Serbischer Selbstmordattentäter war Nato-Gegner

Foto: epa/Boris Pejovic
Foto: epa/Boris Pejovic

BELGRAD (dpa) - Der 43-jährige Serbe, der am Donnerstag eine Handgranate gegen die US-Botschaft in Montenegro geworfen und sich dann selbst in die Luft gesprengt hatte, soll aus Enttäuschung gehandelt haben. «Er konnte nicht verschmerzen, dass Montenegro Mitglied der NATO geworden ist», sagte der Bruder des Attentäters laut der serbischen Regierungszeitung «Novosti» (Samstag). «Er ist stolz gewesen, als Soldat der jugoslawischen Armee am Krieg gegen die NATO teilgenommen zu haben.»

NATO-Bomben hatten 1999 serbisches Militär und Paramilitär aus dem fast nur noch von Albanern bewohnten Kosovo vertrieben, nachdem diese bis zu 800 000 Albaner gewaltsam vertrieben hatten. Der Serbe, der den Anschlag auf das US-Botschaftsgebäude in Montenegros Hauptstadt Podgorica verübt hatte, war vom damaligen jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic als Soldat für seinen Einsatz gegen die NATO ausgezeichnet worden.

Milosevic gilt als einer der größten Kriegstreiber in den Bürgerkriegen beim Zerfall Jugoslawiens (1991-1999). Er war im Kriegsverbrechertribunal in Den Haag 2006 an Herzinfarkt gestorben.

Der inzwischen beerdigte 43-Jährige hatte laut örtlichen Medien in ärmlichen Verhältnissen in Podgorica gelebt. «Er war als Held vom Kosovo ohne Arbeit und ohne Perspektive», zitierte «Novosti» dessen Bruder: «Das konnte er nicht mehr aushalten.»

Die Polizei hatte am Vortag mitgeteilt, sie habe bei dem Angreifer einen sechseitigen Abschiedsbrief gefunden. Einzelheiten daraus wurden jedoch nicht mitgeteilt.

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