NOVI SAD: Nach einem Dacheinsturz mit 14 Toten in Novi Sad gehen tausende Serben auf die Straße. Ihr Verdacht: Die Menschen mussten wegen undurchsichtiger Entscheidungen von Regierungspolitikern sterben.
Nach dem Einsturz eines Bahnhofsdachs mit 14 Toten sind tausende Menschen aus Protest gegen die Regierung durch die nordserbische Stadt Novi Sad gezogen. Sie riefen «Diebesbande!» und «Mörder, euch wird die Straße richten!», wie das Nachrichtenportal «danas.rs» berichtete. Einige Demonstranten hätten den lokalen Sitz der Regierungspartei SNS von Staatspräsident Aleksandar Vucic mit Steinen und Flaschen beworfen, hieß es in den Berichten.
Am vergangenen Freitag war das Vordach des Hauptbahnhofs von Novi Sad eingestürzt. Dabei waren 14 Menschen ums Leben gekommen, unter ihnen zwei Kinder. Zahlreiche weitere Passanten erlitten Verletzungen. Die Ursache für das Unglück wurde bislang nicht bekannt. Tatsache ist nur, dass im Zuge eines umfassenden Umbaus des Bahnhofs das betroffene Dach nicht erneuert wurde. Der Grund dafür ist nicht klar.
Generalunternehmer des Umbaus war eine chinesische Firma, die betonte, dass das Unglücksdach nicht Teil des Renovierungsprojekts war. Dieses fügt sich wiederum in den Neubau der Bahnstrecke Belgrad-Novi Sad-Budapest ein, auf der künftig schnellere Züge als bisher verkehren sollen. Auch dieses Projekt liegt in Serbien und im benachbarten Ungarn in den Händen chinesischer Bauunternehmen, finanziert mit Krediten chinesischer Banken.
Viele Bürger in Serbien vermuten hinter der Intransparenz dieser Projekte korrupte Vorgänge. Die Demonstranten in Novi Sad verlangten den Rücktritt von Ministerpräsident Milos Vucevic, eines engen Vertrauten von Vucic, der von 2012 bis 2022 Bürgermeister von Novi Sad war. Am Montag trat Bauminister Goran Vesic zurück, wies aber jegliche strafrechtliche Verantwortung von sich.