Streit über Gender-Gesetz in Schottland

Schottische Regierung warnt London

Schottlands Premierministerin Nicola Sturgeon. Foto: epa/Michael Reynolds
Schottlands Premierministerin Nicola Sturgeon. Foto: epa/Michael Reynolds

EDINBURGH: Im Streit über ein Gesetz zur einfacheren Änderung des Geschlechtseintrags von Transmenschen in Schottland hat die regionale Regierungschefin Nicola Sturgeon London vor einer Blockade gewarnt. «Meiner Meinung nach gibt es keine Grundlage, dieses Gesetz anzufechten», sagte die Chefin der Schottischen Nationalpartei (SNP) am Montag in Edinburgh mit Blick auf die britische Zentralregierung. In London wird davon ausgegangen, dass Premierminister Rishi Sunak das Gesetz vor Inkrafttreten wegen Sicherheitsbedenken für Frauen und Mädchen blockieren wird. Ein solcher Schritt dürfte die Spannungen zwischen London und Edinburgh noch verstärken.

Das schottische Regionalparlament hatte im Dezember für das Gesetz gestimmt. Dieses hatte bereits zuvor eine heftige Kontroverse ausgelöst. Kritikerinnen wie die Harry-Potter-Autorin J.K. Rowling fürchten, dass Männer die vereinfachten Regelungen ausnützen könnten, um aus sexuellen Motiven in Bereiche einzudringen, die Frauen vorbehalten sind, wie zum Beispiel Damenumkleiden oder -toiletten.

Mit der Neuregelung entfällt die Pflicht für ein medizinisches Gutachten als Voraussetzung für eine Änderung des Geschlechtseintrags. Das Mindestalter für einen solchen Antrag wird von 18 auf 16 gesenkt. Die Dauer, in der ein Transmensch in seiner neuen Geschlechterrolle gelebt haben muss, wird von zwei Jahren auf drei Monate verkürzt. Als Transmenschen oder Transgender werden Personen bezeichnet, die sich dem Geschlecht, das ihnen bei Geburt zugeschrieben wurde, nicht zugehörig fühlen. Der Gender Recognition Reform Bill galt als umstrittenstes Gesetzesvorhaben seit der Gründung des schottischen Regionalparlaments vor knapp 24 Jahren.

Sollte London einschreiten wollen, müsste dies bis Mittwoch geschehen. Sturgeon warnte die Sunak-Regierung davor, «Transmenschen als politische Waffe» zu benutzen.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.