Tod von Bernd Grotsch: Weiter keine Antworten

Vor zwei Wochen auf Koh Tao gefunden – Familie will unbedingt Klarheit

Warum starb Bernd Grotsch auf Koh Tao? Schlangenbiss, Kreislaufversagen oder doch eine dritte Hand im Spiel? Die Angehörigen drängten erfolglos auf eine klärende unabhängige gerichtsmedizinische Untersuchung des Leichnams.
Warum starb Bernd Grotsch auf Koh Tao? Schlangenbiss, Kreislaufversagen oder doch eine dritte Hand im Spiel? Die Angehörigen drängten erfolglos auf eine klärende unabhängige gerichtsmedizinische Untersuchung des Leichnams.

KOH TAO: Bernd Grotsch aus Ingolstadt (47) war einer der bekanntesten ausländischen Unternehmer auf der Taucherinsel Koh Tao. Mit seinem Motorradgeschäft Lederhosenbikes schaffte er den unternehmerischen Spagat in einem schwierigen Umfeld – und dann wurde am 17. Juni plötzlich seine Leiche in einem Wohnhaus bei Mae Haad im Dschungel entdeckt. Bis heute gibt es mehr Spekulationen als Antworten. Die Familie in Bayern drängte erfolglos auf eine Überführung des Leichnams, um durch eine saubere Obduktion doch noch Klarheit zu erhalten.

Bernds Cousine Christina G. aus Erding bei München hat mit der Schwester des Verstorbenen alles versucht, um eine Rückführung nach Deutschland zu erreichen. Sie trauen den Behörden in Thailand nicht, zumal es einige Merkwürdigkeiten gegeben habe, sagt Christina. Bis heute habe man kein Obduktionsergebnis erhalten, nur vage Erklärungen und Mutmaßungen über einen angeblichen tödlichen Biss durch eine Giftschlange. Oder Herz- und Kreislaufversagen, ohne weitere Beweisführung.

Erste Obduktion fand anscheinend nie statt

Die Familie will das nicht akzeptieren, solange es keine zweifelsfreie gerichtsmedizinische Diagnose gibt. Anfangs hatten die Behörden auf Koh Tao verlautbart, die Leiche von Grotsch werde in die Provinzhauptstadt Suratthani zur ersten Obduktion überführt. Merkwürdigerweise lag der aufgebahrte Bernd Grotsch allerdings schon am Tag nach dem Auffinden im Tempel des Ortes Mae Haad auf Koh Tao in einem Kühlsarg. Wie sollen der Transport von der Insel Koh Tao nach Suratthani und zurück nach Koh Tao inklusive der gerichtsmedizinischen Untersuchung denn binnen 24 Stunden funktioniert haben?, fragen sich die Angehörigen in Bayern.

Auf ihren Druck und durch das Einschalten der Deutschen Botschaft in Bangkok konnte drei Tage darauf immerhin die Überführung nach Bangkok erreicht werden, allerdings gab es dabei die nächste Enttäuschung. Chrstina G.: Wir wollten, dass die anerkannte Forensikerin Dr. Pornthip Rojanasunand die Obduktion durchführt, sie genießt in Thailand den Ruf einer unabhängigen Gerichtsmedizinerin. Am Ende landeten Bernd Grotschs sterbliche Überreste aber im Polizeilichen Forensischen Institut Bangkok – dort, wo alle bisherigen spektakulären Leichenfunde aus Koh Tao untersucht worden waren.

Statt bei Dr. Pornthip im Polizeihospital Bangkok gelandet

Das Institute of Forensic Medicine Police Hospital in Thailands Hauptstadt war nach seiner Arbeit im Doppelmordfall von Koh Tao im September 2014 in die Weltschlagzeilen geraten. Aufgrund der gerichtsmedizinischen Gutachten wurden zwei burmesische Gastarbeiter auf Koh Tao (beide damals 21 Jahre) als Mörder der Briten Hannah Witheridge und David Miller zum Tode verurteilt. Andere Gerichtsmediziner, aus Thailand und Australien, hatten die DNA-Untersuchungen hart kritisiert, auch Dr. Pornthip Rojanasunand sagte 2015 als Zeugin vor dem Schwurgericht auf Koh Samui aus und ließ kein gutes Haar an der gerichtsmedizinischen Dokumentation der Polizeiforensik.

Weshalb nicht wie gewünscht Frau Rojanasunand die Autopsie von Bernds Leichnam vornehmen kann, weiß die Familie in Bayern nicht. Ihr wurde mitgeteilt, dass die Untersuchung im Institut für Forensische Medizin der Polizei Bangkok mindestens 30 Tage dauere und die sterblichen Überreste bis dahin dort verbleiben müssten. Bernds Mutter, Schwester und ihre Cousine hatten dafür gebürgt, alle Kosten für eine unabhängige Autopsie zu übernehmen und auch die Rückführung nach Deutschland zu bezahlen. Das sei überall nur auf taube Ohren gestoßen, klagt Christina G.

Thailändische Ehefrau verweigert Zusage für Rückführung

Die thailändische Ehefrau des Verstorbenen, die aus Koh Tao stammt und zum Todeszeitpunkt mit der gemeinsamen siebenjährigen Tochter in Ingolstadt weilte, verweigerte die Unterschrift für einen Transport nach Deutschland. Obwohl sie und Bernd Grotsch seit Jahren voneinander getrennt gelebt hatten, ist sie als Thailänderin und rechtliche Ehefrau alleine zeichnungsberechtigt.

Als sie nach anfänglicher Zusage am vergangenen Wochenende in Bayern endgültig die Rückführung aus Thailand abgelehnt habe, sei man wütend und zerstritten auseinandergegangen, schildert Bernds Cousine Christina G. Oey habe die Tochter gepackt und sei seither verschwunden. Die Familie schaltete das Jugendamt in Ingolstadt ein. Dort hatte das Kind (7) seit knapp zwei Jahren gelebt und war auch zur Schule gegangen.

Wie es im Fall Bernd Grotsch weitergehen soll, ist offen. Der Rücktransport sei gescheitert, auf die Leichenfreigabe im Polizeilichen Institut müsse man mindestens noch 20 Tage warten, sagt Christina G. Ob dann eine weitere Untersuchung durch Dr. Pornthip in Bangkok noch Sinn mache, wisse die Familie auch nicht.

Angehörige: Werden wohl nie die ganze Wahrheit erfahren…

Vermutlich, befürchtet Bernds Verwandtschaft in Ingolstadt, wird Bernd danach still und leise eingeäschert und dann sei der Fall für die Thaibehörden und auf Koh Tao abgehakt. Wir werden mit der Ungewissheit leben müssen, sagt Christina G.

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Alois Amrein 06.07.18 10:50
Einmal mehr Ko Tao
Einmal mehr ein ungeklärter Tod (oder Tötung) eines Farangs auf Ko Tao mit obstruktivem Verhalten der thailändischen Behörden. Die Insel erlangt immer mehr traurige Berühmtheit, international. Der Tod des britischen Paares mit den den 2 burmesischen Bauernopfern ist noch immer nicht geklärt, und inzwischen sind weitere Touristen ermordet worden. Gute Werbung für das "Paradies" Thailand, wo ein Menschenleben weniger gilt als bei der italienischen Mafia.
Kurt Wurst 05.07.18 12:17
Frau Dr. Pornthip
ist eine allgemein (zumindest international) anerkannte sehr gute Forensikerin. Nichtsdestotrotz darf man sich als Nation nicht vorschreiben lassen, von wem eine Obduktion vorgenommen wird.
Jürgen Franke 05.07.18 11:01
Es fällt in desem höchst interessanten Bericht
vor allem auf, dass die Ehefrau ihre Zustimmung zur Überführung der Leiche nach Deutschland nicht gegeben hat. Wir haben zu akzeptieren, dass die Wahrheitsfindung offensichtlich in diesem Kulturkreis einen anderen Stellenwert genießt.