Stillstand der deutschen Torfabrik

Bundestrainer Jogi Löw beim Training in Sotschi am Mittwoch. Foto: epa/Ronald Wittek
Bundestrainer Jogi Löw beim Training in Sotschi am Mittwoch. Foto: epa/Ronald Wittek

SOTSCHI (dpa) - Die Tormaschine des Weltmeisters läuft nicht mehr rund. In fünf Länderspielen 2018 glückten magere vier Treffer. Die Offensivqualität sei weiter vorhanden, betont Manager Bierhoff. Ein WM-Torgarant verrät, worauf es gegen Schweden ankommt.

Joachim Löw konnte nicht widerstehen. Der Bundestrainer schoss beim Training der Nationalmannschaft in der prallen Sonne den Ball als Erster ins Tor. Seine Angreifer absolvierten da noch ein Aufwärmprogramm. WM-Rekordtorjäger und Offensivcoach Miroslav Klose bereitete Trainingsübungen vor. Begleitet wurde die erste Einheit in Sotschi am Mittwoch von der großen Frage, wer bei der WM in Russland die Tore für das deutsche Ensemble schießen soll. Denn gegen Schweden ist ein Sieg Pflicht.

«Die Offensivspieler, egal wie sie heißen, haben alle Qualitäten», sagte der bisherige WM-Torgarant Thomas Müller. «Wenn die Offensivspieler ihre Aufgaben mit Tiefgang und mit verschiedener Staffelung erfüllen, Kombinationsfreudigkeit haben und mit Aggressivität in die Box gehen, ist jeder in der Lage, Tore zu schießen und Tore vorzubereiten.» Müller traf 2010 in Südafrika fünfmal, ebensoviele Tore steuerte er beim WM-Triumph 2014 bei.

Der zum Start gesetzte Timo Werner und Einwechselspieler Mario Gomez sind in vorderster Front für die Aufgabe auserkoren. Dahinter strahlt eine Mittelfeldriege um den früheren WM-Torschützenkönig Müller und Debütant Marco Reus für gewöhnlich ebenfalls viel Torgefahr aus. Die Ladehemmung aus dem Mexiko-Spiel muss schnell ein Ende haben. «Wer das macht, wird danach auch gut wegkommen», sagte Müller und fügte nach einer Pause an: «Und vor allem hat die Mannschaft dann gewonnen.»

Beim 0:1 gegen Mexiko blieb der Weltmeister trotz klangvoller Offensive erstmals seit dem verlorenen Halbfinale 2010 gegen Spanien wieder ohne eigenen Treffer in einem WM-Spiel. Das Toreschießen fällt aber nicht erst seit dem Turnierstart in Russland schwer: Nur drei Treffer glückten in der Vorbereitung gegen das nicht für das Turnier qualifizierte Österreich und Fußballzwerg Saudi-Arabien. Insgesamt waren es vier Tore in fünf Länderspielen des Jahres. «Das ist die Crux, das man Leichtigkeit nicht trainieren kann», sagte Müller.

Grund zur Sorge sieht Teammanager Oliver Bierhoff trotz der mauen Ausbeute nicht. «Wir haben viele kreative, gute Spieler, die die Fähigkeit haben, Löcher in die Abwehr zu reißen», sagte der frühere Weltklassestürmer. Er wehrt die Kritik an der Abteilung Attacke ab: «Die Qualität, Fähigkeit und Schnelligkeit haben wir auf jeden Fall.»

Offensivkraft ist gerade gegen das Defensivbollwerk der Schweden gefragt. Auf dem Weg nach Russland blieben die Skandinavier in beiden Playoffspielen gegen den viermaligen Weltmeister Italien ohne Gegentor. «Wir wissen, dass es extrem schwer ist, wenn Mannschaften hinten drin stehen und man dagegen anrennt», sagte Bierhoff.

Fünfmal traf Müller bei der WM 2014. Superjoker André Schürrle steuerte als zweitbester Deutscher drei Treffer bei. Als eine solche Spezialkraft wurde Marco Reus mit nach Russland genommen. Nach seinem 30-Minuten-Einsatz gegen Mexiko drängt der 29 Jahre alte Dortmunder nun in die Startelf. Fans und Experten werben für ihn.

«Das bekommt man auf jeden Fall mit», gab Reus erfrischend ehrlich am Mittwoch im Teamhotel zu. Bereits im Trainingslager hatte Löw ihm verraten, dass er gegen Mexiko nicht in der Startelf stehen würde. «Das stand vorher fest», räumte der Hochgeschwindigkeitsfußballer nochmals ein. Was der Bundestrainer ihm für Spiel zwei angekündigt hat, verriet Reus bei der Pressekonferenz nicht.

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