Thais ziehen Leben als Single vor

Foto: anekoho/Adobe Stock
Foto: anekoho/Adobe Stock

BANGKOK: Eine wachsende Zahl junger Thailänder entscheidet sich gegen die Ehe, wie aus einem Bericht des Nationalen Rates für wirtschaftliche und soziale Entwicklung (NESDC) hervorgeht.

Laut der jüngsten Erhebung, die am Montag (27. Mai 2024) veröffentlicht wurde, haben 40,5 Prozent der Menschen im fortpflanzungsfähigen Alter, definiert als 15 bis 49 Jahre, keinen Wunsch zu heiraten – ein deutlicher Anstieg gegenüber 35,7 Prozent im Jahr 2017.

Diese Entwicklung ist besonders besorgniserregend für die thailändische Regierung, die angesichts einer schnell alternden Bevölkerung und sinkenden Geburtenraten versucht, mehr junge Paare zur Elternschaft zu ermutigen. Thailand erlebt einen demografischen Wandel, der das Potenzial hat, die Dynamik der Arbeitskräfte und Wirtschaft des Landes langfristig zu beeinträchtigen.

Ein zentraler Faktor für diesen Trend ist das sogenannte „SINK“-Konzept – Single Income, No Kids. Viele Unverheiratete neigen dazu, lange Arbeitszeiten zu haben und somit weniger Gelegenheiten, einen Lebenspartner zu finden. Der NESDC kritisiert zudem die aktuellen politischen Maßnahmen zur Familienförderung als unzureichend im Vergleich zu anderen Ländern, die finanzielle Anreize für Familien mit Kindern bieten.

Die Situation könnte gravierende wirtschaftliche Folgen haben. Eine Studie von Fidelity International und dem BlackRock Investment Institute, die am Montag von Bloomberg zitiert wurde, zeigt, dass Länder mit einer jüngeren Bevölkerung wie Indien und Indonesien zunehmend in den Fokus von Investoren rücken. Im Gegensatz dazu könnte Thailands alternde Bevölkerung das Wirtschaftswachstum bremsen.

Die Geburtenrate in Thailand hat sich seit 1960 drastisch verringert, von 44 auf 10 Geburten pro 1.000 Einwohner im vergangenen Jahr. 2020 wurde Thailand als „vollständig überalterte Gesellschaft“ eingestuft, da 20 Prozent der Bevölkerung 60 Jahre oder älter waren.

Als Reaktion darauf schlägt der NESDC vor, Vermittlungsplattformen einzurichten, die es Singles erleichtern sollen, einander zu begegnen. Zusätzlich sollten staatliche und private Stellen dazu beitragen, ein besseres Gleichgewicht zwischen Arbeit und Lebensstil zu fördern.

Mit diesen Herausforderungen konfrontiert, plant die thailändische Regierung, die Familienpolitik auf die nationale Agenda zu setzen, um einer weiteren Schrumpfung und Überalterung der Bevölkerung entgegenzuwirken.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder
Andre Becker 29.05.24 05:27
@ Ingo Kerb
Volle Zustimmung!
Dracomir Pires 28.05.24 14:50
Zu viele Hunde
Vor allem in den Kinderwagen - sogar in den Shoppingcentern :-(
Ingo Kerp 28.05.24 12:40
Ohne die Zahlen in Zweifel zu ziehen ist aber in den laendlichen Gegenden, beispielsweise dem Isaan, nicht feststellbar, das es an Nachwuchs fehlt. Dabei spielt es keine Rolle ob die jungen Leute verheiratet sind oder nicht. In den Staedten, wo Wohnraum knapper und teurer sein mag und auch die Bildung hoeher sein kann, gibt es sicherlich etliche junge Menschen, die der Erhebung entsprechen.