Opposition fordert jetzt auch Rücktritt des Präsidenten

Person sieht sich auf einem Handy ein Video von Sri Lankas Präsident Gotabaya Rajapaksa an, der sich im Fernsehen an die Nation wendet, in Colombo. Foto: epa/Chamila Karunarathne
Person sieht sich auf einem Handy ein Video von Sri Lankas Präsident Gotabaya Rajapaksa an, der sich im Fernsehen an die Nation wendet, in Colombo. Foto: epa/Chamila Karunarathne

COLOMBO: Auf Sri Lanka hat die größte Oppositionspartei angesichts anhaltender Unruhen den Rücktritt von Präsident Gotabaya Rajapaksa verlangt. Oppositionsführer Sajith Premadasa von der United Peoples' Party erklärte sich am Mittwoch in der Hauptstadt Colombo bereit, in einer Übergangsregierung das Amt des Premierministers zu übernehmen. Zur Bedingung machte seine Partei jedoch, dass nach dem Rücktritt des bisherigen Regierungschefs Mahinda Rajapaksa nun auch der Präsident, sein Bruder, auf sein Amt verzichtet.

Der hoch verschuldete Inselstaat südlich von Indien hat seit Montag keine Regierung mehr. Mit dem Rücktritt des Premierministers verloren auch alle Minister ihre Posten. Nun soll das Parlament den neuen Chef einer Übergangsregierung bestimmen, die das Land in Neuwahlen führt.

Nach einer Welle der Gewalt war es am Mittwoch verhältnismäßig ruhig auf den Straßen. Militär und Polizei patrouillierten. Es gilt eine Ausgangssperre. Das Auswärtige Amt rät Bundesbürgern derzeit von nicht notwendigen Reisen nach Sri Lanka ab. Begründet wird dies mit der angespannten Sicherheitslage und Versorgungsproblemen.

Am Mittwoch äußerte sich auch Papst Franziskus zur Lage: «Heute bin ich besonders in Gedanken bei den Bewohnern von Sri Lanka, vor allem den Jungen, die zuletzt aufgeschrien haben wegen der sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen und Probleme in dem Land», sagte er bei einer Generalaudienz auf dem Petersplatz. «Ich schließe mich den religiösen Gruppen an, die alle Seiten zu einem friedlichen Auftreten ermahnen, ohne in die Gewalt abzurutschen.» Er appelliere an alle Verantwortlichen, den Bürgern zuzuhören und ihre Menschenrechte und Freiheit zu respektieren.

In dem Inselstaat mit etwa 22 Millionen Einwohnern herrscht die schlimmste Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten. Es mangelt an Treibstoff, Lebensmitteln und Medikamenten. Das Land hofft auf Hilfe vom Internationalen Währungsfonds (IWF) sowie aus China und Indien. Die jüngste Welle der Gewalt hatte mit Auseinandersetzungen von Anhängern und Gegnern der bisherigen Regierung begonnen. Nach Polizeiangaben gab es mindestens neun Tote und mehr als 250 Verletzte.

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