Spielzeug-Diebe und eine tüchtige Polizeieinheit

Fröhliches Fotoschießen heute vor dem Polizeigebäude in Nathon: Die vermeintlichen Diebe und Zechpreller – umringt von den Ermittlern und einer Horde von Fotografen.
Fröhliches Fotoschießen heute vor dem Polizeigebäude in Nathon: Die vermeintlichen Diebe und Zechpreller – umringt von den Ermittlern und einer Horde von Fotografen.

KOH SAMUI: Eine angebliche Diebesbeute in Höhe von 50.000 Baht, vier publikumswirksam aus dem Verkehr gezogene britische ‚Jungganoven‘ und ein Riesenspektakel in vielen Medien: Koh Samuis Kriminalpolizei erlebte heute eine Sternstunde und konnte nach Hinweisen alle Tatverdächtigen festnehmen und sich zunächst landesweit feiern lassen.

Sogar die große englischsprachige Bangkok Post berichtete über den Fall von vier gestrauchelten Luxustouristen, die laut ersten Erkenntnissen aus einem Spielzeugladen in Maenam Waren im Wert von etwa 1.350 Euro entwendet haben sollen – darunter so kostspielige Beute wie Iphone-Ladegeräte, ein ferngesteuertes Auto und eine Kleindrone. Was die Briten im Alter zwischen 20 und 27 Jahren zu ihrer infantilen Tat motiviert haben könnte, das wurde erst am Spätnachmittag mit Hilfe einer englischsprachigen Dolmetscherin in der Polizeidirektion Nathon geklärt.

Möglicherweise könnte es sich um ein großes Missverständnis gehandelt haben: Weitere Ermittlungen ergaben, dass die vier Briten tags zuvor eigentlich die Ware hatten bezahlen wollen, der Spielwaren-Verkäufer jedoch mit der Kreditkarte des Kunden nicht klarkam und diese nach längerer Wartezeit den Laden verließen – ohne die Goldkarte, um die es jetzt in der weiteren Polizeiarbeit geht. Sollte sich das bewahrheiten, wäre der vorsätzliche Diebstahl vom Tisch.

Weiteren Informationen zufolge waren die jungen Männer aus Großbritannien schon zuvor durch ihre Großspurigkeit und ihre flapsige Zahlungsmoral aufgefallen. Sie hatten sich für drei Nächte in einem Luxusresort eingemietet und pro Nacht 20.000 Baht bezahlt. Schuldig blieben sie laut Anzeige des Hotelmanagers eine gepfefferte Bewirtungsrechnung in Höhe von 29.000 Baht und konnten auch hier nicht zufriedenstellend ihrer Zahlungsverpflichtung nachkommen, behauptet der Thai-Geschäftsmann.

Mittwoch früh sollen alle Beschuldigten dem Ermittlungsrichter vorgeführt werden. Dieser wird entscheiden, ob überhaupt Anklage erhoben werden kann oder ob die zwischenzeitlich stark ernüchterten Briten nach einer Nacht im Gefängnis auf Kaution freigelassen werden können.

Im turbulenten Meinungsaustausch zwischen den britischen Touristen und den kaum des Englischen mächtigen Polizeibeamten war erst Dank der Mithilfe der Übersetzerin aufgefallen, dass Geldmangel kein Motiv gewesen sein kann. Alle vier stammen aus soliden Verhältnissen und hatten zwei Tage zuvor am Nikki Beach eine rauschende Party mit 70.000 Baht Rechnung gefeiert – und diese anstandslos bezahlt. Verbleibender Straftatbestand? - Britischer Übermut im alkoholisierten Überschwang auf der Ferieninsel Koh Samui: eine Dummheit wäre das gewesen, aber wohl kein echter Kriminalfall für eine breite Öffentlichkeit.

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