Kämpfe in Afghanistan nicht gegen Nachbarländer

​Taliban in Moskau 

Mitglieder der Taliban-Delegation nehmen an einer Pressekonferenz in Moskau teil. Foto: epa/Alexander Zemlianichenko
Mitglieder der Taliban-Delegation nehmen an einer Pressekonferenz in Moskau teil. Foto: epa/Alexander Zemlianichenko

MOSKAU: Führende Vertreter der militant-islamistischen Taliban haben in Moskau bei Gesprächen Sorgen um eine mögliche Ausweitung der Kämpfe in Afghanistan auf Nachbarstaaten zurückgewiesen. «Unser Territorium wird niemals gegen Nachbarländer und befreundete Staaten benutzt werden», sagte der Leiter der Taliban-Delegation, Schahabuddin Delawar, am Freitag bei einer Pressekonferenz in Moskau. Die Delegation traf nach Informationen der Agentur Interfax den Afghanistan-Beauftragten des Moskauer Außenministeriums, Samir Kabulow. Ein Treffen mit Minister Sergej Lawrow war demnach nicht geplant.

Lawrow äußerte in Moskau die Besorgnis, dass die Kämpfe in Afghanistan auf zentralasiatische Republiken übergreifen könnten. Tadschikistan etwa hatte zuletzt mehr als 1500 afghanischen Soldaten Zuflucht gewährt, die vor den Taliban geflohen waren. Auch aus Usbekistan gab es Berichte über eine gespannte Lage an der Grenze mit Afghanistan. Die Behörden in Turkmenistan berichteten von Gefechten an der Grenze mit dem Nachbarland.

In Tadschikistan richteten die Behörden für die afghanischen Flüchtlinge ein Zeltlager ein. Zudem kündigten sie an, 20.000 Soldaten für die Sicherung der mehr als 900 Kilometer langen Grenze mit Afghanistan zu mobilisieren. Die in Tadschikistan stationierten russischen Truppen sind in Alarmbereitschaft. Solange die Taliban ihre Kampfhandlungen auf Afghanistan beschränkten und die Grenzen nicht überquerten, gebe es für Russland keinen Grund zum Einschreiten, sagte Außenminister Lawrow.

Der Sprecher des politischen Büros der Taliban in Doha (Katar), Suhail Schahin, versicherte in Moskau zudem, dass es nach dem Abzug der US-Truppen etwa für deren afghanische Dolmetscher keinen Grund gebe, das Land zu verlassen. «Wir garantieren ihre Sicherheit», sagte er. Sie könnten in Afghanistan den Wiederaufbau unterstützen. Zugleich betonte er, dass der Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Afghanistan weiter gehen werde. Der Norden und der Osten des Landes seien bereits «gesäubert».

Die Taliban sind in Russland als extremistische Organisation verboten. Trotzdem verhandelt das Land mit ihnen. Auch Präsident Wladimir Putin sei im Bilde, teilte der Kreml am Freitag mit.

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Ingo Kerp 10.07.21 13:30
Nein, sie, die Taliban werden keine Nachbarn und Freunde angreifen. Weshalb auch? Sie haben ein ganzes Land unter Kontrolle und koennen dort ihre mittelalterlichen Riten und Gebräuche praktizieren, da benoetigen sie keinen Krieg mit den Nachbarn. Auch die geflohenen Soldaten der regulären afgh. Armee sollen zurückkommen, um am Aufbau des Landes zu helfen. Das wird interessant werden. Zum Einen, kommt jemand zurück und zum Anderen, was verstehen die Taliban unter Aufbau des Landes?