Spielsucht

​Callolo und seine Herzallerliebste - Eine humorvolle Geschichte 

Spielsucht

Habe ich schon mal erzählt, dass meine Herzallerliebste für ihr Leben gern spielt? Sie spielt alles, aber es muss um einen Einsatz gehen, sonst hat sie keinen Spaß daran.

Offenbar teilt sie diese Leidenschaft mit vielen anderen Thais, denn wenn ich abends spät heimkam, traf ich sie schon oft in wechselnden Spielrunden an. Es kam sogar vor, dass alle Mitspieler nur auf meine Heimkehr warteten, damit ich meine Herzallerliebste auslöste und ihre Spielschulden beglich.

Beim letzten Mal war es besonders unangenehm. Da stand vor meinem Haus ein Abgesandter einer nahe gelegenen Karaoke-Bar und sagte, meine Nai würde da solange festgehalten, bis ihre Schulden in Höhe von zehntausend Baht bezahlt worden seien.

Ich war wütend, überlegte sogar, die Polizei einzuschalten. Aber dann sah ich ein, dass damit nichts gewonnen wäre. Beide Seiten würden wegen illegalen Glücksspiels bestraft werden, und obendrein hätten wir uns dadurch unversöhnliche Feinde gemacht. Also begab ich mich schweren Herzens auf den Weg in die Karaoke-Bar, nicht ohne vorher einen Umweg zur nächsten ATM-Maschine zu machen, um das verlangte Geld abzuheben.

Meine Herzallerliebste fiel mir mit großer Theatralik um den Hals und bedankte sich überschwänglich für ihre Befreiung. "Wenn das noch einmal vorkommt, dann lasse ich dich dort schmoren, bis du alt und grau bist", sagte ich nur und ging mit ihr nach Hause.

"Das würdest du doch nicht machen, Callolo, oder?"

"Oh ja", entgegnete ich, "vielleicht sogar etwas länger."

Sie schmollte und legte sich zum Schlafen ins Gästezimmer.

Am nächsten Morgen tat sie so, als sei nichts geschehen. Ich wartete ab, bis sie ihren Normalzustand wieder erreicht hatte.

"Schatz", fragte ich sie, "warum spielen wir beide nicht miteinander? Dann bleibt das Geld wenigstens in der Familie."

Sie war sofort mit diesem Vorschlag einverstanden und gestern Abend haben wir erstmals miteinander gewürfelt. Den Einsatz hatte meine Herzallerliebste bestimmt: Eintausend Baht pro Spiel. Sie gewann das erste Spiel. Im zweiten hatte ich die Straße und konnte sie bestätigen. Der Ausgleich. In der dritten Runde ging es hoch her. Mal lag sie vorn, dann wieder ich. Am Ende konnte ich das Spiel mit einem gelungenen Joker für mich entscheiden.

"Jetzt bekomme ich eintausend Baht von dir", sagte ich.

"Callolo, darum spielen wir jetzt." Sie kam mit einem Spiel an, das zur Standardausrüstung in jeder Bar gehört. Es geht darum, mit abwechselnd eingeworfenen bunten Plättchen Reihen zu bilden. Wer zuerst eine Vierer-Reihe schafft, ist der Sieger. Natürlich gewann sie, und so standen wir wieder unentschieden.

"Ein letztes Spiel", schlug ich vor, "bestimmt kennst du es: Tsching, Tschang, Tschong."

"Klar", antwortete meine Herzallerliebste, "das kenne ich sehr gut: Stein, Papier, Feuer, Schere und Brunnen, nicht wahr?"

"Exakt", antwortete ich.

"Tsching, Tschang, Tschong."

Sie hatte den Brunnen, ich das Papier, das ihn bedeckt. Mein Punkt.

Nächste Runde: Sie hatte das Feuer, ich wieder das Papier. Ihr Punkt. Letzte Runde: Sie hatte den Stein, ich den Brunnen. Das war mein Sieg.

"Jetzt bekomme ich von dir zweitausend Baht, mein Schatz."

"Warum?"

"Weil Spielschulden Ehrenschulden sind."

"Können wir das nicht verrechnen?"

"Ja, aber wie?"

"Wir spielen morgen weiter, und wenn du dann verlierst…"

"Aber was machst du, wenn ich nicht verliere?"

"Du bist so negativ, Callolo."

"Im Gegenteil, ich bin realistisch. Irgendwann hast du einen Schuldenberg angesammelt, der so hoch ist, dass du nicht mehr drüber schauen kannst. Und dann?"

"Callolo!" Meine Herzallerliebste setzte sich auf meinen Schoß, schlang die Arme um meinen Hals und flüsterte mir ins Ohr: "Es bleibt doch alles in der Familie."

Callolo und seine Herzallerliebste und Angekommen in der Wirklichkeit

Callolo und seine Herzallerliebste

In 130 heiteren Kurzgeschichten hat Autor Carolus in zwei Büchern sich mit unterschiedlichen Erfahrungen, die sich aus dem Zusammenleben zwischen Thais und Farangs ergeben, verfasst. Die humorvollen Geschichten behandeln das Eheleben zwischen Nai und Callolo. Im Leben der beiden wird viel Toleranz abverlangt. Dass es trotzdem immer wieder ein Happy End geben kann, beweist der Autor, im ersten Buch, in vielen unerwarteten Entwicklungen. Im zweiten Werk hat der Autor seine „rosarote Brille“ abgenommen und erzählt auf ehrliche und gewohnt charmante Weise über Probleme und Schwierigkeiten, die in seiner nicht mehr ganz taufrischen Beziehung zu Nai entstehen.

Die beiden Taschenbücher können Sie im FARANG-Onlineshop bestellen.

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