Keine UN-Hilfe im Nordwesten angekommen

​Syrische Retter

Foto: EPA-EFE/Yahya Nemah
Foto: EPA-EFE/Yahya Nemah

GENF: Im Nordwesten Syriens ist nach Angaben der syrischen Rettungsorganisation Weißhelme bis Freitag keine humanitäre Hilfe der Vereinten Nationen (UN) für die Erdbebenopfer eingetroffen. Der Chef der Weißhelme, Raed Al-Saleh, machte den UN schwere Vorwürfe und appellierte an Regierungen in aller Welt, direkte Hilfe außerhalb der UN zu organisieren. «Die Vereinten Nationen sind auf der Seite der Regierung, nicht der Menschen», sagte Al-Saleh nach Angaben eines Übersetzers. «Sie sollten sich bei den Menschen entschuldigen.»

Al-Saleh sprach aus der Region Idlib per Videolink zu Mitgliedern der Vereinigung der UN-akkreditierten Presse in Genf (ACANU). Die Region wird von Aufständischen kontrolliert, die seit zwölf Jahren einen Bürgerkrieg gegen die Regierung in Damaskus führen.

Nach Angaben von Al-Saleh waren in der Region seit dem Erdbeben am Montag ganze sechs Lastwagen eingetroffen. Dabei handele es sich aber um Hilfsgüter des Welternährungsprogramms (WFP), die schon vor der Katastrophe auf dem Weg waren, wegen logistischer Hürden aber erst mit Verspätung in Atmeh eintrafen. Nach Angaben des WFP sind aber aus Lagern, die bereits in Nordwestsyrien waren, Nahrungsmittel an 24.000 Menschen verteilt worden.

Tausende Familien harrten bei tiefen Temperaturen im Freien aus, ohne Zelte und ohne Nahrungsmittel oder andere Hilfsgüter, sagte Al-Saleh. Das UN-Nothilfebüro OCHA habe mehrfach nach dem Bedarf gefragt, aber nichts geschickt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte am Mittwoch in Genf zwei Frachtmaschinen voller Hilfsgüter für Damaskus angekündigt, aber nach Angaben von Al-Saleh war bis Freitag aus regierungskontrollierten Gebieten nichts in der Region angekommen.

Die UN-Organisation für Migration (IOM) hatte am Donnerstag die Abfahrt des ersten UN-Konvois mit Erdbebenhilfe aus einem Lager in Gaziantep in der Türkei gemeldet. Die sechs Lastwagen hätten Decken, Matratzen, Zelte, Solarlampen und anderes für mindestens 5000 Menschen an Bord.

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