«Superwahltag» : Wie entscheidet Schottland?

Ja für die EU, um für die SNP und die schottischen Grünen zu demonstrieren. Foto: epa/Robert Perry
Ja für die EU, um für die SNP und die schottischen Grünen zu demonstrieren. Foto: epa/Robert Perry

LONDON/EDINBURGH: Mehr als 130 Kommunalwahlen in England, dazu Parlamentswahlen in Schottland und Wales: Das Vereinigte Königreich erlebt einen «Super-Donnerstag». Die englische Presse blickt vor allem auf die Nachwahl für einen Parlamentssitz. Doch Drama droht anderswo.

Schottland hat begleitet von einer emotionalen Debatte um die Unabhängigkeit ein neues Parlament gewählt. Mehr als 4,2 Millionen Menschen waren in dem britischen Landesteil am Donnerstag zur Abstimmung aufgerufen. Die regierende Schottische Nationalpartei (SNP) hofft auf eine absolute Mehrheit. Sie will dann ihre Forderungen nach einem neuen Unabhängigkeitsreferendum verstärken.

Auch in anderen Teilen des Vereinigten Königreichs wurde am «Superwahltag» abgestimmt: In Wales wählten die Menschen ebenfalls ein neues Parlament, in weiten Teilen Englands neue Gemeinde- und Bezirksräte sowie Bürgermeister - unter anderem in London. Stimmzettel konnten bis 23.00 Uhr (MESZ) abgegeben werden. Mit Ergebnissen wird größtenteils erst am Wochenende gerechnet.

Mit großer Spannung wird vor allem der Ausgang der Parlamentswahl in Schottland erwartet. Derzeit regiert die SNP mit Duldung der schottischen Grünen. Mit einer absoluten Mehrheit, so die Hoffnung, ließe sich der Druck auf London erhöhen.

Bei einem ersten Referendum 2014 hatten sich 55 Prozent der Schotten gegen eine Abspaltung ihres Landes ausgesprochen. Die SNP argumentiert aber, die Situation habe sich mit dem von schottischen Wählern mehrheitlich abgelehnten EU-Austritt Großbritanniens grundlegend geändert. Die britische Regierung lehnt eine neue Volksbefragung bisher strikt ab.

Ein Vorteil für die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon und ihre SNP: Der britische Premierminister Boris Johnson ist in Schottland denkbar unbeliebt. Einer Umfrage der Universität Bristol und des King's College London zufolge misstrauen drei Viertel der Schotten (72 Prozent) dem britischen Premier in Sachen Pandemiebekämpfung. Eine Mehrheit der Schotten (55 Prozent) glaubt zudem, dass die Regierung in London insgesamt keine gute Figur im Kampf gegen das Coronavirus gemacht habe. Zuletzt haben Gegner einer Unabhängigkeit in Umfragen aber aufgeholt, auch wegen des Erfolgs des Corona-Impfprogramms der britischen Regierung.

In Schottland gibt es ähnlich wie in Deutschland Erststimmen für die Wahl der Direktmandate und Zweitstimmen für Kandidaten, die über regionale Listen ins Parlament kommen.

In London bewirbt sich Amtsinhaber Sadiq Khan von der Labour-Partei um eine zweite Amtszeit als Bürgermeister. Umfragen zufolge liegt er in der Wählergunst weit vor seinem konservativen Herausforderer Shaun Bailey.

Die englische Öffentlichkeit blickte vor allem auf Hartlepool. In der nordostenglischen Hafenstadt fand eine Nachwahl zu einem Parlamentssitz statt. Umfragen zufolge hatten die Konservativen von Premierminister Johnson gute Chancen, das Mandat nach Jahrzehnten von der Labour-Partei zu übernehmen. «Es ist wichtiger Tag an den Urnen», twitterte Johnson. «Hoffentlich geht jeder raus und wählt.»

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