400 Insektenarten in einem Teebeutel

​Suche nach Erbgut-Spuren 

Gerd Müller (CSU), damaliger Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, zeigt einen Teebeutel, der unter Einhaltung der Menschenrechte hergestellt wurde und nach Müllers Angaben in der Herstel... Foto: Michael Kappeler/dpa
Gerd Müller (CSU), damaliger Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, zeigt einen Teebeutel, der unter Einhaltung der Menschenrechte hergestellt wurde und nach Müllers Angaben in der Herstel... Foto: Michael Kappeler/dpa

TRIER: Forschende der Universität Trier haben ein Verfahren entwickelt, mit dem sich Erbgut-Spuren von Insekten aus getrockneten Pflanzen gewinnen und auswerten lassen. «Wir haben handelsübliche Tees und Kräuter untersucht und dabei in einem einzigen Teebeutel DNA von bis zu 400 verschiedenen Insektenarten gefunden», sagte Junior-Professor Henrik Krehenwinkel.

Fliegt eine Biene eine Blüte an, um sie zu bestäuben, hinterlässt sie etwas Speichel. Eine Wanze sticht in ein Blatt, eine Spinne hinterlässt seidene Fäden. All das sei bereits ausreichend, um die DNA der Insekten nachzuweisen, so Krehenwinkel. Auch Eier oder Exkremente sind für den Biogeografen geeignete Spuren. Ob es eine Grenze des Nachweisbaren gebe, müsse noch erforscht werden. «Im Prinzip reichen aber wahrscheinlich einzelne Zellen, etwa eines Käfers», erklärte Krehenwinkel.

Die Innovation des von Henrik Krehenwinkel, Sven Weber und Susan Kennedy entwickelten Verfahrens besteht nach Angaben der Universität Trier darin, die Umwelt-DNA (eDNA) nicht wie üblich von den Oberflächen der Pflanzen zu entnehmen, sondern aus zerkleinertem, getrocknetem Pflanzenmaterial. «Die Trocknung scheint die DNA besonders gut zu konservieren», erklärte Krehenwinkel.

Auf der Pflanzenhülle sei eDNA nicht lange verfügbar, weil sie durch UV-Licht abgebaut oder von Regen weggespült werde. Eine weitere Einschränkung bestehe darin, dass vor allem Insekten auf der Oberfläche der Pflanze berücksichtigt werden. «Jetzt können wir auch nachweisen, welche Insekten im Inneren der Pflanze leben», erläuterte Krehenwinkel.

Die im Fachmagazin «Biological Letters» vorgestellte Methode eröffnet dem Forscher zufolge die Möglichkeit, alte Pflanzenbestände etwa aus Museen zu analysieren und ihre Besiedlung mit der heutigen zu vergleichen. «So ließe sich herausfinden, wie die Insektengemeinschaft vor Jahren ausgesehen hat, als die Pflanze gesammelt wurde, und wie sie heute an dem Standort aussieht.» Das sei gerade mit Blick auf das Insektensterben von Belang.

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Norbert Schettler 21.06.22 23:05
Wie sieht
es denn dann aus bei veganer Ernährung? Ist der gemeine Teebeutel nun tabu oder sind tierische DNA Spuren erlaubt?