Der Familienname spielt im Alltagsleben für die Thais keine Rolle und wird nur bei offiziellen Fällen benutzt. In Thailand spricht man mit dem Vornamen an oder oft sogar einfach dem Spitznamen, der meist nur eine Silbe und keine besondere Bedeutung hat. In der Anrede kommt eine Höflichkeitsform "Khun” davor; die zu deutsch etwa wie als "Sie” oder "Herr - Frau” gilt. (In der Thaisprache gibt’s kein Geschlecht, Khun gilt für Männer und Frauen). Der Vorname bei den Thais wird mit einer gewissen Sorgfalt von den Eltern ausgesucht, denn alle amtlichen Namen sollen eine besondere Bedeutung haben. Meistens sind es Begriffe aus der Literatur in Sanskrit- oder Palisprache, die man erst auf Thai übersetzen muss, um die Meinung zu verstehen. Manche lassen den Namen für ihr neugeborenes Kind von den Grosseltern aussuchen. Abergläubische richten sich nach den astrologischen Leitfäden, in denen für jeden bestimmten Tag, an dem ein Kind geboren wird, bestimmte Buchstaben nicht verwendet werden sollten. Die Donnerstagskinder zum Beispiel sollen in ihrem Namen die Buchstaben D T P N vermeiden, die Freitagskinder J Y R L W, und bei Montagskinder sollen überhaupt keine Vokale enthalten sein. In der Thaisprache sind Konsonanten (44) auch ohne Vokale lesbar, wenn sie mit bestimmten anderen Konsonanten verbunden sind. Einige Konsonanten werden auch als Selbstlaut gebraucht; zum Beispiel ergibt ein Doppel-R in Thai den Laut "an” oder das W gilt auch als ein "ua”-laut (siehe Beispieltabelle).

Nomen est omen

Der Name soll dem Träger ein vorteilhaftes, glückliches und gnädiges Leben verheissen. Deshalb kommt es nicht selten vor, dass erwachsene Thais plötzlich ihren Vornamen ändern, wenn sie mit ihrem bisherigen Los oder Leben nicht ganz einverstanden waren. Es gibt im Leben viel Unerklärliches; niemand weiss genau, warum der eine als Glückspilz und der andere als Pechvogel geboren wurde. Es ist daher verständlich, dass der enttäuschte Mensch in der Astrologie Trost und Hilfe sucht, um sich beruhigt zu fühlen. Manchmal scheinen die Sterne doch irgendwie Einfluss auf das Leben der Menschen zu haben. Es ist so wie mit einer Fernsehantenne: Wenn diese nicht in der richtigen Himmelsrichtung eingestellt ist, kann es im Bild eine Störung geben. Darum erhofft man sich mit einem neuen Namen mehr Gesundheit, Glück, berufliches Fortkommen oder ähnliches.

Die neue Namenswahl - verbunden mit den richtigen Buchstaben - wird meist von den buddhistischen Mönchen, nach der numerologischen Richtlinie von Geburtszahlen (Geburtsdatum) und Mondphasenkunde bestimmt. Der Mensch soll einen Namen aus den Buchstaben tragen, die zu ihm passen. Jede Zahl oder Buchstabe hat ihre eigene Schwingung, die Stärke oder Schwäche auf jede einzelne Person unterschiedlich bewirken.