Streik bei Bus und Bahn in Italien

Großes Chaos bleibt aus

ROM (dpa) - Den ein oder anderen Reisenden wird es in der Sommerhitze in Italien kalt erwischt haben: Wegen eines Streiks im öffentlichen Verkehr war im ganzen Land Geduld gefragt.

Bei einem nationalen Streik mitten in der Urlaubszeit im öffentlichen Verkehr Italiens ist das befürchtete Chaos ausgeblieben. Für Reisende habe es Unannehmlichkeiten gegeben - diese hätten sich aber in Grenzen gehalten, hieß es am Mittwoch aus dem Transportministerium in Rom. Gewerkschaften hatten in verschiedenen Städten zu unterschiedlichen Zeiten dazu aufgerufen, die Arbeit niederzulegen.

In Städten wie Bari, Salerno und Bologna habe die Beteiligung Spitzenwerte von 75 bis 92 Prozent erreicht, teilten die Gewerkschaften Filt Cgil, Fit Cisl und Uiltrasporti am Abend mit. An einigen Häfen, wo unter anderem Fähren bestreikt wurden, habe der Ausstand zu erheblichen Verspätungen geführt.

Wer in Rom auf Bus, Metro oder Regionalzug angewiesen war, musste sich vom Mittag bis zum Nachmittag in Geduld üben. Zum Strand im Vorort Lido di Ostia kam man noch - allerdings fuhren weniger Züge dorthin, wie die Verkehrsgesellschaft Atac mitteilte. Der Metro-Betrieb lief weiter, allerdings hatte Atac darauf hingewiesen, dass es wegen des Streiks weniger Fahrten geben könnte.

Der öffentliche Personennahverkehr in Mailand und Turin wurde am Abend bestreikt. Züge waren landesweit von 9.00 Uhr bis 17.00 Uhr betroffen. Regionale Verbindungen fielen reihenweise aus. Die Eisenbahngesellschaft Trenitalia strich zudem 20 Intercity-Verbindungen. Hochgeschwindigkeitszüge waren von dem Streik nicht betroffen.

Trenitalia versicherte Reisenden, dass der Express-Zug zwischen dem römischen Flughafen Fiumicino und dem Hauptbahnhof fahre. Zum Mailänder Airport Malpensa wurden Busse eingesetzt.

In Neapel sei etwa die Hälfte aller Busse trotz Streiks gefahren, berichtete die Tageszeitung «Il Mattino». Zur «Lähmung» des öffentlichen Verkehrs sei es nicht gekommen. In einigen regionalen Medien war der Streik nicht einmal Randthema.

Unter dem Slogan «Bringen wir das Land wieder in Bewegung» fordern die Gewerkschaften von der Regierung in Rom unter anderem Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur und ein klares Regelwerk zur Verhinderung «unlauteren Wettbewerbs».

Auch Taxifahrer waren am Mittwoch zum Streik aufgerufen gewesen. In Rom waren aber zahlreiche Wagen zu sehen. Der Autobahnbetreiber Autostrade per l'Italia hatte mitgeteilt, dass einige Schalter an Mautstellen geschlossen sein könnten. Über größere Verzögerungen dadurch wurde zunächst nichts bekannt.

Neuer Ärger droht an diesem Freitag. Dann soll zwischen 10.00 und 14.00 Uhr der Flugverkehr bestreikt werden. Betroffen ist nach Gewerkschaftsangaben der ganze Sektor mit Ausnahme von Fluglotsen. Vertreter von Flugbegleitern und Piloten der Gesellschaft Alitalia - die Gewerkschaften Anpav und Anpac - kündigten zudem an, nun erst für den 6. September und dann für 24 Stunden zum Streik aufrufen zu wollen. Es gibt auch Alitalia-Beschäftigte, die von anderen Gewerkschaften vertreten werden.

Die Airline selbst kündigte an, dass 60 Prozent der vom Streik betroffenen Reisenden dennoch am Freitag mit einer Verbindung rechnen könnten. Gestrichen wurden zwei Flüge zwischen Frankfurt und Mailand.

Verkehrsminister Danilo Toninelli hatte vor dem Streik mit Blick auf die «delikate Periode» der sommerlichen Reisewelle an das «Verantwortungsbewusstsein» der Gewerkschaften appelliert. In Italien macht sich Ende Juli fast das ganze Land auf den Weg in den Urlaub.

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