Studie zu «Weltklassepatenten»: Deutschland unter Druck

Eine Frau manipuliert den Bildschirm eines medizinischen diagnostischen Bildgebungsgerätes auf der China Hi-Tech Fair (CHTF) in Shenzhen. Foto: epa/Alex Plavevski
Eine Frau manipuliert den Bildschirm eines medizinischen diagnostischen Bildgebungsgerätes auf der China Hi-Tech Fair (CHTF) in Shenzhen. Foto: epa/Alex Plavevski

GÜTERSLOH: Bei sogenannten Weltklassepatenten in wichtigen Zukunftstechnologien sieht eine Studie Europa und Deutschland angesichts einer Aufholjagd Ostasiens unter Druck. Innovationspotenziale großer Volkswirtschaften und Weltregionen haben sich in den Jahren 2000 bis 2019 zum Nachteil von Europäischer Union und Deutschland verändert. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Mittwoch veröffentliche Untersuchung der Bertelsmann Stiftung. Dafür waren Analysen des Wirtschaftsforschungsinstituts EconSight Grundlage, das bedeutsame Patente in 58 Zukunftstechnologien - etwa 3D-Druck, Energieumwandlung, Medizintechnik oder schnellem Mobilfunk - beleuchtet hatte.

Die internationalen Kräfteverhältnisse im Bereich des geistigen Eigentums verschieben sich demnach. Zwar hätten die USA in noch fast allen Bereichen die Spitzenposition inne. Aber China und Südkorea holen gegenüber Europa deutlich auf oder sind bereits an Europa vorbeigezogen, bilanziert die Studie aus Gütersloh. Beide Länder hätten in Sachen Patentqualität «einen enormen Sprung nach vorne gemacht». In einigen Technologien der Bereiche Ernährung oder Umwelt sei die Volksrepublik bereits führend.

Kein einziges europäisches Land verfügt der Analyse zufolge über die meisten «Weltklassepatente» in einer der 58 betrachteten Technologien. Für die EU als Ganzes reiche es gerade mal für zwei Spitzenpositionen - bei den Technologien Windkraft und Functional Food (mit zusätzlichen Inhaltsstoffen angereicherte Lebensmittel).

Deutschland sei zwar immer noch die stärkste Patentmacht in Europa und sehr breit aufgestellt. Aber: 2010 hatte Deutschland in 47 der 58 Technologien noch zu den drei Nationen mit den meisten «Weltklassepatenten» gehört, 2019 war das nur noch bei 22 Technologien der Fall. Diese Entwicklung betreffe auch die hierzulande traditionell starken Bereiche Industrie und Mobilität.

Als positiv heben die Autoren gerade in der Coronakrise dagegen eine hohe Innovationskraft von Europa und Deutschland im Gesundheitsbereich hervor. Bei der Impfstoff-Technologie sei die Bundesrepublik das Land mit den zweitmeisten «Weltklassepatenten» und schließe immer mehr zum Spitzenreiter USA auf.

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