Stiftung: Streit von Japan und Südkorea könnte auch Europa schaden

BERLIN (dpa) - Der Streit zwischen Japan und Südkorea könnte nach Einschätzung der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) auch für Europa negative Konsequenzen haben. «Auch wenn Europa keine großen Einflussmöglichkeiten hat, sollte es deutlich machen, dass ein besseres japanisch-koreanisches Verhältnis auch in seinem Interesse liegt», heißt es in einer Publikation der Stiftung.

Zuletzt hatte Japan striktere Exportkontrollen für Materialien zur Chip-Produktion in Südkorea verhängt und das Nachbarland von einer Liste mit Ländern gestrichen, die Vorzugsbehandlungen bei Handelsgeschäften genießen und Produkte beziehen, die für militärische Zwecke benutzt werden können.

Seit vergangenem Jahr haben sich die Beziehungen zwischen den beiden US-Verbündeten deutlich verschlechtert. Hintergrund ist ein Disput über die Entschädigung koreanischer Zwangsarbeiter während Japans Kolonialherrschaft (1910 bis 1945). Der Oberste Gerichtshof in Südkorea hatte im vergangenen Jahr zwei japanische Industriekonzerne angewiesen, Schadenersatz an ehemalige Zwangsarbeiter zu zahlen. Japan strich Südkorea daraufhin bestimmte Handelsprivilegien und verhängte striktere Exportkontrollen für Materialien zur Chip-Produktion.

Die SWP sieht die Beziehungen beider Länder seitdem in einer Abwärtsspirale. «Besorgniserregend sind vor allem die Folgen, die der Streit für das Machtverhältnis in Asien haben könnte», sagte die Autorin des Papers, Asien-Expertin Alexandra Sakaki, der Deutschen Presse-Agentur. So könne vor allem China das Zerwürfnis nutzen, den Einfluss in der Region auszubauen und die USA zurückzudrängen. Auch Nordkorea, das unter der Führung Kim Jong Uns deutlich an militärischer Schlagkraft gewonnen habe, könne von dem Konflikt profitieren.

So werde in Südkorea bereits diskutiert, den Austausch von Geheimdienstinformationen über Nordkorea mit Japan auslaufen zu lassen. «Nordkorea könnte das nutzen, um dann noch mehr Unsicherheit und Verwirrung in der Region zu verbreiten.»

Dass der Handel zwischen beiden Ländern zum Erliegen kommt, oder es auf dem europäischen Markt dadurch Lieferengpässe gibt, hält Sakaki momentan allerdings für unwahrscheinlich. «Ich glaube nicht, dass wir hier bald keine Samsung-Handys mehr kaufen können.» Der Handel zwischen den beiden Ländern werde aber durch den zusätzlichen bürokratischen Aufwand erschwert.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.