Starregisseur und Produzent Besson

Mit 60 in der Krise

Foto: epa/Clemens Bilan
Foto: epa/Clemens Bilan

PARIS (dpa) - Er hat Kultfilme gedreht, Blockbuster produziert und ein Imperium aufgebaut. Luc Besson gilt als mächtiger Mann im französischen Kino. Doch nun hat er Probleme.

Die Fachwelt nennt ihn den «Nabab» des französischen Kinos. Ein Wort, mit dem die Franzosen gern mächtige Menschen bezeichnen. Luc Besson hat Kultfilme Filme wie «Subway» und «Nikita» gedreht, mit «Taxi» und «Taken» Action-Blockbuster produziert und ein eigenes Imperium aufgebaut. Seit einiger Zeit steckt der Regisseur, Produzenten und Drehbuchautor, der am Montag (18. März) 60 Jahre alt wird, jedoch in Schwierigkeiten.

«Das Reich von Luc Besson ist ins Wanken geraten», titelte die französische Tageszeitung «Le Parisien» vor wenigen Wochen, die investigative Online-Zeitung «Mediapart» ging einen Schritt weiter und schrieb bereits vom «Ende des Imperiums». Ermittlungen gegen Besson wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung wurden vor kurzem eingestellt. Seine Filmgesellschaft EuropaCorp jedoch ist hoch verschuldet und sucht seit Monaten nach Investoren. Die Anschuldigungen sollen dabei vor allem US-amerikanische Interessenten abgeschreckt haben.

Besson hat eine Vorliebe für spektakuläre und teure Produktionen. Mit «Valerian - Die Stadt der tausend Planeten» hat er mit fast 200 Millionen Euro einen der bislang teuersten europäischen Filme produziert. In Frankreich lockte der 2017 erschienene Science-Fiction-Film zwar mehr als vier Millionen Zuschauer in die Kinos, doch in den USA und China lief das visuelle Spektakel nur schleppend. Um mit solchen Produktionen überleben zu können, müsse ein Film auch international erfolgreich sein, analysierte Jean de Rivière, einer seiner früheren Mitarbeiter, das finanzielle Fiasko.

Auf der von der Fachzeitschrift «Première» herausgegebenen Liste der zehn teuersten Kino-Produktionen Frankreichs steht unter anderem auch «Das fünfte Element» aus dem Jahr 1997 mit Bruce Willis und Milla Jovovich. Der Science-Fiction-Film hat über 75 Millionen Euro verschlungen hat, für damalige Verhältnisse eine enorme Stange Geld.

Auf das Konto von Besson gehen aber auch zahlreiche Kino-Erfolge, darunter «Nikita», «Léon - Der Profi» und «Lucy». Zu einer Geldmaschine sind seine Serien-Produktionen «Taxi», «Taken» und «The Transporteur» geworden. «Taxi 2» lockte im Jahr 2000 rund 10 Millionen Zuschauer in die französischen Kinos.

Der gebürtige Pariser ist Autodidakt. Eigentlich wollte er eine Unterwasser-Karriere anstreben, so wie seine Eltern, die Tauchlehrer waren. Doch ein Tauchunfall als Jugendlicher machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Er ging von der Schule und suchte Arbeit in der französischen Filmbranche.

Die Erinnerungen an diese Zeit sind eher düster. Er habe literweise Kaffee serviert und massenweise Fotokopien angefertigt, sagte er in einem Interview. Doch nach nur drei Jahren als Regieassistent feierte er mit «Le dernier combat» (etwa: Der letzte Kampf) 1983 sein Regiedebüt. «Subway» mit Isabelle Adjani und Christopher Lambert verschaffte ihm schon zwei Jahre später internationale Anerkennung. Der Thriller über einen Dieb, der sich in der fantastischen Unterwelt von Paris verliert, gilt heute als Kultfilm.

Mit «Im Rausch der Tiefe» verwirklichte Besson einen Jugendtraum. Das fiktionale Drama über einen Apnoe-Tauchrekordler mit Jean Reno in der Hauptrolle wurde zu einem weltweiten Kassenhit. Weitere Erfolge folgten, wie der Thriller «Nikita» über eine Drogenabhängige, die zur Regierungskillerin wird, und das in den USA gefeierte Untersee-Abenteuer «Atlantis».

Mit seinen Bilderfluten und visuellen Spektakeln überzeugt Besson vor allem das Publikum, seltener hingegen die Kritiker. «Im Rausch der Tiefe» wurde 1988 in Cannes auf den Internationalen Filmfestspielen ausgepfiffen. Man warf Besson vor, schöne Bilder ohne Inhalte zu drehen. Als pädophiler Film wurde von einigen Kritikern «Léon - Der Profi» bezeichnet. In dem Thriller verliebt sich der Killer, gespielt von seinem Lieblingsdarsteller Reno, in ein zwölfjähriges Mädchen, das von Natalie Portman verkörpert wird.

Im Jahr 2000 gründete Besson EuropaCorp, in dem seine bereits 1992 ins Leben gerufene Produktionsfirma Leeloo Productions aufging. Mit EuropaCorp wollte er eines der führenden Filmstudios Europas schaffen.

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