MADRID: Das spanische Kabinett um Ministerpräsident Sánchez lehnt die Idee nach dem Vorbild Italiens ab. Stattdessen wird gestritten, ob ein nicht genutzter Flughafen Migranten aufnehmen könnte.
Spaniens linksgerichtete Regierung hat sich vor dem EU-Gipfel gegen die Schaffung von Asylzentren in Drittstaaten nach dem Vorbild Italiens ausgesprochen. Die 27 Mitgliedsstaaten wollen am Donnerstag und Freitag unter anderem über den Vorschlag von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen beraten, diesen Weg zur Bekämpfung der irregulären Migration zu prüfen. Arbeitsministerin Yolanda Díaz vom PSOE-Regierungspartner Sumar bekräftigte das Nein zu solchen Zentren. Zuvor hatte auch Regierungssprecherin Pilar Alegría ein solches Vorhaben rundweg abgelehnt. «Die Migrationspolitik, die wir entwickeln, funktioniert bereits», sagte sie.
Derzeit wird stattdessen in Spanien heftig über einen Plan diskutiert, einen relativ neuen, aber nahezu stillgelegten Flughafen in Ciudad Real in der zentralen Region Kastilien-La Mancha als Aufnahmezentrum für Migranten zu nutzen. Vor allem die Kanarischen Inseln haben in den vergangenen Monaten viele, auch minderjährige Migranten aufgenommen und drängen auf eine faire Verteilung sowie Unterstützung der Zentralregierung.
Laut der EU-Grenzschutzagentur Frontex sank zuletzt die Zahl der irregulären Einreisen über das zentrale Mittelmeer, also von Libyen und Tunesien über Sizilien und Malta, in den ersten neun Monaten des Jahres um 64 Prozent auf gut 47.700. Auf der Westafrika-Route über den Atlantik - von Nord- und Westafrika zu den Kanaren - stieg indes die Zahl der Einreiseversuche mit gut 30.600 auf das Doppelte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.