Tödlicher Angriff in Niger

​Paris startet Anti-Terror-Ermittlungen

Niger-Präsident Issoufou Mahamadou. Foto: epa/Arne Gillis
Niger-Präsident Issoufou Mahamadou. Foto: epa/Arne Gillis

PARIS/NIAMEY: In Niger werden acht Menschen in einem Naturpark brutal getötet. Die Die Regierung spricht von einem Terrorakt - und ist zusammen mit Frankreich entschlossen, gegen die Täter vorzugehen.

Frankreich und der Niger wollen die Umstände eines Angriffs, bei dem in dem westafrikanischen Land acht Menschen getötet worden waren, so rasch wie möglich aufklären. Dafür sollen alle Mittel eingesetzt werden, wie das Amt von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am Montag in Paris mitteilte. Bei dem Großteil der Opfer soll es sich um Mitarbeiter einer Hilfsorganisation handeln.

Nigers Präsident Mahamadou Issoufou nannte die Tat auf Twitter einen «feigen und barbarischen Terrorakt». Auch in Frankreich gibt es Indizien für einen möglichen terroristischen Hintergrund der Tat. Französische Anti-Terror-Ermittler begannen eine Untersuchung, wie die Pariser Anti-Terror-Staatsanwaltschaft bestätigte.

Am Sonntag waren nach nigrischen Behördenangaben sechs Franzosen und zwei Nigrer in einem Naturpark getötet worden. Schwer bewaffnete Täter auf Motorrädern hätten sie bei Kouré in der Region Tillabéri im Westen des Landes angegriffen, hatte der Gouverneur Ibrahim Katiela gesagt. Wer hinter dem Angriff steckte, war zunächst unklar. Frankreichs Justizminister Éric Dupond-Moretti bestätigte, dass sechs Franzosen unter den Opfern sind.

Der Élyséepalast sprach von einem «mörderischen Anschlag», äußerte sich aber nicht zu möglichen Hintergründen der Tat. Macron habe mit Issoufou gesprochen, sie seien weiter entschlossen, gemeinsam gegen terroristische Gruppen im Sahelgebiet zu kämpfen. «Der Kampf geht weiter», schrieb Macron auf Twitter. Der 42-Jährige will am Dienstag in einem Verteidigungsrat mit mehreren Ministern über die Lage beraten.

Bei sieben der acht Opfer handelt es sich um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ACTED, einer französischen Hilfsorganisation, wie diese mitteilte. Das achte Opfer ist der Reiseführer. «Die Opfer waren zwischen 25 und 50 Jahre alt, es waren vier Frauen und vier Männer», sagte Frédéric Roussel, Direktor für Entwicklung und Mitbegründer von ACTED, am Montag in einer Pressekonferenz.

Die Gruppe war nach Angaben örtlicher Führer touristisch unterwegs. Kouré ist bekannt für seltene Westafrikanische Giraffen, die wegen Wilderei und der Zerstörung von Lebensraum vom Aussterben bedroht sind. Das Gebiet gilt eigentlich weitgehend als sicher vor terroristischer Aktivitäten. Die zwei Nigrer sind nach Angaben des Gouverneurs der Fahrer und Reiseleiter der Franzosen gewesen.

«Um 8.30 Uhr am Sonntag fuhren sieben unserer Mitarbeiter in den Kouré-Park», sagte ACTED-Generaldirektorin Marie-Pierre Caley. Um 9.30 Uhr hätten sie der NGO nach dem üblichen Protokoll ihre Ankunft begstätigt. Der Angriff habe sich dann gegen 11.30 Uhr ereignet. Die NGO habe von den Waldwächtern, die den Park bewachen, erfahren, dass eines ihrer Fahrzeuge niedergebrannt aufgefunden worden sei. «Das ist ein beispielloses Drama für ACTED. Es ist ein barbarischer, abscheulicher Akt», so Caley.

«Wir arbeiten in den gefährlichsten Gebieten», sagte Roussel. Das Paradoxe sei nun, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einem relativ sicheren Gebiet starben. Er monierte, dass humanitäre Helfer leichte Ziele seien. Die internationale Gemeinschaft lasse sie allein. ACTED kündigte an, in Paris eine Strafanzeige stellen zu wollen, um zu klären, was genau passiert ist und ob dies ein geplanter Angriff war.

Wer die Täter waren, war bislang unklar. Es habe sich um vier Angreifer auf zwei Motorrädern gehandelt, sagte Idé Maikido, Leiter der nationalen Brigade. Die Täter fuhren demnach nach dem Angriff in Richtung der Grenze zu Mali.

In der Sahelregion - ein Gebiet, das sich südlich der Sahara vom Atlantik bis zum Roten Meer erstreckt - sind etliche Terrorgruppen aktiv. Einige von ihnen haben dem Terrornetzwerk Al-Kaida oder dem Islamischen Staat (IS) die Treue geschworen. Immer wieder kommt es zu Angriffen und Anschlägen, auch im Westen des Nigers, vor allem nahe der Grenze zu Mali und Burkina Faso.

Nigers frühere Kolonialmacht Frankreich ist in Westafrika massiv im Einsatz gegen Islamistenmilizen. Der Anti-Terror-Einsatz «Barkhane» war im Februar auf rund 5100 Soldaten aufgestockt worden.

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