Viele Schulen zerstört oder Notunterkunft

Sorge um Unterricht 

Auf einem Tisch vor einem Zelt in einem Behelfslager für Menschen, die ihre Häuser im Epizentrum des Erdbebens verloren haben, liegen OP-Masken. Foto: Ahmed Deeb/dpa
Auf einem Tisch vor einem Zelt in einem Behelfslager für Menschen, die ihre Häuser im Epizentrum des Erdbebens verloren haben, liegen OP-Masken. Foto: Ahmed Deeb/dpa

DAMASKUS/ISTANBUL: Nach den Erdbeben in der türkisch-syrischen Grenzregion sind auch Schulen schwer betroffen und die Folgen für Kinder und den Unterricht noch kaum absehbar. 600 Schulen seien allein in Syrien zerstört worden, sagte Yasmine Sherif, Direktorin des UN-Fonds Education Cannot Wait (ECW), dem TV-Sender Al-Dschasira. Aus dem Fonds sollen sieben Millionen US-Dollar (6,5 Mio Euro) an Notfallzuschüssen kommen, um Kindern in Syrien auch weiterhin den Zugang zu Bildung zu ermöglichen.

Viele Schulen in der Türkei und in Syrien wurden bei den Beben zerstört oder schwer beschädigt, oder sie werden als Notunterkünfte genutzt. Eltern suchen deshalb dringend nach Orten, an denen ihre Kinder weiter lernen können. «Bildung kann für Kinder eine Lebensader sein», teilte das UN-Kinderhilfswerk Unicef mit. «Unsere Teams bauen vorübergehende Unterrichtsorte auf und helfen beschädigten Schulen, sich wieder einzugliedern.»

In der syrischen Provinz Latakia seien Schulen derzeit so überfüllt, dass viele Lehrer in Früh- und Spätschichten unterrichteten, sagte Umran Abu Chalil, Direktor der Bildungsbehörde in Latakia. Mehr als 100 Schulen seien allein dort so stark beschädigt worden, dass sie abgerissen werden müssten. Angesichts von mehr als 100.000 Menschen, die in der syrischen Provinz ihr Zuhause verloren, gebe es zudem häufig keinen anderen Zufluchtsort als intakt gebliebene Schulen.

Insgesamt sind in Latakia und weiteren Gebieten, die von der syrischen Regierung kontrolliert werden, nach offiziellen Angaben 1400 Schulen beschädigt. «Wiederaufbau und Instandhaltung noch in diesem Jahr sind unwahrscheinlich, was bedeutet, dass unsere Kinder ein Schuljahr verlieren werden», sagte Masen Ahmed, Vater zweier Schulkinder in Latakia. Wegen der überfüllten Klassen wolle er in sein Heimatdorf außerhalb der Stadt ziehen.

In Syrien gab es wegen des laufenden Bürgerkriegs, angesichts einer schweren Wirtschaftskrise und massenhafter Vertreibung laut Unicef schon vor den Beben eine hohe Zahl an Schulabbrechern.

In der Türkei wurden auch Hunderte Studentenwohnheime zu Notunterkünften umfunktioniert, wie die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. Die Semesterferien wurden in zehn türkischen Provinzen, die von den Beben betroffen wurden, bis 1. März verlängert.

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