Sheikh Hasina: Bangladeschs umstrittene «Mutter der Menschlichkeit»

Foto: epa/Monirul Alam
Foto: epa/Monirul Alam

DHAKA (dpa) - Zu Beginn ihrer politischen Karriere in Bangladesch kannte man Sheikh Hasina als Tochter des ermordeten «Vaters der Nation». Heute stellt sich die inzwischen 71-Jährige als «Mutter der Menschlichkeit» dar - weil das Land unter ihrer Führung eine Million Rohingya-Flüchtlinge aus Myanmar aufgenommen hat. Ihre Kritiker wiederum werfen der Premierministerin vor, Opposition und Medien zu unterdrücken. Nun steht Hasina vor einer dritten Amtszeit in Folge und ihrer vierten insgesamt.

Beim überwältigenden Sieg ihrer als säkular und sozialdemokratisch geltenden Partei Awami-Liga bei der Parlamentswahl am Sonntag stand Hasina kaum etwas im Weg: Ihre große Rivalin, die Oppositionsführerin und frühere Premierministerin Khaleda Zia, war wegen Korruption zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden und sitzt seit Februar im Gefängnis. Zias Partei, die konservative BNP, betrachtet sie als politische Gefangene.

Hasinas Vater Sheikh Mujibur Rahman war der erste Staatschef des islamischen südasiatisches Landes, nachdem es 1971 von Pakistan unabhängig wurde. Er wurde bei einem Attentat auf die ganze Familie während eines Militärputsches im Jahr 1975 ermordet. Hasina überlebte, sie war zu dem Zeitpunkt in Deutschland. So übernahm sie das politische Erbe.

Die studierte Literaturwissenschaftlerin war lange Zeit Oppositionsführerin, bis sie im Jahr 1996 zum ersten Mal Premierministerin wurde. Wiedergewählt wurde sie nach ihrer ersten Amtszeit nicht, aber inzwischen ist sie seit Januar 2009 zum zweiten Mal Regierungschefin - und damit die am längsten amtierende Premierministerin des Landes.

Unter Hasina hat Bangladesch ein deutliches Wirtschaftswachstum erlebt, aber auch etwa die Rohingya-Krise und den Einsturz des Textilfabrikgebäudes Rana Plaza mit mehr als 1100 Toten im Jahr 2013.

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