Staudämme mindern Sedimenttransport des Mekong

Wie geht es besser?

STANFORD (dpa) - Das Mekongdelta liefert die Lebensgrundlage für mindestens 17 Millionen Menschen. Ein wichtiger Faktor sind dabei die vom Fluss mitgebrachten nährstoffreichen Sedimente. Staudämme könnten diesen wichtigen Eintrag weitgehend stoppen, warnen Forscher.

Zahlreiche Staudämme sind im Einzugsgebiet des südostasiatischen Flusses Mekong geplant. Würden alle realisiert, würden rund 95 Prozent des natürlichen Sedimenttransports zurückgehalten, berichten Forscher im Fachmagazin «Science Advances». Sie haben analysiert, wie die Staudämme mit möglichst geringen Auswirkungen auf die Umgebung geplant werden könnten. Das Mekongdelta stellt gegenwärtig die Lebensgrundlage für mindestens 17 Millionen Menschen dar. 50 Prozent der vietnamesischen Reisproduktion (2,5 Prozent der Weltproduktion) stammen von dort.

Der Mekong transportiert große Mengen an Sedimenten und damit verbundene Nährstoffe, die die produktiven Ökosysteme und Fischereien der unteren Mekong-Auen und des Tonle-Sap-Sees in Kambodscha unterstützen, wie das Team um Rafael Schmitt von der Stanford University in Stanford (Kalifornien, USA) erläutert. Vor allem das Flussdelta in Vietnam benötigt demnach diesen steten Nachschub. Anderenfalls könnte es nach früheren Berechnungen im Zuge des Klimawandels am Ende des Jahrhunderts größtenteils unterhalb des Meeresspiegels liegen.

Der Mekong durchfließt von seinem Ursprung auf dem tibetanischen Plateau (China) verschiedene geologische Gebiete, aus denen unterschiedliche Mengen an Sedimenten stammen. Dies berücksichtigten die Forscher ebenso wie vorhandene Informationen zum natürlichen Sedimenttransport im Flussnetz und zur Sedimentablagerung an jedem Staudamm. Auf Basis dieser Daten entwickelten sie vier Szenarien, die zu unterschiedlichen Mengen an Sedimenten führen, die nicht im Flussdelta ankommen.

Die Forscher machten am Mekong und seinen Nebenflüssen insgesamt 124 geeignete Stellen für Staudämme aus, einschließlich der bereits vorhandenen. In einem Szenario nahmen sie an, dass noch keine Staudämme existieren und diese strategisch geplant werden könnten. Von jährlich 160 Millionen Tonnen Sediment, die natürlicherweise im Mekongdelta ankommen, könnten nach dieser Simulation 100 Millionen Tonnen erhalten bleiben - bei derselben Energieleistung aus Wasserkraft wie derzeit. Aktuell erreichen jedoch nur 52 Millionen Tonnen das Delta. Und sollte der Ausbau der Wasserkraft wie geplant fortgeführt werden, würden es bald nur noch neun Millionen Tonnen sein («Weiter-so»-Szenario).

Bei einem weiteren Szenario betrachteten Schmitt und Kollegen den Mekong auf seiner ganzen Länge. Dabei ergab sich der geringste Eingriff in den Sedimenttransport, wenn neue Staudämme vor allem am Oberlauf, also auf chinesischem Gebiet, und in Nebenflüssen oberhalb existierender Dämme errichtet würden. Zudem untersuchten die Wissenschaftler Verbesserungsmöglichkeiten im unteren Mekongbecken ab dem Erreichen der Staatsgrenze von Laos, weil dort mehr Dämme geplant sind. Nach diesen Plänen würde sich die Sedimentmenge auf 42 Millionen Tonnen reduzieren, was deutlich besser wäre als das «Weiter-so»-Szenario.

Die Forscher weisen darauf hin, dass ihre Studie allein nicht für strategische Planungen des weiteren Ausbaus der Wasserkraft am Mekong ausreichen würde: «Eine tatsächliche Anwendung der strategischen Planung im Beckenmaßstab für den Mekong sollte erweitert werden um zusätzliche Zielvorstellungen wie hydrologische Veränderungen, Auswirkungen auf terrestrische Ökosysteme und Auswirkungen auf die Fischmigration und die aquatische Biodiversität.»

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