STRAßBURG: Menschen sitzen auf Stühlen oder stehen auf dem großen Platz. Sie blicken auf eine Bühne. Auf der wird vorgelesen. Wir befinden uns in Straßburg. Diese Stadt in Frankreich liegt direkt an der deutschen Grenze. Straßburg trägt dieses Jahr einen besonderen Titel: Welthauptstadt des Buches.
Den Titel verleiht die Unesco jedes Jahr. Diese Organisation fördert unter anderem Kultur und Bildung in verschiedenen Ländern. Straßburg feiert den Titel seit dem 23. April, dem Welttag des Buches, mit einem bunten Programm: Comics in der Universität, eine Kunstinstallation mit riesigen Buchseiten und Lesungen an ungewöhnlichen Orten.
Im Stadtarchiv findet eine Ausstellung über die Entwicklung des Buchdrucks statt. Vor knapp 600 Jahren lebte nämlich Johannes Gutenberg einige Jahre in Straßburg. Der Name sagt dir vielleicht etwas: Johannes Gutenberg erfand den Buchdruck. Er machte es überhaupt möglich, Bücher schnell in größerer Menge herzustellen und damit auch billiger.
Heutzutage haben Bücher und das Lesen viel Konkurrenz. Die Leute verbringen eine Menge Zeit am Handy oder Tablet. «Ich habe Freunde, die kaum noch ein Buch in die Hand nehmen», sagt Najim Ouled. Er arbeitet für das Stadtarchiv in Straßburg. Für ihn wäre ein Leben ohne Bücher unvorstellbar: «Lesen ist das Tor zur Entdeckung. Es erlaubt uns zu denken, zu schaffen, in neue Welten einzutauchen», sagt er.
Yann Wolff, der für die Stadt Straßburg arbeitet, findet, dass Bücher immer noch wichtig sind. Er sagt: «Durch Bücher können wir neue Dinge entdecken, neue Ideen, andere Kulturen». Zum Lesen gehöre auch, andere Meinungen zu hinterfragen. «Außerdem ist Lesen gut für die körperliche und seelische Gesundheit», sagt er. Eine Studie hat beispielsweise herausgefunden, dass 30 Minuten Lesen pro Tag das Stresslevel senkt. Ein Buch eignet sich also wunderbar zum Entspannen.
Als Welthauptstadt des Buches möchte Straßburg unter anderem eine kinderfreundliche Stadt sein. Die Stadt hat jedem Kindergarten und jeder Grundschule rund 100 Bücher gespendet. Dazu kommen viele Veranstaltungen für Kinder. Bis April nächsten Jahres finden noch Aktionen statt. Zusammen mit der deutschen Nachbarstadt Kehl gibt es zum Beispiel ein literarisches Picknick mit einer Märchenerzählerin. Auch auf dem berühmten Weihnachtsmarkt in Straßburg wird sich dieses Jahr eine Menge um Bücher drehen, verrät Herr Wolff.