Steinmeier hält Mindestmaß an Kontakt mit Taliban für notwendig

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (L) nimmt an einer gemeinsamen Pressekonferenz nach einem Treffen mit der slowakischen Präsidentin Zuzana Caputova (R) in Bratislava teil. Foto: epa/Jakub Gavlak
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (L) nimmt an einer gemeinsamen Pressekonferenz nach einem Treffen mit der slowakischen Präsidentin Zuzana Caputova (R) in Bratislava teil. Foto: epa/Jakub Gavlak

BRATISLAVA: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hält eine begrenzte Zusammenarbeit Deutschlands mit den Taliban in Afghanistan für erforderlich. Wenn es darum gehe, dort noch lebende deutsche Staatsangehörige oder Ortskräfte aus dem Land herauszubringen, «dann kommen wir nicht umhin, ein Mindestmaß an Kontakt mit der neuen politischen Führung in Afghanistan, den Taliban zu haben», sagte Steinmeier am Donnerstag in Bratislava nach einem Gespräch mit der slowakischen Präsidentin Zuzana Caputova. Er war am Vormittag zu einem Kurzbesuch in der slowakischen Hauptstadt eingetroffen.

Gefragt nach der Aufnahme afghanischer Flüchtlinge in Deutschland begrüßte Steinmeier den Kurs der Bundesregierung, durch Hilfen eine humanitäre Katastrophe in dem Land zu verhindern. «Es ist noch nicht sichergestellt, ob das gelingt.» Skeptisch äußerte er sich hinsichtlich einer europäischen Verständigung über die Aufnahme afghanischer Flüchtlinge. Im Moment sehe er dafür noch keine Anzeichen.

Steinmeier betonte, er sei froh, dass die aktuelle Debatte in Deutschland beherrscht werde vom Mitgefühl für diejenigen, die es geschafft hätten, noch aus dem Land zu kommen, sowie für diejenigen, denen das bisher nicht gelungen sei. Er sei sich mit Caputova einig gewesen, dass man nach dem Ende der Luftbrücke «international mit Hochdruck an Lösungen arbeiten muss, um denen eine sichere Ausreise zu ermöglichen».

Caputova gab sich mit Rücksicht auf die innerslowakische Debatte vorsichtig: «Für die Slowakische Republik haben wir von Anfang an betont, dass es unausweichlich ist, insbesondere den Menschen zu helfen, die der Allianz und eventuell auch direkt den slowakischen Soldaten geholfen haben.» Deshalb habe die Slowakei in zwei Flügen auch Familienangehörige von schon in der Slowakei lebenden Menschen aus dem Land gerettet. Man bleibe weiter offen für humanitäre Hilfe, ergänzte sie, ohne konkreter zu werden.

In der Slowakei gibt es um die generelle Aufnahme von Flüchtlingen eine heftige Kontroverse. Die rechtspopulistische zweitstärkste Regierungspartei Wir sind Familie beharrt darauf, dass gemäß eines früheren Kabinettsbeschlusses nur maximal zehn afghanische Staatsbürger ins Land geholt werden dürften. Laut Menschenrechtsorganisationen und slowakischem Außenministerium haben aber mindestens 250 Menschen mit direktem Bezug zur Slowakei den Wunsch nach Aufnahme geäußert.

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Leserkommentare

Vom 10. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Volker Picard 03.09.21 15:33
Unser Bundespräsident, Herr Steinmeier,
den ich sehr schätze, kommt allerdings jetzt auf ein seltsames Verhalten. Die Afghanen sind für ihre eigene Kultur verantwortlich, nicht wir. Die Islamisten-Killer haben so viele Menschen "geschlachtet", wenn jemand dieser seltsamen Kultur noch glaubt, na ja. Es gibt für diese Menschen nur einen Weg: Fördert Eure eigene Kultur, wenn ihr weiter Spitzenreiter in der Menschenverachtung seid, bitte nicht mehr einen Euro Hilfe, Land schließen, vielleicht begreifen selbst diese kranken Mördergruppen eines Tages, so kann kein Land existieren.