Strafvollzug am Limit

Brasiliens Gefängnisse extrem überbelegt

Foto: epa/Fernando Bizerra Jr.
Foto: epa/Fernando Bizerra Jr.

RIO DE JANEIRO (dpa) - Die Gefängnisse in Brasilien platzen aus allen Nähten. Derzeit sitzen 708 546 Häftlinge in den Gefängnissen des südamerikanischen Landes mit einer Gesamtkapazität für nur 415 960 Insassen. Das geht aus dem am Freitag veröffentlichten Gewaltmonitor hervor, den die Mediengruppe Globo regelmäßig gemeinsam mit der Universität von São Paulo und dem Forum für öffentliche Sicherheit erstellt.

Demnach liegt die Zahl der Häftlinge in dem größten Land Lateinamerikas mit knapp 210 Millionen Einwohnern rund 70 Prozent über der Anzahl der verfügbaren Plätze in den Justizvollzugsanstalten. Viele Gefängnisse werden von Gangs kontrolliert, immer wieder kommt es auch hinter Gittern zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Zahlreiche inhaftierte Gangbosse steuern die Geschäfte ihrer kriminellen Organisationen aus dem Gefängnis heraus.

«Gefängnissen ist es noch nie und nirgendwo auf der Welt gelungen, die Kriminalität oder die Gewalt zu senken», sagte Camila Nunes Dias von der Universität São Paulo. «Im Gegenteil: Gerade in Brasilien sind sie wichtige Räume, in denen Kriminalität praktiziert und organisiert wird und wo neue Mitglieder für kriminelle Netzwerke rekrutiert werden.»

Der rechtspopulistische Präsident Jair Bolsonaro hat versprochen, hart gegen die mächtigen Verbrechersyndikate vorzugehen. Bereits jetzt ist Brasilien nach den USA und China das Land mit der der höchsten Zahl an Gefangenen weltweit.

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