Taliban fordern Einhaltung von Doha-Abkommen

US und Taliban wollen Friedensabkommen unterzeichnen. Foto: epa/Hedayatullah Amid
US und Taliban wollen Friedensabkommen unterzeichnen. Foto: epa/Hedayatullah Amid

KABUL: Die militant-islamistischen Taliban haben die USA kurz vor dem Nato-Ministertreffen zur Einhaltung ihres gemeinsam unterzeichneten Abkommens aufgefordert. Die Taliban seien sich der in dem Deal vereinbarten Pflichten bewusst, hieß es in einer am Dienstag veröffentlichten und von Taliban-Vizechef Mullah Abdul Ghani Baradar unterzeichneten Erklärung.

Dem Schreiben zufolge geht es den Taliban um den geplanten Truppenabzug, den die USA der militanten Gruppe bis Ende April in Aussicht gestellt hatten. Im Gegenzug verpflichteten sich die Islamisten zu Friedensgesprächen mit der afghanischen Regierung, die im September aufgenommen wurden, aber seit Wochen nicht vorankommen. Die Taliban versprachen darin zudem, dass von Afghanistan keine Terrorgefahr durch andere Gruppen wie Al-Kaida mehr ausgehen werde. Diplomaten, Nato und das US-Militär werfen der Gruppe vor, ihre Verpflichtungen bisher nicht ausreichend eingehalten zu haben.

Wie sein Vorgänger Donald Trump hat auch der neue US-Präsident Joe Biden seinen Anhängern in Aussicht gestellt, die «endlosen Kriege» der Amerikaner zu beenden. Der Krieg in Afghanistan ist mittlerweile der längste in der Geschichte des Landes. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 waren von den Amerikanern angeführte Truppen dort einmarschiert und das damalige Taliban-Regime gestürzt.

Die Taliban versicherten erneut ihre friedlichen Absichten. Gleichzeitig sagten sie, habe keine andere Nation das Recht, sich in ihre Angelegenheiten einzumischen. «Die Verteidigung unseres Bodens und unserer Nation ist unser legitimes Recht», hieß es in dem Schreiben. Bereits Anfang Februar hatten die Taliban gedroht, eine Aufkündigung des Doha-Abkommens werde «zu einem großen Krieg führen».

Die Nato wird ihren Einsatz in Afghanistan vorerst fortsetzen. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur haben sich Deutschland und die anderen Alliierten darauf verständigt, beim Verteidigungsministertreffen am Mittwoch und Donnerstag keine Entscheidung über den Abzug der noch rund 10.000 Soldaten im Land zu treffen. Stattdessen sollen die Taliban noch einmal zu einer Reduzierung der Gewalt und weiteren Anstrengungen bei den Friedensverhandlungen mit der Regierung aufgefordert werden. Man wolle Afghanistan erst dann verlassen, wenn die Bedingungen dies zuließen, hieß es aus Bündniskreisen.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder
Ingo Kerp 17.02.21 13:37
Es müßte doch auch der letzte Mensch, selbst wenn er nicht an der Politik und dem Geschehen in Afghanistan weiter interessiert ist, festgestellt haben, daß das Abkommen nicht das Papier wert ist, auf dem es geschrieben wurde. 20 Jahre wurde in Afghanistan für demokratische Werte gekämpft, davon waren 20 Jahre vergebens. Die Taliban stehen jetzt vor dem erfolgreichen Abschluß ihres Kampfes. Die Besatzer ziehen ab und sie errichten ihren eigenen Staat, in dem als erstes die bisherigen (Marionetten) Politiker aus Kabul nichts mehr zu sagen haben.