Königin sagt «widerwillig» Reise ab

​Sorge um Gesundheit der Queen 

Königin Elizabeth II. (M) lächelt, als sie zusammen mit Boris Johnson (l), Premierminister von Großbritannien, Gäste zu einer Veranstaltung im Rahmen des Globalen Investment-Gipfels auf Schloss Windsor begrüßt. Foto: Alastair Grant
Königin Elizabeth II. (M) lächelt, als sie zusammen mit Boris Johnson (l), Premierminister von Großbritannien, Gäste zu einer Veranstaltung im Rahmen des Globalen Investment-Gipfels auf Schloss Windsor begrüßt. Foto: Alastair Grant

LONDON: Gerade noch lehnte die Queen es lässig ab, als Seniorin geehrt zu werden. Nun scheint das Alter der 95-Jährigen allerdings doch Steine in den Weg zu legen: Eine Nachricht aus dem Palast lässt die Zweifel an der Fitness Ihrer Majestät wachsen.

Die Nachricht ist knapp - und sie kommt überraschend: Queen Elizabeth II. werde sich auf medizinischen Rat hin die nächsten Tage ausruhen und nicht wie geplant nach Nordirland reisen, teilte der Buckingham-Palast am Mittwochmittag mit. «Widerwillig» habe die 95 Jahre alte Königin den Rat ihrer Ärzte angenommen - sie sei enttäuscht, ihre geplanten Termine nicht wahrnehmen zu können. Kaum eine andere Wortwahl hätte das bedingungslose Pflichtbewusstsein der Monarchin wohl besser zum Ausdruck bringen können.

Die Nachricht kam an einem Tag, an dem die Queen verschiedenste Titelseiten damit zierte, wie sie ungewohnt keck ihre Gesundheit betont. Mit einer unkonventionellen Antwort schlug die Königin die «Oldie of the Year»-Auszeichnung aus, die ihr das Seniorenmagazin «The Oldie» verleihen wollte.

«Ihre Majestät glaubt, man ist so alt, wie man sich fühlt», schrieb der Privatsekretär der 95-Jährigen, Tom Laing-Baker, in einer schriftlichen Absage, die in der November-Ausgabe der Zeitschrift veröffentlicht wurde. «Daher ist die Queen der Meinung, dass sie nicht die relevanten Kriterien erfüllt, um die Auszeichnung zu akzeptieren, und hofft, dass sich ein geeigneterer Kandidat findet.»

Die Zeitschrift feierte die Antwort als «höflichste Absage der Geschichte», der britische Boulevard jubelte. Die Monarchin, so schien es, wollte ihrem Volk versichern, dass es sich keine Sorgen machen müsse. Doch diese dürften nun umso stärker werden.

Schon in der vergangenen Woche hatte es Gerüchte über den Gesundheitszustand der Queen gegeben, als sie sich bei zwei Terminen mit Gehstock zeigte. «Es wird angenommen, dass sie zum ersten Mal eine Gehhilfe bei einer offiziellen öffentlichen Veranstaltung verwendet hat», meldete sogar die Nachrichtenagentur PA. Zuletzt ging die Queen vor knapp 20 Jahren mit Stock. Doch damals hatte sie sich von einer Knie-Operation erholt.

Ihren königlichen Terminkalender, der bereits wenige Wochen nach dem Tod ihres Ehemanns Prinz Philip im Frühjahr wieder prall gefüllt war, arbeitete Elizabeth II. auch in den vergangenen Tagen stoisch ab. Erst am Dienstag empfang sie Wirtschaftsvertreter in Windsor - und sah dabei «fit und fröhlich» aus, wie Beobachter berichten.

Wie lange die gesundheitsbedingte Auszeit auf Schloss Windsor anhalten wird und ob Details zu den Gründen aus den Palastmauern dringen, bleibt abzuwarten. Die Entscheidung habe nichts mit Corona zu tun, meldete PA unter Berufung auf Palastkreise. Nach bisherigen Plänen will die Queen, die sich in den vergangenen Tagen auch ungewohnt deutlich für energischeren Klimaschutz ausgesprochen hatte, Anfang November die Weltklimakonferenz in Glasgow mit ihrem Besuch beehren.

Gleichzeitig laufen die Vorbereitungen für das 70-jährige Thronjubiläum auf Hochtouren. Das «Platinum Jubilee», für das die Briten sich im kommenden Jahr sogar über einen extra freien Tag freuen können, soll mit einem mehrtägigen Fest Anfang Juni samt feierlichen Paraden begangen werden.

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