Spahns Corona-Infektion wirft in Berlin viele Fragen auf

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mit Mund-Nasenschutz während einer Sitzung des Bundeskabinetts im Kanzleramt. Foto: Markus Schreiber/Ap-pool/dpa
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mit Mund-Nasenschutz während einer Sitzung des Bundeskabinetts im Kanzleramt. Foto: Markus Schreiber/Ap-pool/dpa

BERLIN: Ausgerechnet den Gesundheitsminister hat es nun als ersten Minister der Bundesregierung erwischt: Jens Spahn ist positiv auf Corona getestet worden. Bisher hat er nur Erkältungssymptome, heißt es.

Am Mittwochvormittag ist alles noch wie immer: Wie üblich an diesem Tag ist Kabinettssitzung im Bundeskanzleramt. Beim Eintreffen in den Sitzungssaal trägt Jens Spahn (CDU) einen Mund-Nasen-Schutz, so wie alle anderen Bundesminister und die Kanzlerin auch. Am Tisch ist die Maske bei den meisten dann ab. Kurz vor 17.00 Uhr kommt aus seinem Gesundheitsministerium dann die knappe Mitteilung, die mit einem Schlag alle anderen Corona-Nachrichten des Tages beiseitewischt: «Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ist am frühen Mittwochnachmittag positiv auf das neuartige Corona-Virus getestet worden.»

Spahn habe sich umgehend in häusliche Isolierung begeben, heißt es weiter. «Bislang haben sich bei ihm nur Erkältungssymptome entwickelt. Alle Kontaktpersonen werden aktuell informiert.» «Bild» zitiert später Spahns Sprecher mit den Worten: «Der Minister war heute morgen in der Kabinettssitzung. Er hat sich dort an die Regeln gehalten. Am Nachmittag hat er Erkältungssymptome bekommen und sich direkt testen lassen.»

Damit erreicht Corona nun auch in Deutschland die Regierung, und zwar ausgerechnet eine der Schlüsselfiguren im Kampf gegen die Pandemie. Der 40-jährige Spahn ist seit März fast täglich in Interviews zu sehen, appelliert an die Einhaltung der sogenannten AHA-Regel - Abstand, Hygiene, Alltagsmaske - und verantwortet viele der wichtigsten Themen im Kampf gegen das Virus, von der Teststrategie über die Finanzierung der Krankenhäuser bis hin zum Thema Impfstoff.

Einige Parteikollegen setzen große Hoffnungen in ihn und hatten sich auch offen dafür ausgesprochen, dass Spahn für den Posten des CDU-Chefs kandidieren sollte. Auch die Bürger trauen ihm diesen Job einer kürzlich veröffentlichten Umfrage zufolge am ehesten zu, noch vor Friedrich Merz, Armin Laschet oder Norbert Röttgen, die für den Posten kandidieren.

Die Nachricht aus dem Gesundheitsministerium wirft am Mittwoch in Berlin sofort viele Fragen auf: Was ist mit den anderen Ministern und der Bundeskanzlerin? Gehen jetzt alle vorsorglich in Quarantäne? Auf einem Foto aus der Kabinettssitzung vom Mittwochmorgen ist zum Beispiel zu sehen, wie sich Spahn - mit Maske - mit Kabinettskollegin und Familienministerin Franziska Giffey (SPD) - ebenfalls mit Maske - unterhält, mit Abstand, aber der ist nicht sehr groß.

Giffey unterzieht sich noch am Mittwoch einem Schnelltest. Der fällt negativ aus, wie eine Sprecherin am Abend mitteilt. Ein weiterer Test sei geplant. Besorgnis hatte den Angaben zufolge nicht die kurze Begegnung mit Spahn im Kabinett ausgelöst, sondern eher eine lange Pressekonferenz, die Giffey und er am vergangenen Freitag gemeinsam gaben.

Der Sitzungssaal im Kabinett ist in puncto Infektionsschutz besonders «optimiert». Außerdem wurden die Hygiene- und Abstandsregeln eingehalten, lässt ein Regierungssprecher am Mittwoch wissen. Ob sich andere Regierungsmitglieder jetzt trotzdem sicherheitshalber erst einmal lieber isolieren, bleibt zunächst offen. Der einzige aus dem Kabinett, der sich mit dieser Frage nicht beschäftigen muss, ist Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD), weil er schon seit ein paar Tagen wegen einer Warnung seiner Corona-App in vorbeugender Quarantäne ist.

Auch die Frage nach regelmäßigen Corona-Tests stellt sich nach der Nachricht von Spahns Infektion. Offensichtlich ist das nicht mal bei der Kanzlerin der Fall. Sie selbst hatte Ende August bei ihrer Sommerpressekonferenz gesagt: Sie halte sich an die Abstandsregeln und Vorschriften und werde deshalb nicht permanent getestet.

Die Genesungswünsche für Gesundheitsminister Spahn kommen am Mittwoch schnell und wie heute üblich über Twitter: «Lieber Jens Spahn, Du arbeitest mit aller Kraft und großem Engagement gegen die Verbreitung des Coronavirus. Ich wünsche Dir alles Gute, und hoffe, dass es Dir bald wieder besser geht», schreibt Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU), mit dem im Tandem Spahn für einen der CDU-Stellvertreterposten kandidiert. «Ich wünsche Jens Spahn gute Besserung und einen milden Corona-Verlauf», twittert FDP-Chef Christian Lindner. Merkel wünscht über ihren Sprecher öffentlich eine schnelle Genesung. Und der Chef der Jungen Union, Tilman Kuban schreibt: «Gerade weil jetzt all die Verschwörungstheoretiker mit ihrer Schadenfreude unterwegs sind: Gute Besserung, Jens Spahn und einen möglichst milden Verlauf!»

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Hans Wopalensky 22.10.20 15:41
Fusball
Für mich ist es ein Witz, wie Fusballclubs ihre Überlegenheit erlangen. Es geht dabei fast ausschließlich um viel , viel Geld und die Möglichkeit. Die besten Spieker aus aller Welt kaufen zu können. Welcher Münchener spielt noch bei Bayern München? , welcher Hamburger beim HSV etc.
Das System musste grundlegend reformiert werden, dass ich mir Fussball wieder gerne ansehen würde.
Maximal 2 Spieler aus anderen Bundesländern, maximal 2 Ausländer. Das wäre mein Wunsch.
Thomas Sylten 22.10.20 13:07
Wieso sind die Verschwörungstheoretiker
mit Schadenfreude unterwegs ?
Denen zufolge entsteht durch Corona doch gar kein Schaden: Nur ein bissl Schnupfen -
und halt ein paar Tote als hinnehmbarer Kolateralschaden.. :(