BANGKOK: Nach monatelanger Aussetzung des internationalen Flugbetriebs als Folge der globalen Covid-19-Pandemie und mitten in der bitteren Sanierungsphase konzentriert sich die insolvente Fluggesellschaft Thai Airways International (THAI) auf ihre Dienstleistungen am Boden, um mit verschiedenen gastronomischen Angeboten Einnahmen zu generieren.
An ihrem Hauptsitz in der Vibhavadi Rangsit Road eröffnete die Airline vor wenigen Wochen ein Café, das mit echter Bestuhlung und Gerätschaften aus Flugzeugen ihrer derzeit stillgelegten Flotte ausgestattet ist. Doch nicht nur die Möblierung, auch das Speiseangebot orientiert sich an den Mahlzeiten während des Fluges und wird von der Catering-Abteilung von Thai Airways zubereitet.
Nostalgisches Erlebnis für Fans
Auch wenn sich beim Thema Bordverpflegung bekannterweise die Geschmäcker scheiden, ist das Essen im Café am THAI-Firmensitz gut und schmeckt sogar besser als die Mahlzeiten, die man in 36.000 Fuß Höhe über dem Meeresspiegel serviert bekommt. Fairerweise sollte man bedenken, dass dies auch am Kabinendruck liegt, der die Geschmacksnerven beeinflusst, weshalb der fade Geschmack nicht unbedingt an der Qualität der Mahlzeiten liegen muss. So wird Herzhaftes und Süßes weniger intensiv wahrgenommen. Denn in der Höhe schmeckt man so, als hätte man Schnupfen.
Für diejenigen, die mit der Airline schonmal geflogen sind, kann ein Besuch in dem neuen Café auch ein nostalgisches Erlebnis sein. So finden THAI-Stammkunden hier alle ihre Lieblingsgerichte aus der Bordverpflegung wieder, darunter Huhn in schwarzer Pfeffersoße mit Reis (65 Baht), Yakisoba mit Meeresfrüchten (165 Baht) und Caesar-Salat mit angebratenem Thunfisch (99 Baht).
Wie auf einem Business-Class-Flug werden die Mahlzeiten im Café auf Thai Airways' eigenem Porzellan mit Edelstahlbesteck serviert. Die Flugbegleiterinnen in ihren unverwechselbaren Uniformen begrüßen die Gäste und posieren auch für Fotos mit ihnen. Für alle Fans der THAI (auch bekannt als TG, der Code der Fluggesellschaft), aber auch für Luftfahrt-Enthusiasten im Allgemeinen, ein freudiges Erlebnis. Abgerundet wird das Flugzeug-Café in Livemusik der TG-Crews mit der Gewissheit, dass die eine oder andere hübsche Stewardess zweifellos auch eine Karriere als Profisängerin bestreiten könnte, wenn sie im Zuge der Konzernsanierung ihren Job über den Wolken verlieren sollte.
Lächeln täuscht über Krise nicht hinweg
Doch auch im Café liegt ein Gefühl der Unsicherheit und der Angst in der Luft, angefangen bei den hübschen Flugbegleiterinnen in ihren prächtigen Seidenuniformen, die Sängerinnen-Jobs annehmen, bis hin zu den TG-Souvenirs, die zu stark reduzierten Preisen angeboten werden. So wird man das Gefühl nicht los, dass die singenden und stets lächelnden Stewardessen versuchen, sich selbst davon zu überzeugen, dass THAI als Fluggesellschaft immer noch lebt. Eine weitere Einsicht: Auch wenn das Speiseangebot sowie das Preis-Leistungsverhältnis insgesamt gut ist, wird die eigentlich einfallsreiche Geschäftsidee durch eine übermäßige Bürokratie konterkariert: Nachdem man ein Ticket für die Warteschlange erhalten hat, wartet man selbst in den Morgenstunden nicht selten 30 Minuten lang, um einen Platz zu bekommen, bevor man die Treppe hinauf in das Café zum imaginären Flug TG8922 hinaufsteigen kann.
Im „Flugzeug“ angekommen, muss man zu einem Schalter gehen, um seine Speisen zu bestellen sowie ein Essensticket entgegennehmen, um dann ca. 10 Minuten später auf Vorlage der Quittung seine bestellten Speisen abzuholen, die man dann selbst an seinen Platz bringt. Anders als die Werbung suggeriert, speist man hier auch nicht an den im Café installierten Economy-Class-Sitzen, sondern an normalen Kantinentischen. Denn das Speisen auf der Flugzeugbestuhlung setzt die Bestellung eines Set-Menüs für 699 Baht voraus. Um wiederum in der ersten Klasse zu sitzen, muss man bis zu 1.990 Baht bezahlen. Zudem herrscht große Verwirrung darüber, ob Wein und Champagner im Preis inbegriffen sind; verschiedene Mitarbeiter geben eine unterschiedliche Antwort…
Und jetzt kommt der Clou: Die Gäste müssen mindestens drei Tage im Voraus telefonisch reservieren. Das Café hat zudem nur von Montag bis Freitag von 9 bis 14 Uhr geöffnet, wenn die meisten Einwohner Bangkoks – Sie wissen schon – auf Arbeit sind! Reservierung unter der Rufnummer 02-356.1666.
Frittierte Krapfen vor dem THAI-Silom-Büro
Nach dem großen Erfolg des „Royal Orchid Restaurant & Canteen“ in der Firmenzentrale in der Vibhavadi Rangsit Road wurde zwischenzeitlich vor dem THAI-Büro in der Silom Road ein Verkaufsstand errichtet, an dem in den Morgenstunden „Pa tong go“ angeboten wird. Auch mit den frittierten Teigkrapfen sollen Einnahmen während der Betriebssanierung generiert werden. Das „Pa tong go“-Set der THAI beinhaltet drei Krapfen und eine lila Kartoffel-Dip-Sauce und wird für 50 Baht angeboten. Am Eröffnungstag waren die Teigspeisen innerhalb weniger Stunden ausverkauft.
Für ein richtiges "Flight.Feeling" fehlt doch die obligate "DutyFree"-Zone, die ebenfalls lukrative Einnahmen generieren würde.
Oops... sind ja "Inlandflüge", da wird man nur auf mögliche Waffen "durchleuchtet" ... ;-)