Russischer Manager der Spionage beschuldigt

ROM (dpa) - Ein russischer Manager ist laut Presseberichten unter Spionageverdacht in Italien festgenommen worden. Er sitze bereits seit dem 30. August in Einzelhaft im Gefängnis Poggioreale in Neapel, berichteten italienische Zeitungen am Freitag. Demnach wurde Alexander Korschunow (57), Manager der zum Staatskonzern Rostec gehörenden Vereinigten Motorenbau-Holding (ODK), bei der Ankunft am Flughafen von Neapel abgeführt. Die USA verlangten seine Auslieferung. Er werde bezichtigt, Dokumente des US-Konzerns General Electric entwendet zu haben. Laut Nachrichtenagentur Ansa kam er mit seiner Frau auf Urlaub nach Neapel.

Die italienische Tageszeitung «La Repubblica» bezeichnete Korschunow als langjährigen Freund des zehn Jahre älteren Präsidenten Wladmir Putin. Dieser kritisierte das Vorgehen. Die ODK habe sich seit sehr langer Zeit mit der Entwicklung eines neuen Motors befasst. «Das ist unser erstes Hochtechnologie-Erzeugnis seit 28 Jahren», sagte Putin am Donnerstag auf dem fernöstlichen Wirtschaftsforum in Wladiwostok.

Russische Diplomaten in Washington protestierten offiziell bei den US-Behörden und forderten, das Auslieferungsgesuch zurückzuziehen. Das russische Außenministerium warf Washington in einer Stellungnahme eine hinterlistige Jagd auf russische Staatsbürger überall auf der Welt vor.

Die ODK baut Motoren für militärische und zivile Zwecke sowie für die Raum- und Seefahrt und für Industrieanlagen zur Förderung von Öl und Gas. Korschunow ist nach Angaben seines Unternehmens Direktor für die Entwicklung der Handelsbeziehungen. Er hat in der Vergangenheit auch für das russische Innenministerium gearbeitet und erhielt wegen seiner Verdienste für das russische Vaterland einen Staatsorden.

Die Festnahme fällt mit einem Regierungswechsel in Rom zusammen, in dessen Zuge die rechte Lega unter dem prorussischen Parteichef Matteo Salvini ausgeschieden ist. Neuer Außenminister wurde der Chef der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung, Luigi Di Maio, der zuvor zusammen mit Salvini Vize-Premier war. «In einer einzigartigen Kabale läuft Di Maio an seinem ersten Tag als Außenminister der Freund der Regierung von gestern über den Weg, der russische Präsident Wladimir Putin. Und diesmal in ziemlicher Drohhaltung», schrieb «La Repubblica».

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