Südkorea beendet wegen Handelsstreits Militärabkommen mit Japan

SEOUL (dpa) - Die Beziehungen zwischen den US-Verbündeten Südkorea und Japan verschlechtern sich zusehends. Zum Disput über historische Geschehnisse kommt ein bitterer Handelsstreit. Das hat auch Konsequenzen für die militärische Zusammenarbeit.

Nach der Verschärfung eines Handelsstreits mit Japan beendet Südkorea ein Militärabkommen mit dem Nachbarland über den Austausch geheimdienstlicher Informationen. Das Präsidialamt in Seoul kündigte am Donnerstag überraschend an, das drei Jahre alte Abkommen werde nicht mehr verlängert. Es gebe kein gegenseitiges Vertrauen mehr. Auf Grundlage des Pakts tauschten beide Staaten vor allem Informationen über Nordkoreas Atom- und Raketenprogramm aus.

Die konservative Vorgängerregierung hatte 2016 das Abkommen mit Japan mit dem Argument geschlossen, der Zugriff auf Informationen von japanischen Satelliten und anderen Beobachtungssystemen sei notwendig, um sich besser gegen Bedrohungen durch Nordkorea schützen zu können. Beide Länder sind wichtige Verbündete der USA.

Seoul warf Tokio jetzt vor, durch eine Herabwertung des Handelsstatus von Südkorea eine «grundlegende Veränderung» der Sicherheitskooperation herbeigeführt zu haben. Die Regierung sei zu dem Schluss gekommen, dass das Militärabkommen nicht mehr «dem nationalen Interesse» diene, sagte der stellvertretende Direktor des Sicherheitsbüros im Präsidialamt, Kim You Geun. Tokio werde vor Ablauf der Frist zur Verlängerung des Abkommens über diplomatische Kanäle von der Entscheidung Seouls informiert.

Die Beziehungen zwischen Seoul und Tokio sind trotz starker wirtschaftlicher Verflechtung auf einem neuen Tiefpunkt seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs angelangt. Südkorea hat als Antwort auf schärfere japanische Exportkontrollen angekündigt, das Nachbarland von einer Liste mit Staaten zu streichen, für die Regeln für ein beschleunigtes Verfahren im Handel gelten.

Zuvor hatte Japan beschlossen, Südkorea von einer «weißen Liste» bevorzugter Handelspartner zu nehmen. Seine schärferen Kontrollen für den Export von Materialien für die Herstellung von Halbleitern und Displays nach Südkorea hatte Tokio Anfang Juli damit begründet, dass das gegenseitige Vertrauen untergraben sei.

Hintergrund ist ein Disput über die Entschädigung koreanischer Zwangsarbeiter während Japans Kolonialherrschaft (1910 bis 1945). Der Oberste Gerichtshof in Südkorea hatte im vergangenen Jahr japanische Unternehmen angewiesen, Schadenersatz zu zahlen. Tokio sieht das Thema Entschädigung durch einen Vertrag von 1965 als abgeschlossen an.

Trotz der zunehmenden Verschlechterung der Beziehungen zwischen Japan und Südkorea hatten die Außenminister beider Länder zusammen mit ihrem Kollegen aus China noch am Mittwoch in Peking vereinbart, dass ihre Regierungs- beziehungsweise Staatschefs noch in diesem Jahr zu einem Gipfeltreffen zusammenkommen sollen.

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