Cannabis-Branche bangt um ihre Zukunft

Cannabis-Shop in Bangkok. Foto: epa/Narong Sangnak
Cannabis-Shop in Bangkok. Foto: epa/Narong Sangnak

BANGKOK: Ein Vorschlag der aus den Wahlen hervorgegangenen thailändischen Move Forward Party (MFP), Cannabis ein Jahr nach seiner Legalisierung wieder als Rauschmittel einzustufen, sorgt für Panik in einer Branche, die in den nächsten Jahren einen Wert von bis zu 1,2 Milliarden US-Dollar haben dürfte.

Seit der Legalisierung des Konsums und des Anbaus von Cannabis sind im ganzen Land Tausende von Geschäften wie Pilze aus dem Boden geschossen. Zahlreiche Läden in Bangkok und anderen Touristengebieten bieten Touristen und thailändischen Rauchern Marihuana zum Kauf an.

Jetzt macht die Aussicht, dass eine neue Regierung den freien Markt wieder einschränken könnte, die Geschäftsinhaber nervös, obwohl die MFP versprochen hat, das Cannabisgeschäft zu schützen.

Ein Gesetzesentwurf, der die Regeln festlegen sollte, scheiterte im Parlament, so dass eine riesige Freizeit-Marihuana-Branche das Rechtsvakuum in Thailand ausnutzen konnte.

Die MFP hat eine Koalition mit anderen Oppositionsparteien gebildet, darunter die Pheu Thai-Partei, die als Reaktion auf die Sorge um die Gesundheit und den Missbrauch durch Jugendliche im Wahlkampf versprochen hat, den Freizeitkonsum von Marihuana zu verbieten.

Die MFP und ihre Verbündeten haben in der vergangenen Woche ihre politische Agenda veröffentlicht, die einen Vorschlag zur „Neueinstufung von Marihuana als kontrollierte Substanz (...) mit neuen Gesetzen zur Regelung und Unterstützung seiner nützlichen Verwendung“ enthält.

Das sorgt für Bestürzung in der Pro-Cannabis-Lobby, auch unter den progressiven jungen Leuten, die den Oppositionsparteien zum Sieg verholfen haben.

Die MFP scheint vorsichtig zu sein, wenn sie die Zukunft eines Geschäftsbereichs plant, der laut einer Prognose der Universität der thailändischen Handelskammer bis 2025 1,2 Milliarden US-Dollar wert sein könnte.

Am Donnerstag (25. Mai 2023) verteidigte die Parteifunktionärin Sirikanya Tansakun den Plan, Marihuana neu zu klassifizieren, mit der Begründung, dass dies notwendig sei, um das rechtliche Vakuum zu beenden.

Sie versprach jedoch, dass die Unternehmen Unterstützung erhalten würden, wenn die Partei die Regelung durch das Parlament bringe.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.

Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Norbert Schettler 29.05.23 20:10
Siamese
Sehen Sie es mal von der anderen Seite. Mehr Cannabis Nutzer bedeutet weniger YaBa Nutzer.
hubi 29.05.23 18:40
Ilegal
Hermann Hunn, Ach wieder Herr Besserwisser. In der Schweiz ist Hanf toleriert aber nicht Legal und auf THC Gehalt beschränkt. Das ist ein Unterschied Her Hunn!
Hermann Hunn 29.05.23 18:10
Heimat
Lieber Hubi, bevor Sie anderen Forenten widersprechen, sollten Sie sich besser bei dem BAG Schweiz (Bundesamt für Gesundheit) schlau machen, was bezüglich Cannabiskonsum legal/illegal ist. Unter bestimmten Voraussetzungen ist der Konsum in der Schweiz vollkommen legal.

In den Verkaufsstellen für Zigaretten ist beispielsweise das Produkt „Heimat“ ganz legal (an Personen ab 18 Jahren) frei verkäuflich.
Frank Di Marco 29.05.23 17:30
ich habe....
.. etliche freunde durch alkoholkonsum (seis unfälle oder krankheiten) verloren und keinen einzigen wegen canabis konsum und alle haben sie gesoffen und geraucht. wollte es nur mal gesagt haben.
hubi 29.05.23 16:30
Legalisierung
Thomas Sylten, genau so sehe ich es auch. Denn um so verbotener es ist um so mehr reitzt es doch.
Stichwort Aufklärung, so wie es Herr Stettner richtig beschrieben hat. Ausserdem ist Alkohol schädlicher als Cannabis. Doch das ist die Volksdroge, da darf man ja nichts einschränken. Weil es extrem viel alkoholkranke Menschen gibt, wird auch nicht eingeschränkt. Man will es einfach nicht wahr haben, dass wir ein Alkoholproblem in der Gesellschaft haben!
Norbert Schettler 29.05.23 16:10
Franky
Wir kennen uns ein wenig und haben gegenteilige Meinungen zu dem Zeug. Aber bitte, wie kommst Du zu den Aussagen, "der ausufernde Konsum von Privatpersonen" und "Alkohol ist für Jugendliche nicht so leicht zu bekommen"? Die Kinder und Jugendlichen kommen an alles, auch an dieses ganze chemische Zeug. Die sind heutzutage so gut vernetzt, da hilft kein Verbot. Deshalb nochmals von mir, Aufklärung ist das A und O, Familie, Schule, wo auch immer. Wo ich allerdings auch ansetzten würde sind die Shops mit ihren bunten, grellen Neonlichtern. Das zieht natürlich die Kids an, da sollte man sich sehr viel bedeckter halten.
Thomas Sylten 29.05.23 15:40
Prohibition oder Anarchie vs. regulierte Freigabe
Es kommt wohl auf das Menschenbild an, welches der Staat von seinen Bürgern hat:
- Hält er sie grundsätzlich für selbstverantwortlich, gibt er Cannabis und Dampfen frei, und konzentriert sich auf die Bekämpfung des gelegentlichen Missbrauchs durch unverantwortliche Personen (freiheitlicher Staat).
- Hält er sie hingegen der Selbstverantwortung für unfähig, müssten alle zum Missbrauch verleitenden Drogen verboten werden, um die Bürger vor sich selbst zu schützen (paternalistischer Staat).

Auch wenn ich natürlich dem freiheitlichen System zuneige, wären beide Systeme immerhin konsistent -
völlig unlogisch aber ist, dass manche Drogen verboten (Cannabis, Dampfen) werden, während zugleich gesellschaftlich viel verhängnisvollere Drogen wie Rauchen (belasten das Gesundheitssystem) und vor allem Alkohol (alle Bürger sind durch betrunkene Randalierer und Autofahrer gefährdet) erlaubt sind.

Daher begrüße ich die Legalisierung von Cannabis und erwarte dies konsequenterweise auch fürs Dampfen -
um in einem zweiten Schritt dann für ALLE Drogen eine ähnliche Regulierung zum Schutz Minderjähriger und anderer (Nicht-)Betroffener vor Missbrauch durch unverantwortliche Drogennutzung durchzusetzen.
hubi 29.05.23 15:00
Legalisierung
Renato Bumann
Bitte erkundigen sie sich vorher, bevor sie etwas Schreiben. Die Schweiz ist nach wie vor das Cannabis illegal.
Im übrigen ist es Illusion das beim Verbieten des Cannabis die organisierte Kriminalität verschwunden sein wird. Dann erst Recht! Es hat wieder niemand mehr die Kontrolle was für Zeug angeboten wird und die Jugendlichen besorgen sich das Zeug illegal. So sind viele Jugendliche in die harten Drogen abgerutscht, da es Dealer gibt die nicht nur Cannabis verkaufen.
Jomtien Franky 29.05.23 14:50
Vernunft
Es könnte ja wirklich mal jetzt sein, dass die Vernunft einzieht ins Abgeordnetenhaus. Wie Renato schon richtig sagte, für die 1% medizinischen Nutzen kann man ja eine Rezeptpflicht einführen, aber dieser ausufernde Konsum von Privatpersonen muss einfach gestoppt werden. Dieser Gestank ist fürchterlich, und alle Kinder und Jugendlichen müssen davor geschützt werden, sowie die Verkehrsteilnehmer...
Und jaaaaaa, Alkohol ist auch ein Rauschmittel, das ist aber für Jugendliche längst nicht so einfach zu bekommen wie Cannabis, und ist für die Polizei auch wesentlich einfacher zu kontrollieren...
leschim alex 29.05.23 14:30
Es ist dringend noetig ......
..... das klare Vorschriften / Gesetze hinsichtlich des Anbaus, Vertriebs und Konsums ( = Missbrauchs) von Cannabis gemacht werden. Bei diesem Hickhack seit der Legalisierung von Cannabis (zu medizinischen Zwecken 5555) ist eine Kontrolle ueberhaupt nicht mehr moeglich und es ist anzunehmen das nicht nur viele Teilnehmer am Strassenverkehr stark alkoholisiert, sondern auch noch jede Menge Leute darueber hinaus dauerbekifft hinterm Steuer / am Lenker sitzen und sich ( = was nicht das Schlimmste ist) und vor allem ANDERE gefaehrden. Eventuell wird der ein oder andere Unternehmer dieser neuen Geschaeftssparte wegen eindeutiger Gesetze auf der Strecke bleiben, mein Mitgefuehl mit denen haelt sich in Grenzen.
Helmut Spiegel 29.05.23 14:20
Helmut Spiegel
Da haben nun viele Bauern mit dem Rauschzeug das grosse Geld machen wollen.
Und nun ist es gut, das sie einen vor den Latz bekommen.
Schuster bleib bei deinen Leisten. Ihr Bauern baut lieber Reis und Durian an.
Renato Bumann 29.05.23 13:50
Überall wo Cannabis legalisiert wird, macht sich die Organisierte Kriminalität breit. War in den Niederlanden, Schweiz und in Tschechien so. Jetzt halt in Thailand. 1% Medizinische ist voll in Ordnung. Den Rest (99%) braucht es nicht.
Gunter Schneider 29.05.23 13:00
Vernünftige Leute am Werk
Es war falsch, Cannabis ohne echte Kontrolle freizugeben. Da hat man Land und Leute überschätzt. Nun scheinen vernünftige Leute am Werk zu sein, dies in richtige Bahnen zu lenken.
Günter Jack 29.05.23 12:50
Das fängt ja schon gut an mit der Bildung einer neuen Regierung. Da erden die Proteste enttäuschter Wähler nicht lange auf sich warten lassen. Vielleicht steht das Militär ja schon wieder Gewehr bei Fuss für den Fall der Fälle..
Ingo Kerp 29.05.23 12:20
Wenn ein Wert von 1,2 Mrd US$ mit Cannabis erwirtschaftet werden kann, moeglicherweise, fangen natürlich die Produzenten-Knie an zu zittern, wenn eventl. gesetzliche Veränderungen diskutiert wird. Es geht um viel Geld, nicht um das Wohlbefinden der Menschen.