Thai-deutsche Beziehungsprobleme

An einer Bar lernen ausländische Männer am einfachsten eine Thai-Frau kennen.
An einer Bar lernen ausländische Männer am einfachsten eine Thai-Frau kennen.

Wenn man mit Farangs auf die Frage zu sprechen kommt, wo sie ihre Frau kennen gelernt haben, dann hört man immer wieder die Behauptung: Meine Frau hat nie in einer Bar gearbeitet, eventuell auch die Story: Meine Frau hat gerade angefangen in der Bar zu arbeiten, bevor ich sie gerettet habe, oder sie hat nur gerade mal eine Freundin besucht, die in der Bar arbeitet. All das sind meist nur Alibigeschichten, die man sich selbst und anderen vormacht, um sein Ego nicht zu beschädigen. Sicher haben 90% der Männer ihre Thai-Lebensgefährtin oder -Ehefrau in einer Bar kennengelernt, oder sie haben die Schwester, die Kusine oder eine Freundin der Frau, die in einer Bar gearbeitet hat, vermittelt bekommen. Ein weiteres Indiz für diese Feststellung ist, dass bei dem weitaus überwiegenden Teil der Thai-Farang-Verbindungen die Frau aus dem Isaan stammt, wie 90% aller Mädchen, die an einer Bar auf Farangfang sind.

Diese Tatsache ist nicht etwa darauf zurückzuführen, dass es keine anderen Frauen in Thailand gibt, die weder Prostituierte sind oder aus dem Isaan stammen, sondern darauf, dass die allermeisten Farangs an keine anderen Thai-Frauen herankommen. Wo soll eine Frau, die Interesse an einem Farang-Mann hat, denn überhaupt in Kontakt mit so einer Spezies kommen? In ihrem Dorf im Isaan ist noch kein heiratslustiger Farang aufgetaucht, um nach einer dort auf ihre zufällige Entdeckung wartende Thai-Schönheit zu suchen. Sie muss also schon fast zwangsweise nach Pattaya oder Phuket gehen und sich dort vor oder hinter eine Bar hängen, um überhaupt eine Chance zu haben, von einem Farang entdeckt zu werden.

Es gibt natürlich auch viele Frauen, die in diesen Touristeneldorados als Friseuse, Verkäuferin und in anderen Tätigkeiten rund um das Hauptgewerbe arbeiten. Diese Frauen bilden aber kaum eine Ausnahme und nehmen genauso jede Gelegenheit wahr, sich einen Farang zu angeln, als Shorttime-Liebe oder auch auf Dauer, wenn die Möglichkeit dazu besteht.

Jeder Farang, der daran denkt, eine festere Verbindung mit einer Thai-Frau einzugehen, muss sich aber darüber klar sein, dass zwar gegenständliche Begriffe wie Auto, Haus und Wasserbüffel für Farangs und Thais die gleiche Bedeutung haben, bei ethischen Begriffen wie Recht, Gewissen, Freude, Verantwortung, Dankbarkeit, Ansehen, aber auch Liebe bestehen hingegen doch zum Teil erhebliche Unterschiede im Verständnis und in der Wertordnung.

Wer trotz aller Informationen im Internet und in der einschlägigen Literatur das ständige "I love you to much" seiner Barbekanntschaft für wahre Liebe hält, der sollte sich nicht beklagen, wenn er enttäuscht wird. Es ist aber pure Heuchelei, dann den Frauen die Schuld daran zu geben, wie es immer wieder zu lesen ist. Ich bin sogar der Meinung, dass die Möchtegern-Casanovas, die hier die Mädchen als einmal nutzbare Wegwerfartikel behandeln, weitgehend die Schuld an der Einstellung der Barmädchen zu den Farangs haben.

Hier treffen nicht nur zwei ganz unterschiedliche Kulturen, sondern auch sehr unterschiedliche Bildungsstandards aufeinander. Ein Mädchen, das außer ihrem Dorf kaum etwas anderes kennen gelernt hat, wird sich auf Grund dessen, wie sich die meisten Farangs an einer Bar benehmen, nur ein falsches Bild von der Intelligenz und dem Geisteszustand der europäischen Bevölkerung machen können. Und genau so falsch ist das Bild, das sich der Farang, der in Pattaya nur Barmädchen, Taxifahrer und Hotelpersonal kennengelernt hat, vom Charakter der Thais ganz allgemein macht.

Es gibt allerdings nicht wenige Farangs, die hier eine Frau gefunden haben, die nicht den in den verschiedenen Thaiforen immer wieder aufgezeigten Klischees entspricht und die mit ihr in Deutschland oder in Thailand in Eintracht zusammenleben. Bei der naiv gestellten Frage, ob das dann Liebe ist, sollte man die jeweiligen Lebensumstände berücksichtigen. Sicherlich hat das Mädchen ihren ersten Thai-Mann geliebt, der sie dann geschlagen und mit 2 Kindern sitzen ließ, um sich eine andere Mia Noi zu nehmen. Jetzt muss sie ihre Kinder bei der Oma lassen und an einer Bar anschaffen, um sich und die Kinder zu ernähren. Wenn sie dann dort einen Farang trifft, der vielleicht ein paar Jahrzehnte älter ist als sie, dafür aber bereit ist, sie und ihre Kinder zu unterhalten, ihren Kindern auch eine Zukunft zu geben und sie im übrigen respektvoll behandelt und immer gut und freundlich zu ihr ist, dann ist das sicher nicht die große Liebe, auf die sie bei ihrem ersten Mann reingefallen ist. Aber sie versorgt ihn, am Tisch und auch im Bett, selbst wenn ihr das nach dem was sie erlebt hat keinen besonderen Spaß mehr macht. Sie sorgt sich um ihn, wenn es ihm mal nicht so gut geht, und sie ist gegenüber den Leuten im Dorf sogar stolz darauf, dass sie so einen guten Mann hat.

Es gibt natürlich auch genug Beispiele dafür, dass solche, meist unüberlegt eingegangenen Verbindungen in die Brüche gegangen sind. Wenn man dann aber die Storys oder auch herzbewegenden Klagen liest, wie der bedauernswerte, gutgläubige Farang von seiner raffinierten Thaifrau abgezockt und an den Rand des finanziellen und seelischen Ruins getrieben worden ist, dann drängt sich einem der Gedanke auf, dass die Frau sich mit Bedacht solch einen Typ ausgesucht hat, den sie nach Belieben manipulieren kann. Und da der Prozentsatz der Männer, die in ihrer Heimat mit einer oder mehreren europäischen Frauen nicht zurecht gekommen sind, unter den Leuten, die in Pattaya oder Phuket an den Bars hängen, überdurchschnittlich hoch ist, ist auch die Chance, dass ein Barmädchen sich solch einen labilen Typ einfängt, besonders groß.

Der Farang, der die ihm in Pattaya oder Phuket gebotene Möglichkeit nutzt, um sich mit der Frau, in die er sich verliebt hat, den Urlaubszauber mit nach Deutschland zu nehmen, muss sich aber darüber klar sein, was das plötzliche Eintauchen in eine fremde Kultur für das Mädchen bedeutet. Sie war von klein auf gewöhnt, in ihrem Dorf den ganzen Tag mit ihren Freundinnen rumzuhängen, auch in den paar Wochen des Reispflanzens und der Reisernte immer mit einem ganzen fröhlichen Team zusammen zu sein und ihre Abwechslung zu haben. Und wenn sie dann nach Pattaya an eine Bar geht, fällt zwar die harte Feldarbeit weg, aber Freundinnen hat sie genug und reichlich, um sich in den langen Stunden an der Bar die Zeit zu vertreiben. Und wenn kein Farang sich mit ihr beschäftigt, sind immer ein paar gute Freundinnen da, die ihr das Zocken beibringen, soweit sie es nicht vorher schon konnte.

Nun kommt sie in ein total fremdes Land und unter fremde Menschen, deren Benehmen aus ihrer Sicht ungewöhnlich, wenn nicht unverständlich ist. Es ist für sie, die bisher ihren Farang nur in Urlaubsstimmung gekannt hat, nicht möglich, nun plötzlich das typisch deutsche Fühlen und Denken zu verstehen. Genau so, wie es dem Farang in Thailand schwerfallen wird, mit seiner Logik das Handeln und Benehmen der Thais zu verstehen. Auch ist es klar, dass solch eine in einem völlig anderen Kulturkreis groß gewordene Frau ihre Thai-Denkweise nicht einfach ablegen kann. Das ständige Lächeln und auch die Fröhlichkeit und Verspieltheit der Mädchen an den Bars verleiten den Farang zu der Annahme, dass die Thais oberflächlich und leicht manipulierbar seien. In Wirklichkeit sind die Thais aber eines der verschlossensten und schwer durchschaubaren Völker Asiens, anders als ihre Nachbarn, die durch ein Jahrhundert Kolonisation dem westlichen Denken viel näher sind. Sie wird, wenn sich der Mann nicht intensiv um sie kümmert oder kümmern kann, weil er seine und ihre Brötchen verdienen muss, versuchen, in ihrer neuen Umgebung Thai-Freundinnen zu finden. Und dann geht oft das von der Zeit an den Bars her gewohnte Spiel wieder los.

Wer sich nun aber entschließt, mit seiner neuen Liebe in Thailand zu leben - zumeist in engem Kontakt mit der Familie und den Nachbarn - der muss sich darüber klar sein, dass er hier nicht gegen den Strom schwimmen kann, dass er sich auf die Mentalität der Thais einstellen muss, und dass es keinen Zweck hat, den Thais vorzubeten wie sie zu leben haben. Das gilt genau so gut für das individuelle Zusammenleben mit Thais, wie für die Akzeptanz der Gesetzgebung und Rechtsprechung, bzw. der hohen Politik. Und wer meint, dass er das als gebildeter Mitteleuropäer nicht nötig hat, der sollte sich dann nicht beschweren, wenn er hier aufläuft, und vor allem nicht das ganze Volk der Thais als betrügerisch und nur auf das Abzocken der Farangs bedacht diskriminieren.

Vor allem aber muss sich jeder Farang, der hier in Thailand etwas aufbaut, d.h. sein Geld investiert, egal ob es nur ein Haus oder ein Geschäft, welcher Art auch immer ist, von Anfang an darüber klar sein, dass alles auf den Namen seiner Frau läuft. Das gilt für das Grundstück auf dem er baut, wie vor allem für jedes Geschäft, für das in Thailand allgemein eine Lizenz erforderlich ist. Und wenn er nicht mit dem Klammerbeutel gepudert ist, dann muss er sich auch darüber klar sein, dass bei einem dauernden Zerwürfnis, also bei einer Trennung von seiner Thai-Frau oder Partnerin, ihm nichts bleibt als das, was er in seinem Koffer wegtragen kann. Er investiert also nicht auf einer rechtlichen Grundlage, die ihm die Möglichkeit gibt, im Falle eines Falles durch eine Klage sein investiertes Kapital zurück zu bekommen, sondern hat als Basis für seine Investition nur das bleibende gute Verhältnis zu seiner Partnerin. Über diese Konstellation muss sich jeder klar sein, der hier sein Vermögen investiert, genau so wie sich jeder Mensch mit ein bisschen Lebensklugheit darüber klar sein muss, dass menschliche Verbindungen, so dauerhaft und auf ewig geknüpft sie einem auch am Anfang erscheinen mögen, eines schönen Tages am Ende sein können.

Wer diese speziellen Umstände aber nicht bedacht hat, als er sich hier finanziell engagierte, und nun laute Klagen darüber anstellt, wie ihn seine gerissene Thai-Frau um sein Vermögen gebracht hat, der kommt mir vor wie ein Spieler, der darüber jammert, dass er seinen Einsatz verloren hat. Jeder, der längere Zeit in Thailand ist, kennt solche Fälle aus seiner Bekanntschaft oder Nachbarschaft. Ich weiß allerdings auch aus eigener Erfahrung, dass in vielen Fällen der Farang selbst Schuld an dem Zerwürfnis hat, weil er es nicht lassen konnte, in der Nachbarschaft fremd zugehen und damit seine Frau ihr Gesicht verlieren lässt, oder weil er mit den veränderten Lebensumständen nicht zurecht kommt und sich aus lauter Frust an die Flasche hängt.

Günther Ruffert

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Thomas Knauer 13.05.19 21:49
Finde die Berichte klasse geschrieben und unterhaltsam zu lesen. Zu merken ist allerdings auch das sich in den letzten Jahren vieles verändert hat und die Inhalte der Berichte nicht mehr aktuell sind.
Klar ein von der Liebe geblendeter Farang wird vieles an Lehrgeld zahlen müssen und es sollte nur soviel Geld investiert werden wie man ohne Probleme abschreiben kann.
Beim Einhalten bestimmter Regeln sollte die Investition in ein Haus allerdings für uns zu sichern sein.
So sollte das Baugrundstück weit von der Familie entfernt sein, am besten von einer Firma gepachtet sein die auch das Haus erbaut und mit monatlichen Zahlungen langfristig das Haus bezahlt bekommt. Muss der Farang raus stoppen die Zahlungen und das Haus geht an die Baufirma zurück.
Bei allen Anschaffungen für Mobiliar usw. diese ausschließlich auf den eigenen Namen tätigen, Belege behalten, einscannen und evtl Sicherungskopie auf Disc speichern, so kann das Eigentum an den Dingen im Haus und Auto nachgewiesen werden und bei einer Trennung sind die Chancen hoch alles behalten zu können.
Hans-Dieter Volkmann 10.03.19 17:06
Herbert Warth 10.03.19 13:13
Das ist schon eine besondere Art der Rechtschreibung. Sie zwingt mich, vielleicht auch andere Leser, den Kommentar 2 x zu lesen.
Norbert Kurt Leupi 10.03.19 15:32
Beziehungsprobleme
Sehr schade, dass uns Herr Günther Ruffert im April 210 für immer verlassen hat ! Er war einer der Wenigen , der durch Durchblick , Anstand und als Land-und Leutekenner viel zum Verständnis des " Kulturschocks " beigetragen hat ! Seine Vorstellungen und Werte eines bestimmten Lebensgefühls hat ihn in TH zur Ikone gemacht !
Heinz Bosing 13.01.17 13:17
Tja was soll man sagen
Also meine Frau kommt aus Pattaya, hat in der Rezeption gearbeitet.
Aber natürlich hat es längere Zeit gebrauch weil Sie ja an 6 Tagen gearbeitet hat.
Ich habe aber auch Freunde die seit vielen Jahren glücklich mit einer Isaan Frau leben.
Dazu ist natürlich liebevoller Umgang und Respekt nötig. Und natürlich männliche Freunde.
Der kulturelle Unterschied, das sich thai Frauen halt nicht mit Männern unterhalten ist halt da.
Einer meiner Freunde hat es so formuliert ,
Die Basis unserer Beziehung ist das wir füreinander da sind..
Eine wunderbare Formulierung.
Thomas Thoenes 21.01.16 17:23
Recht hast Du!
Die versteckte Schönheit im inneren des Landes gibts nur für Farangs bis 30 Jahre mit genügend Zeit und Geld um 1-2 Jahre (Daueraufenthalt) danach zu suchen. Dann musst du diese aber auch noch nennen wir's mal "anlernen". Sprich für 95% der in Thailand lebenden Farangs war Pattaya oder Phuket die einzige Möglichkeit noch zu Lebzeiten sein Ziel einer meist jüngeren Frau als Lebenspartnerin umzusetzen die einzige Wahl. Wie du ganz richtig beschreibst, ist es für diese Frauen nach gescheiterter Liebe ganz normal und nichts verwerfliches ihr Leben mit einem weit aus älteren Farang zu teilen. Da dies aber gleichermaßen für (fast) alle Thailadys gilt, stellt sich mir sehr oft die Frage, wenn ich hier im Isaan so manches Farang-Thai Pärchen sehe, warum musste es so eine häßliche Eule sein? Es gibt unzählige hübsche Frauen in Pattaya. Vielleicht auch ein kulturell überliefertes deutsches Gedankengut, dass die dich weder verlässt weil sie ja sonst keiner will und dir auch keiner streitig macht, weil sie ja sonst keiner will.
In diesem Sinne - Hauptsache es ist Liebe!