«Manta Manta - Zwoter Teil»

​Til Schweiger ist zurück am Steuer 

Foto: Bernd Spauke/Constantin Film Verleih/dpa
Foto: Bernd Spauke/Constantin Film Verleih/dpa

KÖLN: Vor mehr als 30 Jahren setzte der Film «Manta, Manta» einem Auto und dem zugehörigen Macho-Milieu ein Denkmal. Heute fühlt er sich an wie eine Erzählung aus einem fernen Land aus Benzin und Diesel. Til Schweiger schreibt die Saga dennoch fort. Bitte anschnallen!

Kann man aus ein paar ausgelutschten Witzen einen ganzen Kinofilm machen? 1991 hat man diese Frage in Deutschland mit einem freudigen «Ja!» beantwortet. Die Mauer war gerade gefallen, die Nationalmannschaft Fußball-Weltmeister und überall im Land wurden Witze über Manta-Fahrer erzählt, da brachte der Produzent Bernd Eichinger (1949-2011), gesegnet mit einem Händchen für zeitgeistige Stoffe, «Manta, Manta» in die Kinos - einen Film über ein als Proletenschleuder belächeltes Auto, den Manta. In ihm saß ein blutjunger Schauspieler im Unterhemd, dem der teutonische Spritschlucker zur Kino-Karriere verhelfen sollte: Til Schweiger.

Eigentlich ist es nicht schicklich, bei einem neuen Kinofilm zunächst in der Vergangenheit zu wühlen. Bei «Manta Manta - Zwoter Teil», der am Donnerstag (30. März) anläuft, geht es aber nicht anders. Zu viele Generationen sind aufgewachsen, die nie in den zweifelhaften Genuss eines Witzes kamen, in dem ein Manta-Fahrer als Bildungsprekariat mit Cowboystiefeln verulkt wurde. Zu viele Nachgeborene werden sich auch fragen, wie man überhaupt auf die Idee kommen kann, Autos derart zu fetischisieren. Kurzum: Eigentlich hört es sich selbst wie ein Manta-Witz an, dass «Manta, Manta» nach 32 Jahren fortgesetzt wird.

Um was geht es also? Manta-Fan Bertie (Schweiger), der am Ende des ersten Teils von seiner dauerblonden Uschi (Tina Ruland) erfährt, dass er bald Vater wird und womöglich «so 'nen Pampers-Bomber» kaufen will, betreibt mittlerweile mehr schlecht als recht eine Autowerkstatt samt Kart-Bahn, in der auch sein treudoofer Alt-Kumpel Klausi (Michael Kessler) arbeitet. Wie man erfährt, hat Bertie eine Rennfahrer-Karriere hinter sich, die er nach einem schweren Unfall aufgab. Von Uschi lebt er getrennt. Aber sie haben Kinder: die patente Mücke (Schweigers Tochter Luna Schweiger) und den wie Papa an feschen Autos interessierten Daniel (Tim Oliver Schultz).

Als Berties Laden finanziell in die Schieflage gerät, entscheidet sich der eigentlich geläuterte Bleifuß, doch noch mal zu einem Rennen anzutreten - ein Wettbewerb mit «Classic Cars» soll es richten. Von diesem Moment an ahnt man, auf welches Fahrzeugmodell seine Wahl am Ende fallen könnte. Er trifft dabei auf seinen alten Rivalen Axel (Martin Armknecht). Das ist der mit dem «schönen Benz» aus Teil eins.

Während «Manta, Manta» einst ein Klischee nach dem anderen über die Straße jagte (Manta-Fahrer-Freundin gleich Frisörin, Atomkraft-Gegnerin gleich nicht alle Tassen im Schrank), um ein Milieu zu beschreiben, ist man in der Fortsetzung bemüht, den Figuren mehr als eine Eigenschaft zuzugestehen. Auch ein bisschen ironische Brechung ist dabei, aber eher auf ästhetischer Ebene. Bertie, in den 90ern hängen geblieben, fährt nun auch mal - potzblitz - Fahrrad.

Der größte Unterschied zu 1991 ist aber die Konstellation der Hauptdarsteller. Im ersten Teil gab es da mehrere, fast gleichberechtigte: Den Manta und die Manta-Clique drumherum. Nun aber steht Bertie klar im Mittelpunkt - also Schweiger, der diesmal auch Regie geführt und das Drehbuch mitverfasst hat. Mehrmals hatte er öffentlich von einer Fortsetzung der Kult-Komödie geträumt.

Bertie ist nun ein Charakter, den man aus Schweiger-Filmen kennt. Maskuline Männerfigur, Typ Streuner mit dem Herz am rechten Fleck, der ein bisschen wackelt, aber nie fällt und für die Kinder da sein will. Dieses Konglomerat an Eigenschaften führt dazu, dass er in einer Szene gutherzig und selbstlos zwei Knirpse auf seine Kart-Bahn lässt, obwohl sie nicht genug Geld haben - und wenig später einen jungen Mann brutal auf ein Lenkrad knallt, den er für unwürdig hält, seine Tochter zu treffen. Besagte Tochter verzeiht ihm das natürlich. Überhaupt wird in «Manta Manta - Zwoter Teil» recht viel geprügelt.

Am Ende ist der Film dadurch mehr ein Bertie-Film als ein Manta-, Auto oder Milieu-Film - was ihn natürlich etwas leichter zugänglich macht und gewisse inhaltliche Klippen umschiffen lässt. Für die Fans des ersten Teils gibt es dennoch allerlei filmische Zitate zu finden - angefangen beim Fuchsschwanz bis hin zu Klausi und seiner doch sehr speziellen Art, nicht perfekt passende Stiefel passend zu machen.

Und natürlich fehlt auch das wichtigste Zitat nicht: der Manta. Pink, türkis, gelb - eine Art Ballonseide-Trainingsanzug auf Rädern. Als ihn Berties Sohn Daniel erstmals erblickt, ist er sehr erstaunt. Er sagt: «Ihr könnt mir nicht ernsthaft sagen, dass das mal modern war.»

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