Thailändische Lebensversicherung

​Callolo und seine Herzallerliebste - Eine humorvolle Geschichte 

Thailändische Lebensversicherung

Meine Herzallerliebste wartete gar nicht erst ab, bis ich die Schuhe vor der Haustür ausgezogen hatte, "Callolo, der Bernd ist heute mit Herzinfarkt ins Hospital eingeliefert worden."

Bernd ist ein Schweizer, der ein paar Häuser weiter in unserer Siedlung wohnt. Er ist ein liebenswerter älterer Herr, irgendwo zwischen zweiundsiebzig und fünfundsiebzig Jahre alt.

"Das tut mir sehr leid", antwortete ich, wie steht es um ihn?"

Nai zuckte mit den Schultern: "Keine Ahnung."

"Und was sagt Noy?"

Noy ist seine Lebensgefährtin, eine 33-jährige Thai, die in unserer Siedlung nicht besonders beliebt ist.

"Noy ist wie ein Aasgeier", zischte Nai, "die wartet doch nur darauf, dass er endlich stirbt."

Ich schwieg. Aber meine Herzallerliebste ließ nicht locker: "Weißt du, wie das jetzt weiter geht?"

Ich schüttelte den Kopf: "Nein, woher soll ich das wissen?"

"Dann werde ich es dir sagen: "Sobald Bernd tot ist, verkauft sie das Haus und fährt zurück zu ihrem Mann und zu den Kindern im Isaan."

"Was? Sie hat außer Bernd noch einen anderen Mann? Das wusste ich ja gar nicht."

"Aber du kennst doch ihren Bruder Sandhi oder?"

"Ja, und?"

"Das ist in Wahrheit ihr Mann, mit dem hat sie sechs Kinder im Isaan. Und dorthin wird sie so schnell wie möglich zurückkehren mit dem Erbe von Bernd."

Ich brauchte einige Zeit, um diese Information zu verdauen. Ich kannte Bernd. Er war ein anständiger Kerl, und er liebte seine Noy, auch wenn zwischen ihnen nicht alles so perfekt lief, wie er es sich erhofft hatte.

Einen Tag später erreichte uns die traurige Nachricht: Bernd war tot und sollte im Tempel an der South-Road verbrannt werden. Meine Herzallerliebste und ich nahmen an der Zeremonie teil. Als wir zurückkamen, stand bereits ein Umzugswagen vor dem Haus von Bernd.

"Siehst du?" giftete Nai, "sie kann es gar nicht erwarten."

"Aber was soll sie denn machen", erwiderte ich, "nachdem ihr Partner nicht mehr da ist."

"Sie hat doch nur darauf gewartet."

"Ich bin auch nicht mehr der Jüngste, Schatz."

"Ach, was redest du, Callolo. Komm jetzt, ich koche uns einen Kaffee."

Während wir den heißen Kaffee schlürften, wurde meine Herzallerliebste immer ernster.

Ich fragte sie nach dem Grund, aber sie schüttelte nur mit dem Kopf. Nach einer Weile fragte sie: "Callolo, wenn ich plötzlich sterbe, was machst du dann?"

"Bitte?"

"Du hast mich schon richtig verstanden."

"Aber ich bin viel älter als du. Ich werde vor dir sterben, und dann bist du gut versorgt."

"Und wenn es anders kommt?" Sie hatte damit offensichtlich ein Problem.

"Nun sag schon, Callolo."

"Ich habe darüber noch nie nachgedacht."

"Das solltest du aber."

"Warum?"

"Weil Farangs manchmal viel älter werden als ihre jungen Thai-Frauen."

"Das will ich doch nicht hoffen."

"Callolo, wir sollten der Realität ins Auge sehen."

"Was meinst du damit?"

"Ich möchte gerne wissen, wie es weiter geht, wenn ich nicht mehr bin."

"Aber Schatz."

"Callolo, meine Tochter ist noch sehr jung, und attraktiv ist sie auch oder? Du findest sie doch auch schön, nicht wahr?"

"Ich verstehe nicht, was Rin mit unserem Thema zu tun hat."

"Ich möchte gerne, dass du sie, wenn ich tot bin, zur Frau nimmst."

Ich wusste plötzlich nicht mehr, was ich sagen sollte.

"Wovon redest du, Schatz?"

"Das weißt du ganz genau, Callolo. Es geht um meine Familie. Wenn ich sie mit deiner Hilfe nicht mehr versorgen kann, wer wird sich dann um sie kümmern?"

"Du meinst?"

"Callolo, ich bin sicher, Rin würde gerne deine Frau werden. Und sie würde auch ganz bestimmt alles für dich tun." Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: "Dann könnte sie meine Mutter weiterhin unterstützen, so wie ich es jetzt tue."

Über diese Aussage musste ich lange nachdenken. Bedeutet das Zusammenleben mit meiner Herzallerliebsten in erster Linie nichts anderes, als die Versorgung ihrer Familie im Isaan?"

Ich weiß, an dieser Frage ist schon mancher Farang verzweifelt. Ich bin da, zum Glück, etwas realistischer. Meine Nai ist eine wunderschöne Frau, die ich heiß und innig liebe. Aber gegen ihre genau so schöne Tochter hätte ich auch nichts einzuwenden. Nur, ich glaube kaum, dass ich das jemals erleben werde.

Callolo und seine Herzallerliebste und Angekommen in der Wirklichkeit

Callolo und seine Herzallerliebste

In 130 heiteren Kurzgeschichten hat Autor Carolus in zwei Büchern sich mit unterschiedlichen Erfahrungen, die sich aus dem Zusammenleben zwischen Thais und Farangs ergeben, verfasst. Die humorvollen Geschichten behandeln das Eheleben zwischen Nai und Callolo. Im Leben der beiden wird viel Toleranz abverlangt. Dass es trotzdem immer wieder ein Happy End geben kann, beweist der Autor, im ersten Buch, in vielen unerwarteten Entwicklungen. Im zweiten Werk hat der Autor seine „rosarote Brille“ abgenommen und erzählt auf ehrliche und gewohnt charmante Weise über Probleme und Schwierigkeiten, die in seiner nicht mehr ganz taufrischen Beziehung zu Nai entstehen.

Die beiden Taschenbücher können Sie im FARANG-Onlineshop bestellen.

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Hermann Hunn 22.02.21 13:37
Rudolf Bernhard / Beni der „Schnurri"
Als Kenner und Organisator von Kleinkunst und Comedy ist Ce Eff Krüger wohl auch das Bernhard-Theater in Zürich ein Begriff. Ihm sollte eigentlich geläufig sein, dass „Bernd" als Kurzform den Schweizer*innen nicht so sehr auf der Zunge liegt bzw. nördlich des Rheins üblich ist.

Tempi passati, das in den Kriegswirren 1941 durch Rudolf Bernhard initiierte Theater hat seine Glanzzeiten hinter sich. Vor 40 Jahren wurde das Gebäude zu Gunsten Erweiterungen des in unmittelbarer Nähe stehenden Opernhaus abgerissen und fand drei Jahre später wieder Unterschlupf in den neuen Räumlichkeiten. Die „Erben" von Bernhard waren die Gebrüder Grabowski. Nach dem Tod von Eynar Grabowski schrammte das Theater knapp an einem Konkurs vorbei und wird aktuell vom Opernhaus „sub-subventioniert" bzw. aus opportunen / parteipolitischen Gründen am Tropf gehalten; dies notabene von der „Institution Opernhaus", die selbst auf staatliche Förderungsbeiträge (~ 80 Mio/p.a.) angewiesen ist

Auch ein anderer Bernhard, „der Schnurri der Nation" müsste genannt werden.Die Rede ist von Bernhard „Beni" Turnheer, seines Zeichen ehemaliger Sportreporter und Namensgeber seiner „Benissimo" Millionen-Glückslos-Sendung welche von 1992 bis 2012 zu den besten Sendezeiten ausgestrahlt wurde.
Michael Reindl 21.02.21 17:26
Bernhard, Bernd
@Dragomir Pires
Bernd ist die Kurzform des Namens Bernhard. Also da hätten wir in der Schweiz den "Großer St. Bernhard", den Olympia Goldmedaillengewinner Bernhard Russi, den Regisseur Bernhard Wicki, ...
Dracomir Pires 21.02.21 16:22
Trifft nicht zu 100 % für alle zu
Meine Freundin zum Beispiel erhält eine eigene Rente aus der Schweiz und unterstützt ihre Familie/Verwandtschaft in Thailand NICHT. Ausgenommen ein wenig Bargeld für ihre 92jährige Mutter, wenn wir sie jährlich mal besuchen. Übrigens kenne ich keinen einzigen Schweizer, der Bernd heisst. Höchstwahrscheinlich hiess er Beat.