Südeuropa lechzt unter Hitze

Tagelange Brandbekämpfung dauert an

Dieses von der Feuerwehr der Region Gironde (SDIS 33) zur Verfügung gestellte Foto zeigt einen Flächenbrand. Foto: Uncredited/Service Communication-protocole Sdis 33
Dieses von der Feuerwehr der Region Gironde (SDIS 33) zur Verfügung gestellte Foto zeigt einen Flächenbrand. Foto: Uncredited/Service Communication-protocole Sdis 33

PARIS/ROM/ATHEN/MADRID: Die Sonne knallt weiter auf große Teile Südeuropas, von erlösendem Regen keine Spur. Heftiger Wind könnte mancherorts Brände auf ausgetrocknetem Boden weiter anfachen. Zum Löschen holt sich ein Land nun sogar Hilfe aus dem Ausland.

Auf Erholung von Hitze und Trockenheit müssen die Menschen in weiten Teilen Südeuropas am Wochenende wohl weiter vergeblich warten. Weil der Wind heftig fegt und es vielerorts seit langem trocken ist, ist auch ein Ende der Waldbrände noch nicht in Reichweite. In Portugal gilt weiterhin der Notstand, Frankreich hat sich nun beim Löschen Unterstützung aus dem Ausland geholt.

Schon seit einer Woche haben zahlreiche Waldbrände Portugal fest im Griff. Bis einschließlich Sonntag gilt auf dem gesamten Festland Portugals der dritthöchste Notstand. Nach Angaben der Naturschutzbehörde ICNF zerstörten die Flammen in nur einer Woche mehr als 25.000 Hektar. Die dieses Jahr bisher durch Waldbrände vernichtete Fläche erhöhte sich auf 38.600 Hektar - 35 Prozent mehr als im ganzen Vorjahr (28.415 Hektar).

Auch in Frankreich verbrannte seit Jahresbeginn deutlich mehr Land als zur gleichen Zeit im vergangenen Jahr. Aus dem Innenministerium hieß es, dass 13.000 Hektar den Flammen zum Opfer gefallen seien. 2021 waren es lediglich 500 Hektar bis Mitte Juli gewesen. Mehr als die Hälfte der verbrannten Fläche geht auf zwei Waldbrände südlich von Bordeaux zurück, die Feuerwehrleute seit Dienstag erfolglos versuchen, unter Kontrolle zu bringen. Auch wenn nur wenige Häuser vom Feuer getroffen wurden, mussten knapp 12.000 Menschen vorsichtshalber ihr Zuhause oder ihren Ferienort verlassen. Und auch im Rhonetal gibt es einen größeren Waldbrand.

Unterstützung für das unter heftigen Winden und Trockenheit leidende Südfrankreich kommt nun aus anderen Mittelmeerländern. Griechenland stellte zwei Löschflugzeuge zur Verfügung, Italien erklärte sich bereit, bei Bedarf auch zwei Maschinen auszuleihen.

In Spanien waren noch am Freitag im ganzen Land 18 größere Waldbrände aktiv. Der schlimmste wütete in der Gemeinde Las Hurdes in der Provinz Cáceres nahe der Grenze zu Portugal. Die Flammen zerstörten dort wohl mindestens 3500 Hektar Land. Bei einem Waldbrand in der Touristenhochburg Costa del Sol mussten etwa 2300 Menschen vorsorglich in Sicherheit gebracht werden. Rauchschwaden erreichten auch einige Strände. Málaga und die nahe gelegenen bekannten Badeorte wie Marbella, Fuengirola, Torremolinos und Benalmádena waren Berichten zufolge aber nicht gefährdet, da die starken Winde die großen Flammenwände von der südspanischen Küste wegtrieben.

Gerade der Wind ist es in Griechenland derzeit, der die Brände anheizt und die Löscharbeiten enorm behindert. Auch für Samstag wird wieder stürmischer Wind erwartet. Die griechische Feuerwehr hat für viele Gegenden die zweithöchste Waldbrandstufe ausgerufen.

So schlimm wie im vergangenen Sommer ist die Lage in Griechenland jedoch längst noch nicht. Zum einen ist es nicht so heiß wie etwa in Spanien und Portugal, wo die Temperaturen teils auf 45 beziehungsweise 47 Grad stiegen. Für das Wochenende wird mit Höchstwerten von 38 Grad gerechnet, was für Griechenland noch keine übermäßige Hitze darstellt. Zum anderen hatte es am vergangenen Wochenende in weiten Teilen des Landes stark geregnet, so dass die Feuergefahr vielerorts bisher noch gering bleibt.

Auf Regen hoffen weite Teile Italiens hingegen noch immer. Nach dem Wiederaufflammen von Bränden im Norden des bei deutschen Touristen beliebten Gardasees, überwachen die Behörden weiter die Gegend. In der Kommune Nago-Torbole fachten Winde die Feuer wieder an. Weitere Brände konnten die Behörden in den kommenden Tagen wegen der Trockenheit nicht ausschließen.

Landesweit herrscht wegen der Trockenheit in vielen Gebieten erhöhte Waldbrandgefahr, wie auf Sizilien und Sardinien oder in Südtirol. Der Statistikbehörde zufolge haben die Dürre-Phasen in den vergangenen Jahren verglichen mit den Jahrzehnten zuvor deutlich zugenommen. Und auch die heißen Temperaturen halten an. Das Gesundheitsministerium gab für Sonntag in Florenz und Perugia die höchste Warnstufe für Hitzewellen aus. Die Experten empfehlen den Menschen dort, verkehrsreiche Gebiete zu meiden, nicht zur heißesten Tageszeit draußen Sport zu treiben und keine kalten oder alkoholischen Getränke zu trinken.

Während der für nächste Woche erwarteten Hitzeperiode kann auch in Deutschland laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) örtlich die 40-Grad-Marke überschritten werden. Wie aus der Zehn-Tage-Vorhersage vom Samstag hervorgeht, ist vor allem am Dienstag mit einer Aufheizung auf 30 bis 36 Grad zu rechnen - im Südwesten und Westen werden demnach bis zu 39 Grad erreicht. Ursache für das bevorstehende hochsommerliche Wetter ist Hoch «Jürgen», das von den Britischen Inseln südostwärts zieht und sich über Deutschland festsetzt.

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