‚Teurer-Meter‘ statt Taxameter: Farce auf Samui

Einführung der Taxameter-Verordnung im August 2014: Keine Stunde hielt die Anordnung, mangels Kontrollen wuchs das Selbstbewusstsein der schwarzen Schafe und die Preise sind heute noch höher.
Einführung der Taxameter-Verordnung im August 2014: Keine Stunde hielt die Anordnung, mangels Kontrollen wuchs das Selbstbewusstsein der schwarzen Schafe und die Preise sind heute noch höher.

KOH SAMUI: Fahrpreise von 30 Euro und mehr vom Flughafen in den Badeort Lamai, keinerlei Kontrollen der Strassenverkehrsbehörde oder Polizei, ein kollektives Versagen der Politik: Koh Samuis Taxiverordnung vom 12. August 2014 ist knapp zwei Jahre nach ihrer Einführung nicht nur gescheitert, sie hat die Wuchertarife unfreiwillig weiter in die Höhe getrieben.

Ein aktueller Fall vom vergangenen Wochenende verdeutlicht den Einfallsreichtum der gelb-roten Raubritter-Transporteure. Ein europäisches Ehepaar stieg am Flughafen Koh Samui in einen als Taxameter gekennzeichneten Toyota Fortuner und buchte den Hotelstransfer nach Lamai – Fahrtstrecke ca. 15 Kilometer, Fahrtzeit 20 Minuten. Fahrpreis: 1.200 Baht = 31 Euro.

Direkt auf Höhe des IT-Centers vor dem Badeort Lamai, der regionalen Zentrale von ‚Sawadee‘, blieb der Toyota Fortuner mit technischen Problemen liegen. Der einheimische Fahrer rief eiligst einen befreundeten Kollegen herbei und für 400 Baht Aufpreis konnte das Urlauberpaar schließlich nach einigen Minuten Verzögerung ihr Hotel beziehen. Ein Schweizer Residenter, der seit 15 Jahren auf Koh Samui lebt, beobachtete den Vorgang und informierte die FARANG-Redaktion.

Im Gespräch mit einer Mitarbeiterin eines Computerladens im IT-Complex erfuhr der Schweizer, dass an gleicher Stelle offensichtlich schon einige ‚technische Defekte‘ von Taxis stattgefunden hatten und die Fahrzeuge nach tiefgründiger Begutachtung der Besitzer und erfolgreichem Umladen der gestrandeten Passagiere wie von Geisterhand repariert weiterfahren konnten. Die junge Thailänderin zeigte sich bei ihrer Schilderung erbost über die Praktiken ihrer Landsleute, wagte jedoch nicht, ihren Namen zu nennen.

Ihre Bedenken und die des Schweizer Augen- und Ohrenzeugen sind in Touristenhochburgen wie Phuket und Koh Samui nachvollziehbar. Hier beherrschen trotz vollmundiger Versprechungen der Landespolitiker und Strassenverkehrsbehörde weiterhin lokale Platzhirsche die Straßen und das Transportwesen. Da Kontrollen von Taxifahrern auf Koh Samui nach Einführung der Taxameter-Verordnung vor 22 Monaten nie wirklich stattgefunden haben, wuchs das Selbstbewusstsein der unseriösen Taxichauffeure und setzte einen noch unbändigeren Baht-Rausch in Gang…

Normale Tarife von der Inselhauptstadt Nathon nach Lamai für 1.200 Baht oder vom Hauptbadeort Chaweng zum nur wenige Kilometer entfernten Flughafen für mindestens 700 Baht sind der geduldete Alltag im Frühjahr 2016. Erfahrene Koh Samui-Urlauber sind zumindest so clever und selbstbewusst, dass sie vor Antritt der Fahrt noch einen halbwegs akzeptablen Fahrpreis aushandeln. Sie wissen auch, dass dabei ein ruhiges Auftreten und Höflichkeit helfen – vor allem bei der Vermeidung manchmal handgreiflicher Konflikte zwischen hemmungslosen Transporteuren und ihren ohnmächtigen Gästen.

Der Gouverneur der Provinz Surat Thani, Koh Samuis Bürgermeister, die lokalen Dorfvorstände und einflussreiche Hoteliers scheinen wenig Interesse daran zu haben, gegen die eigenen Landsleute vorzugehen, schon gar nicht, wenn diese Mitglieder lokaler Familien sind. Und die rangniedrigen Polizisten, die auf den Straßen Recht und Ordnung durchsetzen sollten, sind für diese Art der Konfrontation mehrere Nummern zu klein.

Viele Residente und auch thailändische Inselbewohner hatten nach dem Militärputsch vor zwei Jahren auf Unterstützung im Kampf gegen mafiöse Strukturen auf der Insel gehofft. Ihre Erwartungen sind enttäuscht worden. Außer zwei spektakulären Grossrazzien mit überschaubar dünnem Erfolg hat sich auf Koh Samui und den Nachbarinseln Phangan und Koh Tao nicht wirklich etwas geändert.

Allein die Tarife der Taxizunft zeigten einen flexiblen Aufwärtstrend. Minibusfahrer, Songthaew-Unternehmer und Taxameter-Chauffeure – sie haben seit dem Scheitern der Taxiverordnung gelernt, dass doppelt gemoppelt besser hält. Im Jahr 2016 ist eine Taxifahrt auf der Insel zweimal so teuer wie vor dem 12. August 2014.

Hier die Beschwerde-Hotline, für übervorteilte Fahrgäste, falls diese Geduld aufbringen: Telefon 1155 Touristenpolizei oder 077-414 231. Email: tac_samui@hotmail.com oder samuitourism@gmail.com. Wichtig: Lizenznummer des Taxis aufschreiben, den Tag des Transfers und die Uhrzeit mit Einsteigestation sowie den eigenen Namen und die Nationalität angeben. Auf keinen Fall in lautstarke Streitereien mit den Chauffeuren einlassen!

Quelle: Fotos: Sam Gruber

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Ronnie Biggs 26.04.16 16:13
nicht nach Samui...
und das nur wegen der Taxen ? Sorry, da macht wohl irgendjemand einen Fehler. Sicher ist dieses seit Jahren bestehende Problem entsetzlich und wird wohl erst dann geloest werden, wenn man die Anzahl der Taxen auf vielleicht 50 reduziert, damit fuer jeden ein Auskommen bleibt. Solange sollte man versuchen, entweder einen der letzten Ehrlichen zu erwischen, einen Hoteltransfer zu organisieren oder ein Songthaew zu nehmen. Dafuer zu plaedieren, keinen Urlaub auf Samui zu machen trifft doch am meistens die, die versuchen, dem Urlauber einen Super-Urlaub zu bereiten.
Jürgen Franke 25.04.16 15:57
Die Variante
mit dem "technischen Defekt" sollte man sich merken. Hinweis beachten: Keine Diskussion mit dem Fahrer.
Hans-Dieter Volkmann 25.04.16 15:43
Teurer Meter statt Taxa Meter
Solange es keine behördliche bzw. politische Macht gibt welche diesem mafiösen Treiben, vielleicht durch langjährige Haftstrafen, alles andere bleibt wirkungslos, ein Ende setzt, kann der Tourist diese Urlaubsziele nur meiden.
H.-D.Volkmann
Satefaan 25.04.16 14:40
Hoffe sehr das dieser Bericht auch in der thailändischen Netzwelt erscheint