Brexit drückt auf Einkommen in Großbritannien und Europa

Foto: epa/Andy Rain
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GÜTERSLOH (dpa) - Auch wenn keiner weiß, wie der Brexit aussehen und wann er vollzogen wird - das Bruttoeinkommen in Deutschland schmälert er einer Studie zufolge wohl in Milliardenhöhe.

Komme es zu einem ungeregelten Austritt Großbritanniens ohne Vertrag, müssten sich die Deutschen auf einen Einkommensverlust von fast 10 Milliarden Euro jährlich einstellen. Pro Kopf bedeute das rein statistisch gesehen rund 115 Euro weniger, schätzt eine Berechnung der deutschen Bertelsmann Stiftung, die am Donnerstag in Gütersloh veröffentlicht wurde.

Nach Großbritannien selbst wäre demnach das exportorientierte Deutschland bei den Bruttoeinkommen am stärksten belastet, gefolgt von Frankreich und Italien. Auf das Vereinigte Königreich käme laut Simulation bei einem No-Deal-Austritt ein jährlicher Einkommensverlust von 57 Milliarden Euro zu - umgerechnet etwa 875 Euro pro Einwohner.

Ein geordneter Brexit mit Austrittsabkommen würde die negativen Auswirkungen deutlich abmildern, betonen die Autoren. Sie hatten auf Basis von amtlichen Handelsdaten in zwei Szenarien - Brexit mit oder ohne Vertrag - Einkommensentwicklungen geschätzt, auf Grundlage erwarteter Veränderungen beim Bruttoinlandsprodukt. Als Gründe für die erwarteten Verluste nennen sie Zölle, die Waren verteuerten, aber auch einen wohl sinkenden Wettbewerb in Europa mit negativen Folgen für Preis- und Lohnentwicklung.

Bei einem vertraglich geregelten Austritt sieht die Simulation weit weniger negative Auswirkungen. Für Deutschland nehme man dann Einkommensverluste von rund 5 Milliarden Euro an. Auch für die gesamte EU (ohne Großbritannien) würde sich der Verlust in etwa halbieren - auf geschätzte 22 Milliarden Euro.

Profitieren könnten wohl die USA und China mit jährlichen Milliarden-Einkommenszuwächsen, einen leichten Anstieg erwartet die Studie auch für Russland. Ponattu sagte, werde der Handel innerhalb Europas teuer, würden die «Wirtschaftsbeziehungen mit dem Rest der Welt» attraktiver.

Zahlreiche Stimmen aus Politik, Wirtschaft und auch Verbraucherschützer hatten vor drastischen Folgen gewarnt, sollte es zu einem chaotischen Brexit kommen. Die britische Premierministerin Theresa May hatte die EU am Mittwoch um einen Aufschub bis 30. Juni gebeten - ohne Teilnahme an der Europawahl zuvor im Mai.

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