Terroranschlag mit Autobombe in Kairo

20 Tote und 47 Verletzte

KAIRO (dpa) - Erst ist von einem Geisterfahrer die Rede, als in Ägyptens Hauptstadt mehrere Autos zusammenstoßen und explodieren. Doch dann entdecken Ermittler Sprengstoff in dem Unfallfahrzeug und sprechen von Terror. Sollte der Anschlag ein Regierungsgebäude treffen?

Bei einem schweren Terroranschlag im Stadtzentrum von Kairo hat ein Attentäter mit einer Autobombe mindestens 20 Menschen getötet und 47 weitere verletzt. Sein mit Sprengstoff geladenes Fahrzeug prallte dem Innenministerium zufolge mit drei Fahrzeugen zusammen und explodierte daraufhin. Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi sprach auf Twitter von einem «feigen Terrorakt». Nach vorläufigen Ermittlungen machte die Regierung die islamistische Terrorgruppe Hasm für den Anschlag verantwortlich.

Der Täter war in der Nacht zum Montag als Geisterfahrer auf der Schnellstraße Corniche unterwegs, die am Nil entlang durch Kairos Innenstadt führt. In der Nähe des Krebsforschungsinstituts NCI stieß sein Wagen mit drei Autos zusammen, woraufhin es zur Explosion kam. Laut Augenzeugen gingen in der Klinik durch die Wucht der Explosion mehrere Fensterscheiben zu Bruch. Fotos zeigten mehrere Autos in Flammen, das Gebäude selbst wurde Berichten zufolge nicht beschädigt.

Die Terrorgruppe Hasm habe das Auto für eine «Terror-Operation» präpariert, hieß es aus dem Innenministerium. Hasm hatte sich zuvor mehrfach zu Anschlägen in Ägypten bekannt. Die Behörden des Landes betrachten die Gruppe als bewaffneten Flügel der islamistischen Muslimbruderschaft, die in Ägypten verboten ist und als Terrororganisation eingestuft wird.

Hasm wurde 2015 gegründet und damit zwei Jahre nach dem Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi durch das Militär. Die Gruppe bekannte sich unter anderem zum Mord an einem Geheimdienstoffizier sowie zum versuchten Mord am ehemaligen Großmufti Ali Gomaa. Hasm übernahm auch die Verantwortung für einen Anschlag auf die Botschaft Myanmars in Kairo im Herbst 2017.

In Ägypten kommt es vor allem im Norden der Sinai-Halbinsel immer wieder zu Terroranschlägen und Razzien gegen islamistische Extremisten. Dort ist der ägyptische Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) aktiv. Mitte Mai war nahe der Pyramiden von Giseh zudem ein Sprengsatz explodiert, als ein Bus mit Touristen vorbeifuhr. Dabei wurden mehrere Urlauber aus Südafrika durch Glassplitter verletzt.

«Der ägyptische Staat und all seine Einrichtungen sind entschlossen, dem brutalen Terrorismus entgegenzutreten und ihn zu entwurzeln», schrieb Al-Sisi auf Twitter. Mit der Terrorgefahr im Land rechtfertigt die ägyptische Regierung auch ihr hartes Vorgehen gegen Oppositionelle. Die Tourismusbranche hatte nach den politischen Unruhen im Land und den wiederholten Anschlägen deutlich gelitten.

Im staatlichen Krebsforschungsinstitut NCI sind Krebspatienten aus dem ganzen Land zur Behandlung. Es liegt direkt am Nil und nur wenige Kilometer vom Tahrir-Platz entfernt, der 2011 zum Schauplatz der ägyptischen Revolution wurde. In der Gegend liegen auch mehrere Regierungsgebäude, darunter das Justizministerium und das Büro des Premierministers, sowie ausländische Botschaften. Unklar blieb, ob der Anschlag auf der Schnellstraße geplant war oder ob er möglicherweise einen anderen Ort in der Innenstadt treffen sollte.

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