Thai-Gold

Thai-Gold

Gold ist schon seit vielen Jahrhunderten nicht nur eine Handelsware, sondern in Thailand eine solide Ersatzwährung. Die Thais waren schon immer eifrige Käufer von Gold. Halsketten, Gold und Land werden hier nach wie vor als die einzigen Anlagen gesehen, die auf Dauer gesehen Bestand haben.

Armreifen und andere Schmuckstücke aus massivem Gold sind nicht nur eine sichere Kapitalanlage, wie die jetzige Wirtschaftskrise wieder mal gezeigt hat, sondern der Goldschmuck dient auch als ein für die Thais sehr wichtiges Statussymbol. Mit dem getragenen Goldschmuck kann man zeigen, wie reich man ist, was mit einem um den Hals gehängten Sparbuch schlecht möglich wäre. Goldschmuck gilt als Garantie für finanzielle Zahlungsfähigkeit und ist gleichzeitig eine finanzielle und immer mitgeführte Sicherheit für Notfälle. Deshalb wird in Thailand viel mehr Goldschmuck getragen als in Europa. Natürlich trägt man nicht immer sein ganzes Gold in Form von Ketten oder Ringen mit sich herum. Aber bei besonderen Anlässen oder Festen wird schon gerne gezeigt, was man hat. Und wer nichts oder nur wenig hat, der leiht sich zu solchen Anlässen auch schon mal Goldschmuck von Freunden oder Verwandten aus.

Die meisten Goldläden in Thailand gehören Chinesen oder Thai-Chinesen. Die Läden haben fast immer scharlachrote Fassaden sowie Glasvitrinen, in denen Ringe, Halsketten und Armreifen strahlen. Innen funkelt es überall, an Vitrinentischen sitzen die Verkäufer und breiten eine Auswahl des gewünschten Schmuckes für die Käufer aus. In den Regalen hängen schwere Goldketten an Haken, und vor der Tür steht ein bewaffneter Wächter, in der Regel ein Polizist, der mit diesem Nebenjob sein schmales Gehalt etwas aufbessert.

Der Goldschmuck wird nach Gewicht verkauft, es sei denn, es handelt sich um besonders exquisite Stücke. Während fast in der ganzen Welt das Gewicht von Gold in Gramm oder Unzen angegeben wird, wiegt man Gold in Thailand in einer eigenen Maßeinheit, dem sogenannten Gewichts-Baht, was zwar nicht mit der Währungseinheit Baht zu verwechseln ist, aber doch geschichtlich darauf zurückzuführen ist. Die heutige thailändische Währungseinheit, der Baht, war vom Ursprung her tatsächlich eine Gewichtseinheit. Bei der Einführung moderner Silbermünzen unter König Chulalongkorn wog die Bahtmünze ca. 15 Gramm. Ein Baht Thai-Gold muss heute exakt 15,16 Gramm wiegen, ist also etwas mehr als eine halbe Feinunze (1 Unze = 31,103 Gramm). In allen Goldgeschäften ist der amtlich festgesetzte Preis für 1 Baht Gold ausgehängt, der natürlich mit dem täglichen Goldpreis auf den internationalen Märkten schwankt. Der im Schaufenster angegebene Goldpreis bezieht sich immer auf ein 1 Gewichts-Baht. Der Gewichts-Baht wird noch einmal in 4 Salüng unterteilt. Da die Thais Goldläden als eine Art Bank betrachten, werden die Goldläden auch von der Regierung regelmäßig kontrolliert.

Die meisten Thais glauben zwar, dass der Goldschmuck, den sie kaufen, aus 100 Prozent reinem Gold sei, weil die Verkäufer ihnen dies erzählen. In Wirklichkeit hat aber das als Thai-Gold bekannte Gold nur einen Standard-Reinheitsgrad von 95-97 Prozent, was etwa 23 Karat nach westlichem Standard entspricht. Die übrigen 3,5 Prozent bestehen aus Zusatzmetallen, durch die das weiche Gold härter und damit geeigneter zur Schmuckherstellung gemacht wird. Es wird dadurch aber auch widerstandsfähiger als reines Gold, was für die Thais wichtig ist, da sie ihren Goldschmuck auch beim Duschen meist nicht ablegen. Obwohl dieses Thai-Gold also nicht 100-prozentig rein ist, wird dieser Reinheitsgrad vom thailändischen Wirtschaftsministerium als Standard gesetzlich vorgeschrieben und anerkannt.

Gold, das einen geringeren Reinheitsgrad hat, wie der in unseren Geschäften angebotene Goldschmuck mit 14 oder 18 Karat, wird in Thailand als minderwertig angesehen und von Pfandhäusern und Goldgeschäften nicht als Pfand akzeptiert. Die Goldgeschäfte sind nämlich gleichzeitig auch immer Pfandhäuser, wo man in Notfällen seinen Goldschmuck beleihen kann, allerdings gegen saftige Zinsen von bis zu 10 % monatlich. Manche Goldgeschäfte machen mit der Pfandleihe bessere Geschäfte als mit dem Schmuckverkauf. Der als Sicherheit gegebene Schmuck wird dabei mit bis zu 80 % des Tagespreises für Gold beliehen, da trotz guter Verarbeitung Standardgoldschmuck, wie Halsketten und Armbänder, im Schnitt nur ca. 10 % teurer ist als Barrengold, im Gegensatz etwa zu den westlichen Ländern, wo die kunstvolle Verarbeitung ihren eigenen Preis hat. Da die Handelsspanne bei Goldschmuck relativ gering ist, wird es in der Regel auch nicht möglich sein, beim Kauf den angegebenen Preis nennenswert herunter zu handeln.

Die Qualität des Goldes kann nicht mit dem Auge erkannt werden. Darum haben bekannte Goldgeschäfte einen Garantiestempel eingeführt, schon bevor 1990 dieser Stempel zwingend vorgeschrieben wurde. Dieser Stempel ist Garantie dafür, dass es sich wirklich um Thai-Gold handelt, und er garantiert einen guten Wiederverkaufswert. Wer einmal in Thailand Gold gekauft hat und es wieder verkaufen möchte, sollte aber nach Möglichkeit wieder zu dem Geschäft gehen, in dem er es gekauft hat, da ein anderer Händler eventuell einen tieferen Preis ansetzen wird.

Es ist deshalb auch davon abzuraten, sich von Leuten, die angeblich in einer Notlage sind, Goldschmuck zu Schnäppchepreisen andrehen zu lassen. Es handelt sich dabei in der Regel um Talmi oder Fälschungen, wie mit einem Goldüberzug versehenes Silber. Manche Touristen, die meinen, ein Schnäppchen gemacht zu haben, laufen, ohne es zu wissen, mit Talmi herum und erfahren die Wahrheit erst, wenn sie versuchen, ihren "Goldschmuck" im Fachgeschäft wieder zu Geld zu machen. Wer in einer Notlage ist und tatsächlich echtes Gold anzubieten hat, kann es problemlos in jedem Goldgeschäft ohne große Verluste zu Geld machen.

Der Umstand, dass Goldschmuck in Thailand preiswerter ist als bei uns, könnte manchen dazu verführen, größere Mengen davon mitzunehmen, um ihn zu Hause mit Gewinn wieder verkaufen zu können. Das verstößt aber gegen die deutschen Zollbestimmungen. Man muß die Einfuhr von größeren Mengen Gold deklarieren und dementsprechend Einfuhrzoll bezahlen, was jeden kalkulierten Gewinn zunichte macht. Das Unterlassen einer Zolldeklaration bei der Einfuhr ist mit harten Geldstrafen belegt. Wenn man den Einkaufspreis nicht anhand von Quittungen nachweisen kann, wird der Goldwert nach deutschen Preisen geschätzt. Der Kauf von preiswertem Goldschmuck in Thailand kann sich dann als schlechtes Geschäft herausstellen.

Günther Ruffert

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