Streiks in Frankreich gehen weiter

Verkehrschaos im Großraum Paris

Foto: epa/Ian Langsdon
Foto: epa/Ian Langsdon

PARIS (dpa) - Entweder es fährt gar kein Zug. Und wenn doch einer kommt, ist er so voll, dass eigentlich niemand mehr reinpasst. Im Pariser Nahverkehr herrscht wegen des andauernden Streiks gegen die Rentenreform riesiges Durcheinander. Und auch viele Touristen bekommen die Auswirkungen zu spüren.

Die anhaltenden Streiks gegen die Rentenreform haben im Pariser Großraum ein Verkehrschaos verursacht. Der Verkehr staute sich am Montagmorgen zeitweise auf mehr als 600 Kilometern, wie der Verkehrsdienst Sytadin mitteilte. Normalerweise sind es etwa halb so viele. Auch am Montag wurden die Pariser Metro und die Vorstadtzüge wieder bestreikt - es ist bereits der fünfte Tag in Folge, an dem es massive Störungen im öffentlichen Verkehr gab. Auch die Züge des Fernverkehrs fuhren nur sehr eingeschränkt. Rund drei Viertel der Lokführer legten am Montag ihre Arbeit nieder, wie die Staatsbahn SNCF mitteilte.

Die Reformierung des Rentensystems ist eines der großen Wahlversprechen von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Die Regierung will die Privilegien für bestimmte Berufsgruppen wie die Eisenbahner beim Rentenalter auf längere Sicht beenden und ein universelles System schaffen, das für alle gilt. Momentan gibt es 42 Renten-Einzelsysteme. Außerdem will die Mitte-Regierung Anreize geben, länger zu arbeiten. Bereits am vergangenen Donnerstag gingen Hunderttausende in ganz Frankreich gegen die Pläne auf die Straße, es war eine der größten Demonstrationen der vergangenen Jahre. Für Dienstag ist ein neuer Massenprotest geplant.

Bei der Pariser Metro war der Verkehr am Montag erneut eingeschränkt. Ein Großteil der Linien war geschlossen, auf einigen wenigen fuhren zu den Stoßzeiten vereinzelt Züge. Auf vielen Bahnsteigen war am Morgen kein Durchkommen mehr, die Menschen versuchten sich in die überfüllten Züge zu drängen. Durchsagen riefen immer wieder dazu auf, genug Abstand zur Gleiskante zu wahren. Etliche große Metrostationen blieben komplett geschlossen. Auch einige Bus-Depots wurden am Morgen von Streikenden blockiert, wie der Sender BFMTV berichtete. So konnten noch weniger Busse fahren, als sowieso schon eingeplant waren.

Auch für Touristen haben die branchenübergreifenden Streiks negative Auswirkungen: Weil die Mitarbeiter der Pariser Oper streiken, fallen dort Konzerte aus. Der Louvre habe zwar geöffnet, allerdings seien einige Ausstellungsräume geschlossen, teilte das Museum mit. Und zwischen Deutschland und Frankreich fielen erneut etliche Züge aus.

Wichtig sei es, Touristen zu versichern, dass sie kommen können, vor allem nach Paris, sagte die Staatssekretärin im französischen Wirtschafts- und Finanzministerium, Agnès Pannier-Runacher dem Sender C-News. Was man an Reservierungen verliere, hole man nicht wieder auf. Der französische Verband der Hotelindustrie klagte bereits am Wochenende, dass die Störungen im Zugverkehr besonders in der Vorweihnachtszeit ein massives Problem seien.

Der französische EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton verteidigte die Reform. «Hier versteht jeder die Notwendigkeit einer Reform», sagte er mit Blick auf Brüssel. Er betonte, dass er Macron vertraue, die Rentenreform trotz des heftigen Gegenwindes durchzuführen. Am Mittwoch will die Regierung ihre konkreten Pläne vorstellen. Eine Entspannung der Lage ist in den kommenden Tagen nicht in Sicht - die Fronten zwischen der Regierung und den Gewerkschaften sind verhärtet.

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