Seoul will südkoreanische Unternehmer nach Nordkorea reisen lassen

Foto: epa/Yonhap
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SEOUL (dpa) - Lange quälte sich die südkoreanische Regierung mit der Entscheidung, ob sie wieder Unternehmer nach Nordkorea reisen lassen soll. Jetzt gibt sie grünes Licht. Doch Nordkorea will mehr.

Erstmals seit der Schließung eines gemeinsamen Fabrikparks mit Nordkorea vor drei Jahren will Südkoreas Regierung wieder einheimische Unternehmer zu ihren Anlagen in das Nachbarland reisen lassen. Die Regierung habe entschieden, die Reise von 193 Unternehmern zu genehmigen, «um ihre Eigentumsrechte zu schützen», teilte das Vereinigungsministerium in Seoul am Freitag mit. Zudem erklärte Südkorea, es wolle acht Millionen Dollar (7,17 Millionen Euro) für humanitäre Hilfe für das Nachbarland zur Verfügung stellen. In Nordkorea droht nach UN-Angaben eine neue Hungersnot.

Der Industriepark in der grenznahen nordkoreanischen Stadt Kaesong war Anfang 2016 unter der früheren südkoreanischen Präsidentin Park Geun Hye nach neuen Atom- und Raketentests Nordkoreas geschlossen worden. Es war das letzte große wirtschaftliche Kooperationsprojekt beider Staaten.

Südkoreas jetziger sozialliberaler Präsident Moon Jae In hatte von Anfang an geplant, die Schließung wenn möglich rückgängig zu machen. Doch neue Spannungen und die internationalen Sanktionen gegen Pjöngjang hatten dies immer wieder verhindert. Seit Anfang des vergangenen Jahres gingen beide Länder aber wieder aufeinander zu.

Zuletzt hatten südkoreanische Fabrikbesitzer zum wiederholten Mal den erforderlichen Reiseantrag für Nordkorea gestellt, um sich dort ein Bild über den Zustand ihrer Anlagen machen zu können. Wann sie jetzt reisen können, hängt nach Angaben des Vereinigungsministeriums von der Zustimmung Nordkoreas ab.

Ihre Reise wäre ein symbolischer Schritt, mit dem beide Länder ihren Kooperationswillen unterstreichen würden. Seit dem Scheitern des zweiten Gipfeltreffens zwischen US-Präsident Donald Trump und dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un im Februar in Vietnam wächst die Sorge, die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel könnten wieder zunehmen. Trump und Kim konnten sich in der zentralen Frage der atomaren Abrüstung Nordkoreas nicht einigen.

Pjöngjang drängte zudem Südkorea in den vergangenen Monaten immer wieder, sich unabhängig von den USA stärker für die bilaterale Zusammenarbeit einzusetzen. Der Industriepark in Kaesong war bis zur Schließung 2016 eine wichtige Deviseneinnahmequelle für das abgeschottete Nordkorea.

Das Präsidialamt in Seoul teilte mit, Südkorea plane, sich finanziell an Hilfsleistungen des Welternährungsprogramms (WFP) und des Kinderhilfswerks Unicef für Nordkorea zu beteiligen. Bei den Projekten gehe es um Nahrungsmittel und medizinische Hilfe für Kinder und Schwangere. Anfang Mai hatte das WFP berichtet, in Nordkorea drohe mindestens zehn Millionen Menschen Hunger. Die jüngste Ernte sei nach Dürren, Hitzewellen und Überschwemmungen so schlecht ausgefallen wie seit zehn Jahren nicht mehr. Am Freitag meldeten nordkoreanische Medien, das Land habe derzeit mit der schlimmsten Dürre seit mehr als 100 Jahren zu kämpfen.

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Jürgen Kesselheim 18.05.19 15:56
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Wieso kümmert sich das Welternährungsprogramm und das Kinderhilfswerk UNICEF um NORDKOREA? Soll doch CHINA sich um die Probleme von NORDKOREA kümmern! Sie halten doch ihre schützende Hand über den Despoten! Anscheinend geht es dem Land noch nicht schlecht genug, sonst könnten keine Raketentest und Abschottungspolitik durchgeführt werden! Das Volk liebt und verehrt doch seinen Präsidenten! Dann müssen sie auch für ihn hungern!