So hohen Krankenstand noch nicht erlebt

Intensivmediziner

Die Tür zur Intensivstation der Kinderklinik des St. Joseph-Krankenhauses. Foto: Christoph Soeder/dpa
Die Tür zur Intensivstation der Kinderklinik des St. Joseph-Krankenhauses. Foto: Christoph Soeder/dpa

BERLIN: Der Krankenstand in der Bevölkerung hat nach Aussage des Intensivmediziners Christian Karagiannidis historische Dimensionen erreicht. «Der Krankenstand in der Gesellschaft ist aktuell extrem hoch, so etwas habe ich noch nicht erlebt», sagte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin der «Rheinischen Post» (Samstag). In vielen Regionen gebe es so gut wie keine freien Intensivbetten mehr. Hauptproblem seien nicht mehr Corona-Infektionen. «Derzeit kämpfen wir gegen sehr breitgefächerte Krankheitsbilder: Grippe, RS-Virus, Corona und andere Atemwegserkrankungen, dazu die üblichen Notfälle.»

Hoffnung setzt Karagiannidis auf die Feiertage. «Ich setze darauf, dass wir uns bald in die Feiertage retten können. Dann ebbt üblicherweise das Aufkommen in den Kliniken ab, die Kapazitäten in den Krankenhäusern steigen wieder.»

Angesichts überlasteter Kinderkliniken bekommt es das Gesundheitspersonal nach Einschätzung des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) zunehmend auch mit Drohungen und Gewalt zu tun. «Es häufen sich Fälle von Androhung oder der tatsächlichen Ausübung psychischer und physischer Gewalt gegenüber dem Gesundheitspersonal», sagte DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt der «Rheinischen Post». Eltern müssten teils stundenlang in den Notaufnahmen sitzen oder kranke Kinder auf Krankenhausfluren übernachten, beklagte sie. Kurzfristige Abhilfe zu schaffen, sei aber kaum möglich. Das Pflegefachpersonal müsse dringend entlastet werden.

Intensivmediziner Karagiannidis ist auch Mitglied der Regierungskommission für Krankenhausversorgung. Neben den Engpässen an den Kliniken kämpft das Gesundheitswesen auch mit Engpässen bei einer Reihe von Medikamenten. Karagiannidis plädierte dafür, dass der Staat in Kooperation mit hiesigen Pharmaherstellern bestimmte Medikamente auf Vorrat produzieren lässt, damit diese immer in ausreichenden Mengen verfügbar sind. «Das wird für das Land zwar teuer, aber ich finde es bedenklich für ein Land wie Deutschland, dass wir seit langer Zeit immer wieder mit solchen Engpässen zu kämpfen haben und sich dieser Mangel wegen der vielen Infekte in diesem Jahr besonders verschärft hat», sagte Karagiannidis.

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek sprach sich in der «Rheinischen Post» für ein Spitzentreffen zur Medikamentenversorgung aus. «Dafür sollte der Bund noch vor Weihnachten einen Gipfel mit allen beteiligten Institutionen einberufen und gemeinsam mit Ärzteverbänden, Kassenärztlicher Bundesvereinigung, Apothekern, Pharmagroßhändlern und pharmazeutischen Unternehmen nach Lösungen suchen», sagte der CSU-Politiker.

Wegen der Lieferprobleme bei Medikamenten für Kleinkinder übte der Kinderschutzbund scharfe Kritik. «Es ist ein Armutszeugnis für die Politik, dass jetzt nicht einmal genug Medikamente und fiebersenkende Mittel für die Kinder vorhanden sind», sagte Verbandspräsident Heinz Hilgers der «Stuttgarter Zeitung» und den «Stuttgarter Nachrichten» (Samstag). «Die Bundesregierung muss jetzt so schnell wie möglich handeln und Medikamente beschaffen. Und sie muss dringend die Weichen dafür stellen, dass sich eine solche Situation möglich nie mehr wiederholt.»

Zuletzt gab es Lieferschwierigkeiten bei Kindermedikamenten wie Fieber- und Hustensäften. Auch Mittel für Erwachsene sind betroffen, etwa Krebsmedikamente und Antibiotika, wie Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erläutert hatte. Um Problemen gegenzusteuern, hat er für die neue Woche einen Gesetzentwurf angekündigt.

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Jürgen Franke 18.12.22 17:50
Bleiben Sie weiterhin gesund, Herr Volkmann!
Ich werde im März 83, und bin am 22.12. 2022, 52 Jahre verheiratet. Aus steuerlichen Gründen lohnte es sich seinerzeit, noch vor Jahresende zu heiraten.
Jürgen Franke 18.12.22 17:40
Herr Amiguet, es ist davon auszugehen,
dass auch für diese Fälle die Pharmaindustrie etwas erfinden wird. Auf die Problematik des Tragens der Masken habe ich bereits 2020 hingewiesen und entsprechenden Widerspruch erhalten.
Norbert Schettler 18.12.22 17:40
Sehr richtig, Herr Volkmann
Sie sind mir zwar altermäßig um einiges voraus, ich habe aber vor Jahren hier schon geschrieben, je mehr man als Kind im Dreck gespielt hat und diesen auch '"zu sich genommen" hat, je mehr konnte sich das Immunsystem "weiterbilden", mal laienhaft ausgedrückt. Wünsche Ihnen noch weitere angenehme Jahre.
Hans-Dieter Volkmann 18.12.22 16:50
Edwin Bensinger 17.12.22 22:20 Immunabwehr
Ich glaube da ist was dran. Während des Krieges war ich im Alter von 3 bis 5 Jahren auf einem Bauernhof evakuiert. Der Kontakt mit den Tieren und zwangsläufig mit entsprechenden Keimen kommt mir heute zu Gute.
Mein Bruder und meine Schwester waren in einem Tierfreien Haushalt unter gebracht. Mein Spielplatz war bei den Kühen und Ziegen. Meine Schwester starb mit 70 Jahren und mein Bruder mit 78 Jahren. Ich werde in Kürze 83 Jahre und kann darauf hoffen das es noch etwas weiter geht.
Hansruedi Bütler 18.12.22 08:40
Die Entwicklung eines "gesunden" Immunsystems,
wurde vor allem durch das konsequente Maskentragen der Kinder "gezielt" verhindert.
Durch das Reinhalieren von CO2 (O2-Mangel) und der ganzen Mikrobensuppe sind nun all diese Kinder extrem gefährdet, denn ihr Immunsystem konnte nicht trainiert werden.
Wer die Nutzlosigkeit des Maskentragens zum angeblichen Selbstschutz, welche in vielen Untersuchungen bestätigt wurden (wie schon vorher gewusst), verinnerlicht hat, wusste Bescheid.
Auch chirurgische Masken dienen nicht zum Selbstschutz, sondern sollen den Patienten von den mikrobiellen Aussonderungen des Mediziners, schützen.
Also ganz klar: Kein Eigenschutz, da diese sehr kleinen Partikel die Maske spielen durchdringen und den Träger, nicht wie erwartet, schützen.
All dies kann der internationalen Fachliteratur entnommen werden.