eklatante Leistungsunterschiede aus.
Hermann Hunn 08.01.21 19:52
Wenn der Rubel in Japan rollt ...
... und ich dachte bisher, dass die auf dem dritten Platz stehende Währung der japanische Yen sei. Nach dem Zerfall der ehemaligen UDSSR verlor der russische Rubel sagenhafte 000 (drei) Nullen und ist heute nicht mehr unter den zehn meistgehandelten Währungen zu finden.
Ingo Kerp 08.01.21 12:10
Trotz des derzeitigen Horrorszenarios, hält Japan und das IOC an den Olympischen Spielen immer noch fest. Es wird ein riesengroßes Loch in die japan. Kasse reißen und den IOC wieder um Millionen reicher machen. Was dabei als nicht zu berücksichtigend gilt ist die Tatsache, das über 60% der Japaner die Spiele im Land ablehnen. Was zählt schon Volkeswille, wenn der Rubel rollt.