Brasiliens Polizei ermittelt gegen Brandstifter

Foto: epa/Victor Moriyama / Greenpeace Brazil
Foto: epa/Victor Moriyama / Greenpeace Brazil

ALTAMIRA (dpa) - Die Wälder im Amazonasgebiet brennen jedes Jahr in der Trockenzeit, doch diesmal ist es besonders heftig. Offenbar glauben die Farmer, dass Brandstiftung unter Präsidenten Bolsonaro als Kavaliersdelikt gilt. Jetzt aber sucht die Bundespolizei nach den Zündlern.

Angesichts der verheerenden Brände im Amazonasgebiet ermittelt die Polizei nun gegen die Organisatoren des sogenannten «Tag des Feuers». «Die Bundespolizei wird den Fall mit ihrer Expertise aufklären», schrieb Justizminister Sérgio Moro am Sonntag auf Twitter. «Kriminelle Brandstiftung im Amazonasgebiet wird hart bestraft.» Zuvor hatte die Zeitschrift «Globo Rural» berichtet, dass sich im Bundesstaat Pará zuletzt über 70 Personen in einer Whatsapp-Gruppe dazu verabredet hatten, große Flächen entlang der Landstraße BR-163 in Brand zu stecken.

Ziel der koordinierten Aktion sei gewesen, den rechten Präsidenten Jair Bolsonaro bei seinem Plan zu unterstützen, die Umweltkontrollen zu lockern, hieß es in dem Bericht. Nach Einschätzung von Naturschützern werden die meisten Brände von Farmern gelegt, um neue Weideflächen für ihr Vieh zu schaffen. Da es momentan in der Region ungewöhnlich trocken ist, greifen die Brände immer wieder auch auf intakte Waldflächen über.

In Brasilien wüten die schwersten Waldbrände seit Jahren. Seit Januar nahm die Zahl der Feuer und Brandrodungen im größten Land Südamerikas im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nach Angaben der brasilianischen Weltraumagentur INPE vom Sonntag um 82 Prozent zu. Insgesamt wurden mehr als 79 000 Brände registriert. Betroffen waren meist Flächen in Privatbesitz, aber auch in Naturschutzgebieten und Ländereien der indigenen Bevölkerung brechen immer wieder Feuer aus.

Umweltschützer werfen dem rechten Präsidenten Bolsonaro vor, ein politisches Klima geschaffen zu haben, in dem sich Bauern zu immer mehr Abholzung und Brandrodung ermutigt sehen. Der Staatschef hat immer wieder klar gemacht, dass er die Amazonasregion vor allem mit ungenutztem wirtschaftlichen Potenzial verbindet.

Zahlreiche Menschen protestierten am Sonntag gegen Bolsonaros Umweltpolitik. An einer Demonstration im Stadtteil Ipanema in der Millionenmetropole Rio de Janeiro beteiligten sich Künstler, Umweltaktivisten und Politiker. «Der Amazonas bleibt, Bolsonaro geht», skandierten sie. Der populäre Sänger Caetano Veloso sagte dem Nachrichtenportal G1: «Ich bin hier, um die Flagge des Umweltschutzes hochzuhalten. Die Brände im Amazonasgebiet zeigen, wie wichtig das ist.»

Nachdem Bolsonaro wegen seiner zögerlichen Reaktion auf die Brände weltweit in die Kritik geraten war, schickte er nun die Streitkräfte in den Kampf gegen die Flammen. In sieben Bundesstaaten der Region sollten Soldaten bei den Löscharbeiten helfen und gegen Brandstifter vorgehen. Insgesamt stehen im Amazonasgebiet mehr als 43 000 Soldaten zur Verfügung.

Israel will ein Löschflugzeug zur Unterstützung schicken, wie Bolsonaro am Sonntag bei Twitter mitteilte. Zwei Flugzeuge der brasilianischen Luftwaffe wurden am Wochenende bereits bei den Löscharbeiten im Bundesstaat Rondônia eingesetzt.

Angesichts des Flammeninfernos wollten auch die großen Industriestaaten nun rasche Hilfe anbieten. Mit den Ländern der Region in Südamerika werde Kontakt aufgenommen, sagte Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron beim G7-Gipfel in Biarritz. Es gehe um «technische und finanzielle Mittel». Zudem solle es auch Unterstützung bei der Aufforstung geben.

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Johann Riedlberger 27.08.19 11:58
War zu erwarten
Einst fruchtbares Ackerland, ist so weit das Auge reicht mit Solarpanelen bedeckt. Statt Lebensmitteln wachsen gewaltige Monokulturen an Energiepflanzen. Bei Großprojekten müssen Ausgleichsflächen der Natur zurückgegeben werden. Man verwendet keine Golfplätze, sondern Felder, die man verwildern lässt.
Die wieder angesiedelten Wölfe machen Kleinbauern und Wanderschäfern, die Arbeit unrentabel. Die "ökologische" Politik frisst den Regenwald.