Teamchef-Domino in der Formel 1

Ferrari holt Vasseur

Frédéric Vasseur, damaliger Chef des Renault Sport F1 Teams, geht während des Großen Preis von Österreich in Spielberg durch das Fahrerlager. Foto: Expa/Johann Groder/dpa
Frédéric Vasseur, damaliger Chef des Renault Sport F1 Teams, geht während des Großen Preis von Österreich in Spielberg durch das Fahrerlager. Foto: Expa/Johann Groder/dpa

MARANELLO: Die Königspersonalie unter den Formel-1-Teamchefs ist geklärt. Ferrari holt Frédéric Vasseur von Alfa Romeo. Ein Deutscher könnte Vasseurs alten Job übernehmen.

Mit dem Wechsel von Aufräumer Frédéric Vasseur zu Ferrari geht das Teamchef-Domino in der Formel 1 in die nächste Runde. Die Scuderia warb den 54 Jahre alten Franzosen beim Partnerteam Alfa Romeo ab und will mit ihm endlich die titellose Zeit beenden. Er sei «hoch erfreut und geehrt», den wohl schwierigsten Job in der Formel 1 zu bekommen, ließ sich Vasseur in einer Mitteilung am Dienstag zitieren. Er folgt auf Mattia Binotto, der Ferrari nach vier glücklosen Jahren an der Spitze verlassen muss.

Die Königspersonalie unter den Teamchefs ist damit geklärt. Doch das Wechselspiel geht weiter. Erst am Montag hatte Williams etwas überraschend den Rückzug des Deutschen Jost Capito (64) als Rennleiter verkündet. Seine Nachfolge ist offen.

Für Vasseurs Job indes wird Medienberichten zufolge Andreas Seidl gehandelt, derzeit noch Teamchef bei McLaren. Der 46-Jährige aus Passau führt den britischen Rennstall seit 2019 und hat McLaren wieder zurück in die erweiterte Spitze der Formel 1 gebracht. Allerdings könnte für Seidl die Übernahme von Vasseurs bisheriger Rolle attraktiv sein, denn das derzeit als Alfa Romeo fahrende Sauber-Team bietet spannende Perspektiven.

Schließlich steigt Audi beim Schweizer Sauber-Rennstall ein, zur Saison 2026 geht Sauber dann als Audi-Werksteam in der Königsklasse an den Start. Das Motorsport-Zentrum der Volkswagen-Tochter am Standort Neuburg an der Donau ist deutlich näher an der Heimat von Seidl als die McLaren-Fabrik im englischen Woking. Zudem hat Seidl als früherer Porsche-Rennleiter eine VW-Vergangenheit.

Bei Ferrari ist die Verpflichtung von Vasseur ein Strategiewechsel. Nach dem Abschied von Jean Todt, der gemeinsam mit Michael Schumacher für die erfolgreichste Formel-1-Ära der Scuderia stand, kamen alle Teamchefs aus dem eigenen Haus. Stefano Domenicali, Marco Mattiaci, Maurizio Arrivabene und zuletzt Binotto wurden aus den eigenen Reihen befördert. Auf einen weiteren Fahrer-Titel aber wartet Ferrari seit dem WM-Triumph von Kimi Räikkönen im Jahr 2007, damals noch unter Todts Regie.

Das soll Vasseur jetzt ändern. Er wolle «für unsere Tifosi in aller Welt liefern», versprach Vasseur. Der Franzose soll sein Amt zum 9. Januar antreten. Er war seit Mitte 2017 Teamchef bei Sauber. Zuvor war er bereits Rennleiter bei Renault gewesen.

Vasseur ist seit mehr als 25 Jahren im Motorsport unterwegs und hatte sich schon als Nachwuchsförderer einen Namen gemacht. Als ART-Teamchef brachte er auch den aktuellen Ferrari-Fahrer Charles Leclerc auf den Weg Richtung Formel 1. «Er hat an mich geglaubt, und wir hatten immer eine gute Beziehung», ließ Leclerc zuletzt wissen. 2018 fuhr der Monegasse bei Sauber unter Vasseur seine erste komplette Formel-1-Saison.

Im abgelaufenen WM-Jahr war Leclerc WM-Zweiter hinter Max Verstappen im Red Bull geworden. Der 25-Jährige hatte nach drei Rennen sogar 46 Punkte vor dem Niederländer gelegen. Fahrfehler, Strategieaussetzer und technische Schäden kosteten aber ein noch besseres Abschneiden. Wegen des erneuten Reinfalls muss Teamchef Binotto gehen. Jetzt soll es Vasseur richten.

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Beat Sigrist 14.12.22 12:10
Nur als kleine Ergänzung
Herr Vasseur ist ein Schweizer mit zusätzlicher französischen Staatsbürgerschaft.