Staaten unterzeichnen Abkommen für größtes Radioteleskop der Welt

Künstlerische Darstellung der neuen SKA-Anlage. Foto: SPDO/Ska/SPDO/dpa
Künstlerische Darstellung der neuen SKA-Anlage. Foto: SPDO/Ska/SPDO/dpa

ROM (dpa) - Mit einem gigantischen Netzwerk von Parabolspiegeln und Antennen wollen Wissenschaftler so tief ins Universum blicken wie nie zuvor. Die Gründungsmitglieder haben nun mit einem Vertrag den Weg für das Projekt der Superlative frei gemacht.

Sieben Staaten haben am Dienstag ein Abkommen zur Realisierung des größten Radioteleskops der Welt unterzeichnet. Eine zwischenstaatliche Organisation soll nun für die Auslieferung und für den Betrieb des Square Kilometre Array (SKA) zuständig sein, teilte das SKA-Leitungsgremium zu dem Treffen in Rom mit. «Heute haben wir den Grundstein dafür gelegt, um das SKA schließlich Wirklichkeit werden zu lassen», sagt Catherine Cesarsky, die Vorsitzende des Gremiums.

Das SKA wird künftig die größte Wissenschaftseinrichtung weltweit sein, die geplante Infrastruktur reicht über drei Kontinente auf der Nord- und Südhalbkugel. Zwei Beobachtungsnetzwerke mit hunderten Parabolspiegeln und tausenden Einzelantennen sollen sich den Planungen zufolge über hunderte Kilometer in Australien und Südafrika erstrecken. Die schnellsten Supercomputer der Erde seien nötig, um die bisher unerreichte Fülle von Beobachtungsdaten verarbeiten zu können, hieß es am Dienstag.

Verträge in Höhe von etwa 700 Millionen Euro zur Konstruktion des SKA sollen ab Ende 2020 an Firmen und Anbieter in den Mitgliedsstaaten des SKA gehen. Zu den Unterzeichnern des Abkommens zählen Australien, China, Italien, die Niederlande, Portugal, Südafrika und Großbritannien. Auch Indien und Schweden streben dem SKA-Gremium zufolge eine Beteiligung an, wofür aber noch interne Abstimmungen ausstünden. Deutschland ist nicht mit dabei.

Die radioastronomische Forschergemeinschaft hierzulande sei aber interessiert an einer Teilnahme und beteilige sich an Vorläuferprojekten wie dem MeerKAT-Radioteleskop in Südafrika, hieß es vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) in Bonn. Astronomen könnten mit SKA Gravitationswellen erforschen und Einsteins Relativitätstheorie unter extremen Bedingungen testen. Forschungsschwerpunkte seien auch bisher rätselhafte schnelle Radiostrahlungsausbrüche (FRBs), die Entwicklung des Universums über Milliarden von Jahren, die Kartierung von Galaxien sowie die Suche nach Anzeichen für Leben im Universum.

Radiowellen unterscheiden sich nicht grundsätzlich von sichtbarem Licht, das auch elektromagnetische Strahlung ist, haben aber eine sehr viel größere Wellenlänge: zwischen 10 Zentimeter bis 100 Kilometer. Ihren Namen tragen sie, weil Radiosender den Wellenlängenbereich für die Übertragung ihrer Programme nutzen.

Kosmische Radiowellen entstehen bei einer Vielzahl natürlicher Prozesse - Gaswolken im All senden zum Beispiel charakteristische Radiostrahlung aus, an deren Wellenlänge man die chemische Zusammensetzung erkennen kann. Radiowellen haben den Vorteil, dass sie sich vom Erdboden aus beobachten lassen und nicht - wie etwa Infrarotlicht oder Röntgenstrahlung - von der Erdatmosphäre verschluckt werden.

«Es gibt nur eine geringe Anzahl von Schlüsseleinrichtungen zur Erforschung der Physik im 21. Jahrhundert», erklärte MPIfR-Forscher Michael Kramer. «Das SKA wird in einer Linie stehen mit dem James-Webb-Weltraumteleskop, dem Large Hadron Collider am Cern, sowie den LIGO/VIRGO-Gravitationswellendetektoren und der nächsten Generation riesiger optischer Teleskope wie dem ESO-ELT.»

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