Sondersitzung von Bulgariens Parlament gescheitert

Demonstranten schwenken bulgarische Flaggen während eines regierungsfeindlichen Protests vor dem Ministerrat in Sofia, Bulgarien. Foto: epa/Vassil Donev
Demonstranten schwenken bulgarische Flaggen während eines regierungsfeindlichen Protests vor dem Ministerrat in Sofia, Bulgarien. Foto: epa/Vassil Donev

SOFIA: In Bulgarien ist eine Sondersitzung des Parlaments gescheitert, weil nicht ausreichend Volksvertreter anwesend waren. Die Abgeordneten des Regierungslagers aus Bürgerlichen und Nationalisten kamen am Donnerstag nicht zur Sitzung des Parlaments. Diese war mitten in der Sommerpause von den oppositionellen Sozialisten zur Aufstockung des Staatsetats 2020 beantragt worden. Die Sozialisten legten aber nach Informationen des größeren Koalitionspartners GERB keinen ausgearbeiteten Entwurf vor. «Das Land steckt in einer politischen und institutionellen Krise», beklagte Sozialisten-Chefin Kornelia Ninowa.

Dutzende Demonstranten forderten am Parlament den Rücktritt der Regierung von Ministerpräsident Boiko Borissow. «Borissow setzt seine langjährige Praxis fort, das bulgarische Parlament zu erniedrigen», kritisierte Hristo Iwanow, einer der Organisatoren der seit dem 9. Juli laufenden Proteste. Er ist Mitvorsitzender der im Parlament nicht vertretenen konservativ-liberalen Koalition Demokratisches Bulgarien. Das Protestlager beschuldigt die Regierung, wie eine Mafia zu handeln und von Oligarchen abzuhängen.

Die Protestler warfen Eier und Tomaten am Abgeordneten-Eingang des Parlaments. Sie hatten Regierungschef Borissow aufgefordert, bis Mittwochabend zurückzutreten. Zur angedrohten Blockade des Parlaments kam es allerdings nicht. Die Sozialisten hatten auch eine Anhörung über Zwischenfälle zwischen Unruhestiftern und Journalisten bei einem Parteiforum der bürgerlichen Regierungspartei GERB beantragt.

Das Kabinett hatte am Mittwoch zusätzliche Corona-Hilfen im Wert von 130 Millionen Lewa (umgerechnet rund 66 Mio Euro) beschlossen. Der Koalitionsrat der Regierung lehnt einen Rücktritt «auf Druck der Straße» ab. Dies wird mit der Corona-Pandemie sowie der schon im März 2021 anstehenden regulären Parlamentswahl begründet. Eine Neuwahl fordern auch die aus den früheren Kommunisten hervorgegangenen Sozialisten und Staatschef Rumen Radew, der ihnen nahesteht.

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